LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1980/1 S. 4-8

Zur Erhaltung der Feuchtgebiete:

Biotopmanagement am Beispiel einiger Feuchtgebiete im Norden des Landes
 
Bedeutung von Feuchtgebieten in 6 Punkten
  • Ausgeglichenes Landschaftsbild
  • Wasserreserven in der Natur
  • Brutplatz für bedrohte Vogelarten
  • Rastplatz für Zugvögel
  • Lebensraum für verschiedene andere Tierarten: Fische, Säugetiere, Reptilien, Lurche, Insekten, niedere Tiere usw.
  • Lebensraum für seltene Pflanzen
Feuchtgebiete gehören zu den reichsten Lebensräumen, die es in der Natur gibt.

Der folgende Artikel beschränkt sich darauf, die Wichtigkeit einiger Gebiete mit Hilfe von ornithologischen Daten zu untermauern. Auf die nicht minder interessanten Aspekte der übrigen Fauna und Flora hoffen wir in einer späteren, ausführlicheren Veröffentlichung zurückzukommen. Ziel der folgenden Zeilen ist es, den Anstoß zu geben zu einer Verwaltung der beschriebenen Gebiete nach Plan.

1) Einleitung
Nördlich einer Linie Oberwampach, Munshausen, Heinerscheid erstreckt sich das Oeslinger Hochplateau. In Nord-Süd-Richtung haben sich Woltz und Clerf tief eingegraben. Die Durchschnittshöhe dieses Plateaus liegt bei 460/480 m NN, während die Talsohle der Woltz/Clerf bis auf 360 m NN abfällt.
Was früher hauptsächlich Heidelandschaft war, sozusagen ein Ausläufer der Hautes Fagnes, wurde nach und nach für die Landwirtschaft gewonnen. Heute findet man noch in den Niederungen Reste der »Urvegetation«: Heide und moorige Wiesen. Flurnamen wie »Deckt Fenn«, »Holler Fenn«, »Ritterfenn«, »Dischfenn« bezeugen, daß Feuchtgebiete typisch für diese Gegend waren. Es ist demnach nicht verwunderlich, daß um die Jahrhundertwende sogar der Große Brachvogel als Brutvogel angegeben wurde (De la Fontaine) und das Birk-wild, nach Aussagen Ortsansässiger, noch bis 1930 vertreten war. Leider wurde so manches dieser für die Landwirtschaft uninteressanten Gebiete trockengelegt oder, was neuerdings zur großen Mode geworden ist, mit Fichten zugepflanzt. Daher sind die obengenannten Arten als Brutvogel längst verschwunden, während die Bekassine jetzt noch brütet, wenn auch nur spärlich. Auf dem Durchzug wurden in neuerer Zeit Arten wie Schwarzstorch, Fischadler, Dunkler Wasserläufer, Rotschenkel, Bruchwasserläufer, Trauerseeschwalbe, Rohrschwirl, Blaukehlchen festgestellt. Man muß jedoch bedenken, daß der Norden des Landes stets das Stiefkind der Ornithologen war und so viele Daten einfach nicht erfaßt wurden. Erst seit Mitte der sechziger Jahre ist eine regelmäßigere Aktivität verschiedener Beobachter zu verzeichnen. In punkto allgemeiner Naturschutz wird keine Unwahrheit verbreitet, wenn wir sagen, daß bis vor kurzem gar nichts und bis heute recht wenig von Seiten des Staates für die Erhaltung der Natur in diesem Landesteil unternommen wurde. Vielleicht ist dies darauf zurückzuführen, daß für die meisten Luxemburger die Begriffe »Oesling« und »Natur« eng gekoppelt sind. In der Tat ist die Oeslinger Landschaft bislang von Industrielärm und Schmutz weitgehend verschont geblieben, so daß die »Städter« dort Abwechslung und Erholung suchen und finden konnten.
Doch diese Unberührtheit ist nur Schein. Auch das Oesling kennt Natur- und Landschaftsschutzprobleme, die auf eine nur kurzfristig planende Land- oder Forstwirtschaft sowie die augenblicklich betriebene Tourismus-Politik zurückzuführen sind.
Der Ausverkauf der Oeslinger Landschaft hat, unbemerkt von vielen, schon längst begonnen (z. B. Aufstellen von »Roulottes« in den abgelegensten Tälern). Vielleicht wird gerade hier der Kampf für die Erhaltung von Natur und Landschaft am schwersten, weil alles noch so intakt erscheint. Im folgenden stellen wir kurz einige Feuchtgebiete vor, die wichtige Ausgangspunkte sind für die Schaffung eines regelrechten Netzes von Naturreservaten im Oesling, - sozusagen Oasen für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Trotz verschiedener Schwierigkeiten gab es - besonders seit dem Naturschutzjahr 1970 - erfreuliche Erfolge. Es wurden große Anstrengungen unternommen zur Rettung der letzten Reste von Feuchtgebieten. Die Verantwortlichen der »Fondation Natura«, ins Leben gerufen durch Natura, die Luxemburger Liga für Vogelschutz und Vogelkunde, the World Wildlife Fund-Luxemburg, sowie einige Privatpersonen, konnten bis heute im ganzen Lande rund 20 ha aufkaufen, sowie 15 weitere pachten. (Die Pachtkosten pro Jahr belaufen sich momentan auf rund 100.000 Franken.) Mittlerweile hilft auch die Forstverwaltung tatkräftig beim Ankauf mit.
Durch gezielte Planung und unter Mithilfe privater Vereinigungen sowie öffentlicher Instanzen könnten die letzten Feuchtgebiete im Norden des Landes zu ideal in die Agrarlandschaft eingefügten Naturrefugien ausgebaut werden. Dieselben liegen in einem Umkreis von knapp 10 bis 12 km Durchmesser.
Obschon in den letzten Jahren wichtige Kernstücke durch Ankauf respektiv Pacht teilweise gesichert wurden, bedarf es noch weiterer Anstrengungen in dieser Richtung.
Grössere Wasserflächen in der Nähe der besprochenen Feuchtgebiete
1) Stausee von Esch/Sauer
2) See bei Weis-wampach (nach definitivem Ausbau soll ein 1,5 ha großer Weiher als Naturreservat ausgewiesen werden)
3) Etang de Thommen in Belgien
Die wichtigsten zu erhaltenden Feuchtgebiete der Nordspitze Luxemburgs

2) Kurze Beschreibung der wichtigsten Gebiete

a) Weiler Weiher:
Rund 7 ha sind gepachtet; das Gebiet könnte auf etwa 10 ha ausgedehnt werden. Die Wasserfläche wird von drei Teichen mit insgesamt 4 ha gebildet. Der Wasserstand ist seit der Instandsetzungen, die in den Jahren 1978 und 1979 im Rahmen des »Camp Ecologique« durchgeführt wurden, regulierbar. Die Kosten hierfür beliefen sich bisher auf rund 75.000 Franken. Im momentanen Zustand kann dieses Gebiet noch nicht die Funktion eines richtigen Reservats erfüllen. Es fehlt die gesetzliche Basis, die es erlauben würde, die Jagd auf Wasservögel in solchen Gebieten zu unterbinden oder wenigstens stark einzuschränken.

Die Weiher bei Weiler          (Foto: R. Schmitz)
b) »Am Dall« - Helzingen:
In diesem Gebiet sind etwa 7 ha angekauft oder gepachtet. Die Gesamtfläche liegt bei ungefähr 10 ha. Weitere Ankäufe sind dringend nötig. Im jetzigen Zustand ist das Areal für den Naturschutz jedoch von relativ geringem Wert, da der Wasserspiegel durch Drainagearbeiten, die sich im nachhinein als Fehlinvestitionen erweisen, zu tief gefallen ist. Um dem abzuhelfen, besteht die Möglichkeit, eine regulierbare Wasserfläche zu schaffen, ohne dadurch die anliegenden Äcker und Weiden zu beeinträchtigen. Da der Weiler Weiher nur knapp 700 m entfernt ist, würden sich beide Gebiete vorteilhaft ergänzen.
c) »Kaleburn« - Hoffelt:
Das Feuchtgebiet dürfte etwas größer als 5 ha sein. An seinem östlichen Ausläufer liegt ein etwa 10 a großer Teich. Nur 1,5 ha konnten bisher angekauft werden. Eine kleine Fichtenschonung und sich stark ausbreitende Weidengruppen vermögen den unbestreitbaren Wert eines Gebietes nicht zu beeinträchtigen, das sich durch sein reiches Wasserangebot sowie seine absolut störungsfreie Lage am Rande eines ausgedehnten Waldgebietes auszeichnet. Um ein Zuwachsen des Gebietes zu verhindern, drängen sich Säuberungsarbeiten auf.
d) »Sporbech« - Trotten:
Zwischen Trotten und Hoffelt, am »Sporbech«, liegen mehrere 3-4 ha große Areale, die im »Plan sectoriel pour l'aménagement du territoire« als schützenswert angeführt sind, bisher jedoch weder durch Kauf noch durch Pacht gesichert wurden. Hier drängen sich sofortige Maßnahmen auf, da zur Zeit (Februar 1980) Teile des Gebietes durch Anpflanzen von Fichten zerstört werden.
e) »Ramescher« - Wintger:
Gesamtgröße: 10 ha. Abgesichert durch Pacht und Kauf sind 4,5 ha. Dieses Gebiet ist besonders interessant durch seine Größe und seine Lage (kein Dorf und keine Straße in nächster Nähe). Primordial müßten die restlichen Parzellen abgesichert werden. Ähnlich wie »Am Dall« müssen auch hier Arbeiten vorgesehen werden, die zu einer optimalen Biotopgestaltung führen (Heben des Grundwasserpegels, Anlegen einiger kleiner Teiche).
f) »Weierbaach - Klengelbaach - Woltz« - Cornelysmühle:
Die beiden erstgenannten Gebiete stoßen auf das Woltztal zwischen Niederbesslingen und Ulflingen. Als Anziehungspunkt gelten private Fischteiche (2,5 ha groß), welche sich im südlichen Teil der Talsenke befinden. Außerdem gibt es etwas nördlicher noch eine kleinere, natürliche Wasserstelle und Schlammflächen inmitten des stark versumpften Geländes.
Von diesem Gebiet, das sich in einer Gesamtlänge von 2 km über rund 20 ha erstreckt, wurden bis jetzt etwa 3,5 ha angekauft. Hier besteht die Möglichkeit, ein Feuchtgebiet von einmaliger Größe (für luxemburgische Verhältnisse) mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.
3) Liste der beobachteten Vogelarten:
Haubentaucher (Podiceps cristatus)
Weiler Weiher: Einige Beobachtungen von Durchzüglern.
Zwergtaucher (Podiceps rufficollis)
Brütete bis Ende der sechziger Jahre auf den Fischteichen der Cornelys-Mühle, verschwand aber, als der ursprünglich mit reicher Ufervegetation umgebene Teich einer modernen Fischzuchtanlage weichen mußte. Um so erfreulicher ist die Ansiedlung 1979 am Weiler Weiher, welche nicht zuletzt auf die dort erfolgten biotopgestaltenden Arbeiten zurückzuführen ist. Regelmäßige Durchzugsbeobachtungen.
Graureiher (Ardea cinerea)
Von Herbst bis Frühjahr bis zu 15 Exemplare am Weiler Weiher. Auch dürfte ein Austausch mit dem »Etang de Thommen« (ca 10 ha) - (rund 15 km Luftlinie entfernt in Belgien), sowie mit dem Stausee von Esch-Sauer bestehen. Dies gilt auch für andere Wasservögel. Auch im Sommer sind einige Graureiher regelmäßig in der besagten Gegend anzutreffen. Im Mai 1979 wurde die Balz von zwei Exemplaren beobachtet. Ein isoliertes Brutvorkommen ist nicht auszuschließen. Die Weiler Weiher werden durch das Aussetzen von 4 Zentnern Friedfischen übrigens zum Nahrungsteich werden.
Stockente (Anas platyrhynchos)
In fast allen aufgezählten Gebieten ist die Stockente Brutvogel. Die größten Ansammlungen wurden am Weiler Weiher sowie an der Cornelys-Mühle festgestellt (bis zu 100 Exemplare).
Krickente (Anas crecca)
Regelmäßig auf dem Durchzug am Weiler Weiher und bei Cornelys-Mühle. Ein am 8. September in Weiler beringtes Exemplar wurde am 12.1.1980 in Ludon-Médoc (Frankreich), 780 km entfernt, erlegt.
Knäkente (Anas querquedula)
Exemplare dieser Art wurden noch bis Mitte Mai sowohl am Weiler Weiher wie im Woltztal angetroffen. Bei einer erweiterten Wasserfläche, der nötigen Deckung und Ruhe während der Fortpflanzungszeit wäre ein Brutvorkommen möglich.
Löffelente (Anas clypeata)
Beobachtet auf dem Durchzug im Woltztal und bei Weiler.
Spießente (Anas acuta)
Für diese Art liegen Daten besonders für die Monate November und Februar aus Weiler und Cornelys-Mühle-Woltztal vor.
Schwarzstorch (Ciconia nigra)
1 Exemplar wurde am 21.9.1974 bei der Cornelys-Mühle erschöpft gegriffen und einer Auffangstation in der Schweiz übergeben.
Bläßralle (Fulica atra)
Gleich nach den bereits beschriebenen Arbeiten am Weiler Weiher stellte sich ein Brutpaar ein. 7 Jungvögel kamen hoch. Erster Brutnachweis für den Norden des Landes.
Teichhuhn (Gallinula chloropus)
Brütet sicher am Weiler Weiher und im Woltztal.
Bekassine (Gallinago gallinago)
In früheren Jahren dürfte diese Art in fast sämtlichen Feuchtgebieten des Nordens gebrütet haben. Momentan kann jedoch ein Brutvorkommen nur für »Am Dall« und das Woltztal als wahrscheinlich angesehen werden. Durch die bereits beschriebenen Amenagierungsarbeiten könnte das regelmäßige Brüten dieser Art in mehreren Paaren in fast allen Gebieten erreicht werden.
Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus)
Diese kleinste europäische Schnepfenart wurde im Woltztal sowie in Weiler beobachtet und dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit 1979/80 dort überwintert haben.
Dunkler Wasserläufer (Tringa erythropus)
1 Ex am 9.5.1974 sowie 3 Ex am 2.5.1975 am Weiler Weiher.
Rotschenkel (Tringa totanus)
2.5. und 25.5.; 23.8. 1973 je 1 Exemplar.
12.5. und 15.5.1974 1 Ex; am 2.7.1974 2 Exemplare.
20.4.1979 1 Ex. Alle Beobachtungen am Weiler Weiher.
Durch die Regulierung der Wasserhöhe besteht die Möglichkeit, Schlamm- und Seichtstellen zu schaffen, die den Limikolen auf dem Durchzug zur Nahrungssuche dienen.
Grünschenkel (Tringa nebularia)
Regelmäßiger Herbst- und Frühjahrs-durchzügler am Weiler Weiher. Ein dort beringtes Exemplar wurde in »Kaleburn« kontrolliert, sowie erneut am Beringungsort gesichtet. Dies beweist ein Hin- und Herpendeln der Wasservögel, bedingt durch die geringen Entfernungen zwischen den verschiedenen Gebieten.
Bruchwasserläufer (Tringa glareola)
Diese Limikolenart gehört zu den regelmäßigen Durchzügjern in Herbst und Frühjahr in Weiler. Besonders auffallend ist das Vorkommen in der zweiten und dritten Dekade Mai.
Waldwasserläufer (Tringa ochropus)
Regelmäßiger Durchzügler im Woltztal und am Weiler Weiher.
Flußuferläufer (Tringa hypoleucos)
Der nächste Brutort liegt bei Tabern an der Saar. Der Flußuferläufer dürfte an allen Wasserläufen der beschriebenen Gebiete auf dem Durchzug vorkommen. Bis Mitte Mai liegen Daten für das Woltztal und Weiler vor.
Kampfläufer (Philomachus pugnax)
22.4.1974 1 Ex sowie am 7.5.1979 3 Ex am Weiler Weiher.
Zwergstrandläufer (Calidris minuta)
12.5.1973 und 15.5.1973 1 resp. 7 Ex am Weiler Weiher. 7.9.1978 1 Ex in »Kaleburn« gefangen und beringt. Derselbe Vogel konnte auch am Weiler Weiher beobachtet und kontrolliert werden.
Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)
Regelmäßiger Durchzügler Ende Mai am Weiler Weiher sowie im Woltztal.
Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula)
Je 1 Exemplar am 14/15.5.1974; 11.1.1974 in Weiler
Lachmöwe (Larus ridibundus)
Regelmäßiger Durchzügler im Frühjahr am Weiler Weiher.
Fischadler (Pandion haliaetus)
1 Exemplar fängt am 17.9.1974 einen Fisch an den Teichen des Woltztals.
Kiebitz (Vanellus vanellus)
Brütet sowohl in den Sumpfgebieten als auch auf den anliegenden Feldern und Wiesen. Zur Nahrungssuche sind die Vögel jedoch sehr häufig in den beschriebenen »Reservaten« anzutreffen.
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
Diese Rohrsängerart nistet in vier der sechs aufgeführten Gebiete.
Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus)
Bedingt durch das Fehlen von Schilfbeständen gibt es kein Brutvorkommen. Die Art konnte durch Fang (Beringungscamp) während des Herbstdurchzuges festgestellt werden.
Feldschwirl (Locustella naevia)
Nachweis von ein bis zwei Paaren in Weiler und im Woltztal.
Rohrschwirl (Locustella luscinoides)
Ein Nachweis durch Fang am 6.9.1978 am Weiler Weiher. (Erster gesicherter Nachweis für Luxemburg!!!)
Blaukehlchen (Luscinia svecica)
Nachgewiesen durch Beringung am 6.9.1978 in Weiler.
Eisvogel (Alcedo atthis)
Einzelne Beobachtungen in Weiler sowie an der Woltz.
Wasserpieper (Anthus spinolett)
Einzelne Überwinterer, besonders im Woltztal und am Weiler Weiher.
Grauammer (Emberiza calandra)
Ramescher - Ein singendes Exemplar Anfang August 1975.
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
Wurde als Durchzügler in Ramescher, Weiler und Woltztal beobachtet.
Wiesenweihe (Circus pygargus)
Sommervorkommen in der Gegend von Weiler, Ramescher, Am Dall. Bei definitiver Sicherung dieser Gebiete kann man ein eventuelles Brutvorkommen nicht ausschließen (dies gilt übrigens auch für die Kornweihe).
Kornweihe (Circus cyaneus)
Sommervorkommen sowie Herbst- und Winterbeobachtungen.
Sumpfohreule (Asio flammeus)
Winterbeobachtungen dieser Art liegen aus Ramescher vor.
Weiterhin brüten u.a. noch folgende Vogelarten in diesen Gebieten: Rohrammer, Schafstelze, Bachstelze, Gebirgsstelze, Braunkehlchen, Neuntöter, Raubwürger, Wacholderdrossel, Singdrossel, Wiesenpieper, Grasmücken usw.
Kurzum, bei totalem Verschwinden dieser Restbiotope, die momentan noch nicht als ideale Refugien gewertet werden können, jedoch bereits reelle ökologische Nischen darstellen, würden nicht nur 10 bis 15 Vogelarten ihre spezifischen Brutplätze verlieren und somit verschwinden, sondern auch die übrige auf Feuchtgebiete angewiesene Tier- und Pflanzenwelt geschädigt werden. An dieser Stelle sei wiederholt, daß bisher 130 Brutvogelarten für unser Land festgestellt wurden, die Rote Liste der bedrohten Brutvögel jedoch gleich 47 Arten umfaßt. Das sind immerhin 36% !!! Weiterhin stellen die Feuchtgebiete in ihrem jetzigen Zustand für eine große Anzahl von Zugvögeln wichtige Rast- und Nahrungsplätze dar.
4) Schlußfolgerungen
Neben der Biotoperhaltung durch Kauf oder Pacht und der Neuschaffung an geeigneten Stellen (Beispiel: »Streissel« bei Bettemburg; siehe Seite 9 in dieser Nummer) gehört heute auch die Biotopgestaltung oder das Biotopmanagement zum Aufgabenbereich der Naturschutzvereinigungen. Durch begrenzte und wohldurchdachte Eingriffe ist es nämlich möglich, in einem bestimmten Gebiet über einen längeren Zeitraum annähernd gleichbleibende Lebensbedingungen zu erhalten. Dies ist besonders dort von Bedeutung, wo bedrohte Tier- oder Pflanzenarten leben oder angesiedelt werden sollen, die bestimmte Anforderungen an ihren Lebensraum stellen. In diesen Fällen kann auch ein an sich natürlicher Vorgang wie z. B. die Verlandung eines Weihers oder das Zuwachsen einer Heidelandschaft durch Sträucher unerwünschte Auswirkungen auf den Bestand gefährdeter Arten haben.
Ob die freie Wasserfläche eines Weihers dadurch verschwindet, daß man ihn mit Bauschutt auffüllt, oder daß er im Laufe der Zeit verlandet, spielt im Endeffekt keine Rolle: als Lebensraum für Arten, die ans Wasser gebunden sind (z. B. Zwergtaucher) geht er verloren!
Am Beispiel der Weiler Weiher läßt sich die Wichtigkeit biotopgestaltender Maßnahmen leicht illustrieren. Zwei der ursprünglich drei Weiher waren infolge von Dammbrüchen leergelaufen und gänzlich von Pflanzen (Mädesüß, Weidenröschen, Weidensträucher) überwuchert. Der andere Weiher wies nur mehr eine geringe Wassertiefe auf (Ablaßvorrichtung defekt) und zeigte besonders an den Randzonen starke Verlandungserscheinungen. Im Herbst 1978 wurden die Ablaufvorrichtungen und die Dämme wieder instand gesetzt. Störende Vegetation wurde entfernt. Dies erlaubte, bei einem der Weiher den Wasserspiegel um gut 30 cm zu erhöhen und so die Wasserfläche zu verdoppeln; ein zweiter wurde teilweise unter Wasser gesetzt. Im Sommer 1979, also bereits im darauffolgenden Jahr, waren zwei Neuansiedlungen zu verzeichnen: je l Paar Bläßrallen und Zwergtaucher brüteten erfolgreich. Daß beide Arten auf der Roten Liste der Brutvögel Luxemburgs stehen und sonst nirgends im Oesling brüten, wertet das Erreichte entsprechend auf. Die Ausbesserungsarbeiten wurden im Herbst 1979 weitergeführt, so daß im Frühjahr 1980 die drei Weiher unter Wasser gesetzt werden können. Es ist demnach mit weiteren Ansiedlungen zu rechnen.
Obschon diese Resultate erfreulich und ermutigend sind, gilt es, auf verschiedene Tatbestände hinzuweisen, die die Arbeit der Naturschutzvereinigungen wesentlich erschweren. Alle potentiellen Naturschutzgebiete, für deren Sicherung wir uns einsetzen, sind ziemlich klein. Sie sind also den Einflüssen der Umgebung mehr oder weniger stark ausgesetzt und aus diesem Grund leicht verwundbar. Umso bedauerlicher ist es, daß Luxemburg (als einziges westeuropäisches Land!) noch nicht über die für einen einigermaßen wirksamen Schutz von Naturreservaten unbedingt erforderliche gesetzliche und juristische Basis verfugt. Der entsprechende Gesetzesentwurf verstaubt seit 1973 in einer Regierungsschublade.
Genauso schlecht ist es um eine starke Naturschutzverwaltung bestellt. Waren sich vor den Wahlen alle großen Parteien einig, daß in Zukunft nur noch eine Verwaltung für Natur- und Umweltschutz zuständig sein müßte, reicht es heute - einige Monate danach - gerade noch für ein Koordinationsgremium, dessen Aufgabe es sein soll, die Arbeiten der verschiedenen Ministerien und Verwaltungen aufeinander abzustimmen. Das Kompetenzwirrwarr bleibt erhalten und es ist fraglich, ob eine Besserung überhaupt erreicht werden kann. Die Planungsarbeiten, denen im Natur- und Umweltschutzbereich eine immer größere Bedeutung zukommt, werden jedenfalls nicht erleichtert.
Bliebe noch das finanzielle Problem! Der Kauf, die Pacht und auch der Unterhalt von Naturschutzgebieten kostet viel Geld. Hier muß der Staat seine Verantwortung übernehmen. Genauso wie er Schulen, Straßen, Fußballfelder, Kanalisationen, Kläranlagen usw. als gemeinnützige Einrichtungen ganz oder teilweise finanziert, muß er auch zur Sicherung einer gesunden und intakten Umwelt beitragen. Dazu gehört auch die Schaffung von Naturreservaten! 1979 wurden vom Staat hierfür jedoch weniger als 0,05% des Gesamthaushaltes zur Verfügung gestellt!
Nebenbei sei bemerkt, daß das staatliche Subsid an die Vogelschutzliga seit 1970 nicht mehr erhöht wurde. Die Inflationsrate für denselben Zeitraum beträgt jedoch mehr als 50%. Wäre es beim Ankauf von Reservaten denn nicht möglich, daß - wie etwa in der Bundesrepublik Deutschland - bei einer finanziellen Beteiligung der Naturschützer der Staat den restlichen Teil beisteuern würde? Über den prozentualen Anteil beider Parteien müßte doch eine Einigung erzielt werden können, bspw. 20-30% für die Naturschutzorganisationen, 70-80% für den Staat. Eine andere Lösung wäre die Gründung einer sogenannten »Societe d'Economie Mixte«, welche de facto übrigens bereits besteht durch den Ankauf ökologisch wertvoller Landparzellen seitens der Forstverwaltung sowie der Fondation Natura in ein und demselben Gebiet (In Kaleburn, Ramescher).
Die Naturschutzorganisationen haben gezeigt, daß sie nicht zulassen wollen, wie die letzten Refugien für stark spezialisierte Tier- und Pflanzenarten nach und nach verschwinden. Sie haben große finanzielle Opfer gebracht und sind bereit, auch weiterhin welche zu bringen, um zukünftigen Generationen einen Rest ursprünglicher Natur zu erhalten. Sie wollen sich nämlich den Vorwurf ersparen, tatenlos zugesehen zu haben, wie unser Land zu einer einzigen Kultursteppe umgewandelt wurde. Es geht schließlich um mehr als nur um ein paar Blümchen und Tierchen. Soll dieses Ziel erreicht werden, so müssen weiterhin erhebliche Geldmittel aufgebracht werden, denn nur durch Kauf sind ökologisch wertvolle Gebiete endgültig zu sichern! Sind sie einmal zerstört, so lassen sie sich kaum wieder herstellen und sind also für immer verloren.

Verfasser: Norbert Paler, J.-P. Schmitz, Jean Weiss


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