Ha-zwei-o       3 

Biodiversität?
Fastnacht?
Nein, unsere Wintergäste von Tschernobyl erkennt man jetzt viel besser!

 
 
 
 
 
 
Durch den sauren Regen vor einigen Jahren konservierten sich unsere Regen-Würmer besser
Heute halten sie sich weniger lang, schmecken aber nicht mehr wie Sauerkraut
 
Alles Gute kommt von oben? 

In normaler Natur wäre die Antwort wohl ja, denn von dort kommt gewöhnlich nur Wasser, und das ist ein verdammt nützliches Element hier auf Erden. 
Mit zunehmender menschlicher Tätigkeit weltweit hat sich die Lage merklich geändert, und das Thema ist zu einer fundamentalen Frage geworden. 
Nicht nur äusserst schädliche Elemente, wie radioaktive Stoffe, werden mitunter über weite Strecken durch die Lüfte befördert (Schadstoffe von der Tschernobylkatastrophe gingen auch über Luxemburg herab), sondern auch solche die auf den ersten Blick für den Menschen eher harmlos sind. Hierzu gehören z.B. schwefelhaltige Stoffe. Sie können sich in Säuren verwandeln und Veränderungen in den Ökosystemen hervorrufen. So war z.B. das Dahinsiechen der skandinavischen Wälder durch zunehmende Industrieabgase in Mitteleuropa hervorgerufen worden. 

Fortschritte in der Säurebelastung in Europa
In den Rotbezirken dieser Karte ist die Belastung mit schwefelhaltigen Stoffen am stärksten.

Dank den Anstrengungen auf internationaler Ebene hat sich die Lage seit den siebziger Jahren kontinuierlich gebessert, wie man anhand einer grafischen Darstellung sehen kann.

Nur sehr zögernd machen sich die Fortschritte im europaweiten Kampf gegen nitrathaltige Niederschläge  bemerkbar

 
 
 

Die Statistik aus dem französischen Departement Eure (über diese Gegend ziehen unsere Regenwolken!)  zeigt deutlich, dass dort die von der Landwirtschaft eingebrachten Düngemengen insgesamt wohl herabgehen, jedoch nicht in puncto Stickstoff

 
 
 
 
 

Vorkommen der Heidelerche in Luxemburg bis Mitte der siebziger Jahre
Vorkommen der Heidelerche 
in Luxemburg ab 1998

 
 
 
 
Seit dem Stickstoff-Dünger-Regen sind die Regen-Würmer viel fetter

Die hier gehen jetzt mal in die Reserve. Schliesslich sind Regenwürmer die Hauptnahrung der Maul-Würfe, und nicht die der Wild-Schweine
 
Wie kommt der Stickstoff in den Regen? 

Analysen von Regenproben haben ergeben, dass der Regen schon seit Jahrzehnten gar nicht mehr so rein ist wie man meinen würde. In ihm sind und waren allerlei Stoffe enthalten, die im Niederschlag in das Erdreich und anschließend auch in die Gewässer gelangen konnten. Diese Luftschadstoffbelastung besteht unter anderem aus Stickstoffverbindungen, also einem Düngemittel.

Stickstoff entweicht aus Gülle und Abgasen der Autos in Form von Gasverbindungen (Ammoniak, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid) in die Luft, und wird mit dem Regen wieder zur Erde befördert, manchmal hunderte Kilometer weit entfernt. Das heisst: Regen wirkt wie ein Dünger. Momentan rechnet man damit, dass in unseren Gegenden die Fläche von einem Fussballfeld etwa 40 kg Stickstoff/Jahr durch den Regen erhält. 
Die hiesigen Landwirte könnten sich ja freuen über diese unerwartete gratis Düngehilfe aus dem Himmel. 
Das gleiche Wasser fällt aber auch auf magere Heidebiotope, in denen sich dann auf die Dauer die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt ändert. Außerdem kumuliert sich diese Düngemenge im Laufe der Jahre, und wird dort auch noch lange Jahre nach Abklingen der „Düngung“ aktiv sein, und bewirken, dass die mit wenig Dünger zufriedenen Heidepflanzen vom Gras verdrängt werden. Spezialisten haben für diverse Biotope diverse kritische Belastungsgrenzen festgelegt. So liegt die jährliche kritische Belastung für Heideflächen z.B. bei 15-20 kg Stickstoff pro ha. 


Empfindlichkeitsgrad gegen Eutrophierung
rot = am meisten empfindliche Gebiete
Trotz diverser Anstrengungen sind die jetzigen Werte für empfindliche Ökosysteme aber nach wie vor zu groß.
Einige empfindliche Arten, die genau auf die ursprüngliche Artzusammensetzung eines Biotops angewiesen sind, werden hier nicht mehr weiterleben können. 
Genau das könnte mit den luxemburgischen Heidelerchen passiert sein, die – wir ihr Name das richtig ausdrückt – auf heideähnlichen Flächen vorkommt. Nun hat diese Art, aus nicht nachweisbaren Ursachen, in unseren Gegenden stark abgenommen, von landesweit um die 1.000 Paare gegen 1950, auf etwa zwei Dutzend (!) Paare 50 Jahre später.
Früher kam sie auf allerlei mageren Böden in allen Landesteilen vor. Heute gibt es sie nur noch auf den Industriebrachflächen im Süden des Landes, insbesondere auf stillgelegten Tagebaugebieten. Diese Rohböden wurden oft erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts freigelegt. Durch den permanenten künstlichen Eintrag von "Dünger" durch den Regen wird die Sukzession sich dort wohl schneller abwickeln als vormals, d.h. eine Vergrasung und Verbuschung der Flächen wird stattfinden. Vorläufig sind sie jedoch noch weniger betroffen als die älteren Heideböden, und deswegen für die Heidelerche noch brauchbar.
Diese Theorie ist nicht nachweisbar, da man ja deswegen Vergleiche mit den Biotopen im damaligen Zustand anstellen müsste. Solche Untersuchungen wurden früher nicht gemacht, und können heute nicht mehr gemacht werden. Für diese Vermutung spricht aber folgendes: 
  • Je länger diese Berieselung mit Nitraten angehalten hat, umso stärker hat die Heidelerche abgenommen.
  • Es gibt auch heute Gegenden in denen die Heidelerche nicht abgenommen hat, vielleicht weil es dort weniger derartige Niederschläge gab.
  • In einigen Versuchen über kurze Zeiträume konnte die befürchtete Reaktion der Heidebiotope auf diese Einträge bestätigt werden.
Karte Stickstoffbelastung von 1960-2000
Seit den neunziger Jahren nehmen diese Belastungen ab dank neuer Richtlinien für die Stickstoffdüngung.
Die roten Felder markieren die höchsten Belastungen.

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