Gefiederte
Bauherren
Im Tierreich gibt es in manchen
Tierfamilien Vertreter die als Erbauer von "harten" Konstruktionen bekannt
sind. So z.B. im Meer die Korallen oder in Afrika die Termiten. Bei den
Vögeln sind es vor allem die Schwalben, in Luxemburg die Mehlschwalbe,
auch Fensterschwalbe genannt, weil sie gelegentlich in die obere Ecke von
Fensterrahmen baut. Bevor es menschliche Siedlungen gab, baute sie in Felswände,
so wie das in den Alpen auch heute noch gelegentlich vorkommt. An günstigen
Orten brüten diese Arten gesellig.
Weltreisende unter
unserem
Dach
Wer ist sich bewusst, dass
Schwalben, die bei uns an einem schönen Frühlingstag ihr Vorjahresnest
anfliegen, eine Reise von 8.000-12.000 km Fluglinie hinter sich haben,
und dabei Meere, Wüsten und Gebirge überflogen? Sie sind wahre
Marathonflieger, und da sie einige Jahre
alt werden können, kommen sie in der Gesamtkilometerzahl derjenigen
eines Durchschnittsautos gleich.
In punkto Nachhaltigkeit
bei interkontinentalen Flügen sind diese Biomaschinen nicht zu übertreffen:
als Treibstoff dienen allenfalls etliche Mücken die im Flug verspeist
werden.
Die Orientierungsfähigkeit
dieser Weltreisenden ist auch heute noch Spitze: nach einer 10.000 km langen
Reise finden sie metergenau ihren Startort wieder!
Aber nicht nur ihre angeborene
"normale" Route ins Winterquartier finden sie, sondern auch zu ganz unüblichen
Ortsfindungen sind sie fähig. J. Morbach berichtet 1943 von einem
Taubenzüchter der es genau wissen wollte:
"Vor ca 20 Jahren hat ein
Bonneweger Brieftaubenzüchter eine diesbezügliche interessante
Feststellung gemacht. Er hatte eine an seinem Hause nistende Mehlschwalbe
eingefangen und dieselbe in einem Körbchen mit den Konkurstauben nach
Tournhout (Belgien) gesandt. Entfernung ungefähr 210 km Luftlinie.
Sonntags morgens um 6 Uhr wurden Tauben und Schwalbe aufgelassen. Letztere
gelangte gegen 8 Uhr in ihrem Nest an, die erste Brieftaube um 11 Uhr."
Wenn der Vogelzug
entgleist ...
Bei den Wanderungen aber
läuft nicht immer alles glatt ab. Manchmal zwingen längere Schlechtwetterperioden
die Vögel - wegen Kälte und Nahrungsmangel - ungewollt Halt einzulegen.
Sie vertragen Perioden mit Nahrungsmangel durch ihre mehr oder weniger
ausgeprägte Fähigkeit die Körpertemperatur zu senken, also
in eine Art Kältestarre zu fallen, und so weniger Kalorien zu verbrauchen.
Auch sammeln sie sich dann gerne in dicht gedrängten "Trauben" wo
sie sich gegenseitig etwas wärmen können. Eine derartige "Entgleisung"
des Vogelzugs fand im Herbst 1974 statt. Ein Bericht
erzählt darüber, wo etwa 10.000 Schwalben aus Luxemburg per Flugzeug
nach Süden verfrachtet werden konnten und so gerettet wurden. Das
gleiche geschah mit einer Million Schwalben aus Süddeutschland und
einer halben Million in der Schweiz!
"Volks"zählungen
Genau zählbar sind die
Schwalben zwar nicht, aber man hat von jeher versucht die ungefähre
Zahl der Brutpaare in Luxemburg zu schätzen. So kam Morbach J. 1932
auf etwa 8.500 Rauchschwalbenpaare, Hulten/Wassenich errechneten 1960 etwa
28.000 Brutpaare, also wesentlich mehr. Bei den Mehlschwalben war es genau
umgekehrt: bei Morbach geht 1932 die Rede von 25.000 Brutpaaren, bei Hulten/Wassenich
1960 nur noch von 14.000-16.000 Brutpaaren.
Für die Uferschwalbe
geben Hulten/Wassenich 1960 etwa 800-1.000 Brutpaare an, beim Mauerselgler
soll es zu diesem Zeitpunkt etwa 8.000 Brutpaare landesweit gegeben haben.
Schwalbennestersuppe
Dass Vögel essbar sind,
ist nichts besonderes. Dass man Vogelnester essen kann ist schon überraschend.
Was hat es mit der chinesischen "Schwalbennestersuppe" auf sich? Im fernen
Osten gibt es Seglerarten (Salangane, Collocalia), Verwandte unseres
Mauerseglers, die ein "weiches" Nest aus Speichel bauen, das besonders
von den Chinesen als Delikatesse angesehen wird. Man nennt die damit gekochte
Suppe "Schwalbennestersuppe". Diese chinesische Spezialität wird tatsächlich
mit Vogelnestern hergestellt, jedoch stammt das Nest nicht von einer Schwalbenart,
sondern von einer Seglerart. Jedes Jahr werden Millionen davon "geerntet"
und nach China exportiert.