Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga (LNVL)
Ligue Luxembourgeoise pour la Protection de la Nature et des Oiseaux asbl


Die Ecke des Naturbeobachters (1/97)

zusammengestellt von Jean Weiss und Raymond Streicher

Erfaßter Zeitraum: Mitte Oktober 1996 bis Mitte Februar 1997.

Schon lange hatte Mitteleuropa keinen derart harten Winter wie dieses Jahr mehr erlebt. So mancher Naturfreund zog es daher bestimmt vor, sich vor dem offenen Kaminfeuer zu verschanzen. Dabei hätte er aber sicher mit einigen der folgenden interessanten Beobachtungen rechnen können.

M = Männchen; W = Weibchen; BW = Baggerweihergebiet von Remerschen. Die in eckigen Klammern angegebenen Zahlen entsprechen den Nummern in der Liste der Beobachter. Mit * gekennzeichnete Meldungen sollen nicht zitiert werden, da sie noch nicht homologiert sind.

Gleich zwei Besucher aus dem hohen Norden verschlug es am Winteranfang an den Stausee von Esch/Sauer. Zum ersten Mal überhaupt wurde der Eistaucher* (Gavia immer) bei uns beobachtet. Ein Ex. im ersten Winterkleid konnte vom 8.12.96 bis mindestens zum 19.12. bei Insenborn bewundert werden [versch.]. Begleitet wurde diese Ausnahmeerscheinung von einem Sterntaucher* (Gavia stellata) [versch.]. Dieser war allerdings hier am 14.12. ausgesetzt worden, nachdem er bei Mecher/Clervaux auf regennasser Straße aufgegriffen und anschließend beringt worden war.

Das rauhe Klima in Osteuropa trieb einen Rothalstaucher* (Podiceps grisegena) zu uns; er hielt sich am 21. und 22.12. im BW auf [1]. Die Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) waren den ganzen Winter überall dort zu beobachten, wo die Gewässer nicht zugefroren waren. Die große Kälte forderte aber Opfer: so wurde am 27.12. ein Ex. an der Alzette bei Steinsel aufgefunden, das mit den Füßen am Boden festgefroren war [2].

Wie auch in den letzten Jahren zog der Kormoran (Phalacrocorax carbo) nicht nur bei uns durch, sondern überwinterte auch an mehreren Stellen. Ein Maximum von 350 Ex. wurde am 1.12. im BW gezählt [1]. Zwischen Mersch und Reisdorf gehörte die Art auch zum täglichen Erscheinungsbild an der Sauer und Alzette. Vor allem beim Aufsuchen des gemeinsamen Schlafplatzes bei Bettendorf wurden immer wieder kleinere und größere Trupps beobachtet. So hatten sich dort am 1.12. kurz vor Einbruch der Dunkelheit 160 Ex. versammelt [3]. In der ersten Januarhälfte gab es ebenfalls einen 160 Ex. zählenden Schlafplatz an der Alzette zwischen Hunsdorf und Prettingen [13].

Jeweils eine Rohrdommel (Botaurus stellaris) entdeckte ein Beobachter am 14.11. und 24.12. im BW [1]. Einen Monat danach hielten sich zwei Ex. an gleicher Stelle auf [4].

Kurz vor dem ersten Schnee, nämlich am 11.11., wurde noch ein Schwarzstorch (Ciconia nigra) bei Arsdorf gesichtet [5]; weitere sieben Ex. zogen am gleichen Tag bei Kockelscheuer nach Süden [6]. Nachdem ein einzelner Singschwan* (Cygnus cygnus) nach einwöchigem Aufenthalt am Echternacher See am 24.12. abgeflogen war [7], liegt der Verdacht nahe, daß es sich um dasselbe Ex. handelte, das am 26.12. im BW schwamm [1]. Übrigens war diese Art zuletzt bei uns von Januar bis März 1987 beobachtet worden.

Drei Graugänse (Anser anser) übernachteten ab dem 16.11. im Süden des Landes [8]. Weitere zwei Ex. hielten sich eine Woche später im BW auf [1]. An gleicher Stelle stellte sich am 22.12. eine Saatgans (Anser fabalis) ein; schon vier Tage später waren es 30 Ex. [1]. Daneben hatte diese Art bereits am 6.12. ihren traditionellen Schlafplatz im Süden des Landes aufgesucht. Aus anfänglich neun Ex. wurden bis zum 21.1. achtzig Ex. [8]. Während der nächsten vier Tage konnte man hier ebenfalls vierzehn Bläßgänse* (Anser albifrons) und drei Weißwangengänse* (Branta leucopsis) antreffen [8]. Am 9.2. beeindruckte noch einmal eine Formation von 34 Saatgänsen [9].

Aus den zahlreichen Meldungen von Entenvögeln wollen wir folgende hervorheben. Insgesamt acht Mandarinenten (Aix galericulata), sechs M. und zwei W., hielten sich von Oktober bis Ende Dezember an der Alzette bei Luxemburg auf [10,11,12]. Ein weiteres Paar schwamm am 22.12. auf der Our bei Vianden [11,12]. Nur einen kurzen Zwischenstopp machten drei Spießenten (Anas acuta) am 24.10. im BW [8]. Am 21.12. war es dann wieder ein W. im BW [1], während ein M. vom 5.1. - 23.1. an der Mosel bei Remich verweilte [1]. Bis zu 15 Ex. hielten sich Anfang Februar bei Tadlermühle auf der Sauer auf [28]. Auf zwei Löffelenten (Anas clypeata) am 1.12. im BW folgte dort jeweils ein M. am 15.12. und 21.12. [1]. Insgesamt 94 Krickenten (Anas crecca) tummelten sich am 14.2. im überschwemmten Roeserbann [8]. Kolbenenten (Netta rufina) wurden fünfmal beobachtet, davon viermal einzelne Weibchen [1,8]; am 21.12. hatten sich aber fünf M. und fünf W. im BW Stelldichein gegeben [1]. Eine junge Bergente (Aythya marila) war am 5.1. ganz allein auf der Mosel bei Schengen unterwegs [8,13].

Unsere Gewässer lockten auch dieses Jahr wieder zahlreiche Gänsesäger (Mergus merganser) an. Beschränken wir uns hier auf Höchstzahlen, so sind 81 Ex. am 2.1. an der Mosel bei Stadtbredimus [1] und sogar 55 W. und 35 M. drei Tage später zwischen Schengen und Ehnen besonders hervorzuheben [8]. Wenig menschenscheu waren Mitte Januar 25 Ex. bei Ingeldorf [3] sowie 25 Ex. am 9.2. am Stausee bei Bivels [14]. Der kleinere Zwergsäger (Mergus albellus) scheint allerdings dieses Jahr weniger zahlreich bei uns überwintert zu haben. Alle Meldungen stammen ausschließlich von der Mosel und dem BW. Zwischen dem 15.12. und 5.1. wurde jedoch nur eine Höchstzahl von acht W. und ein M. gezählt [8].

Bei zwei Rotmilanen (Milvus milvus) am 22.12. und 23.12. im BW handelte es sich wohl eher um verspätete Kälteflüchter als um frühe Rückkehrer [1]. Am 14.2. hatten sich dann aber die ersten beiden Ex. unweit eines bekannten Brutreviers bei Schrondweiler eingefunden [18]. Am 18.2. zogen 6 Ex. über Kockelscheuer nach NE [11] und gegen Abend landeten rund 30 Ex. in einer Baumreihe bei Bettemburg, wo sie wahrscheinlich übernachteten [19]. Ein weiteres Ex. zog am 19.2. bei Strassen zielstrebig nach Nordosten [20].

Mit Ausnahme eines M. am 10.12. bei Ulflingen [11,15] stammen alle Meldungen von Kornweihen (Circus cyaneus) aus dem Westen und Süden des Landes. Dabei handelte es sich ausschließlich um Einzelvögel [versch.]. Nur ein Schlafplatz im Süden des Landes lockte von Ende Oktober bis Ende November bis zu vier W. an [8].

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) wird allmählich zum winterlichen Stammgast in Mersch [21], wo man ihn des öfteren beim Taubenschlagen beobachten kann. Ein anderes Ex. hatte es am 15.1. bei Schwebsingen auch auf eine Taube abgesehen [1]. Weitere Einzelvögel (ein immatures Ex. und ein W.) flogen am 4.1. bei Schengen [8,22] und am 7.2. bei Burmerange [8].

Der Zug der Kraniche (Grus grus) dauerte bis zum Jahresende. Auffallend war die hohe Anzahl an Durchzüglern am 22.12. Wie schon mehrmals zuvor machten einige dieser prächtigen Vögel auch kurze Rast bei uns. So hatte sich in der Nacht vom 26.10. ein größerer Trupp auf einem Feld in der Nähe von Christnach niedergelassen [3]. Am 15.11. übernachteten sogar ungefähr 1000 Ex. an einem anderen Ort im Süden des Landes [8]. Die ersten zwanzig Rückkehrer zogen am 10.2. bei Alzingen durch [23].

Das Bläßhuhn (Fulica atra) gehört bei uns zu den weniger spektakulären Vögeln; dennoch sprengt die stolze Anzahl von 1300 Ex. am 25.11. im BW den Rahmen des Gewöhnlichen [1].

Mehrfach wurden noch zu später Jahreszeit Limikolen beobachtet. So zogen am 29.11. zirka 23 Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) bei Bettemburg nach Süden. Noch später, am 4.12. bzw. am 21.12. waren im Roeserbann ein Waldwasserläufer (Tringa ochropus) und ein Kampfläufer (Philomachus pugnax) unterwegs [8]. Auch ein wenig scheuer Alpenstrandläufer (Calidris alpina) am 22.12. im BW hatte es kaum eilig [1].

Am 21.12. verschlug es die ersten Sturmmöwen* (Larus canus) zu uns. Neben drei Ex. im Roeserbann [8] war es ein unausgefärbtes Ex. im BW [1]. Weitere Vögel im 1. Winterkleid folgten am 9.1. bei Schengen und am 12.1. bei Remich (zwei Ex.) [22].

Nicht schlecht staunte ein Beobachter, der am 1.12. mitten in einem abgeernteten Maisfeld bei Filsdorf einen Kleinspecht (Dendrocopos minor) auf Nahrungssuche entdeckte [6].

Beim Raubwürger (Lanius excubitor) liegen insgesamt sechzehn Meldungen vor [versch.]. Angesichts der negativen Bestandsentwicklungen in Europa ist diese Zahl von überwinternden Vögeln erfreulicherweise beachtlich hoch.

Wie schon in den Jahren zuvor zeigten bestimmte Arten wachsende Tendenz zum Überwintern. So wurden zwischen Anfang Dezember und Mitte Januar mehrmals Bachstelzen (Motacilla alba) in Remich [1], im Roeserbann [8] und in Luxemburg [6] festgestellt. Kalte Füße hatten wahrscheinlich auch ein Zilpzalp (Phylloscopus collybita) am 18.12. in Walferdingen [22] sowie ein weiteres Ex. am 22.12. im BW [1]. Zwei männliche Hausrotschwänze (Phoenicurus ochruros), einmal am 15.12. in Insenborn [22] und am 1.1. in Bech-Kleinmacher [1] konnte anscheinend auch nichts erschüttern.

Demgegenüber waren nur wenige echte Wintergäste unter den Singvögeln. Mit Ausnahme von 100 Ex. am 15.1. bei Fentingen [8] und regelmäßigem Auftreten in Junglinster [13] wurden nur wenige Bergfinken (Fringilla montifringilla) gemeldet. Erlenzeisige (Carduelis spinus) wurden an mehreren Orten gesichtet, jedoch scheint ein Schwarm von 150 Ex. am 20.10. in Colmar-Berg [3] Saisonhöhepunkt gewesen zu sein.

Am 15.11. konnten bei Schifflingen sechs Birkenzeisige (Carduelis flammea) beringt werden [24]. Ansonsten war die Art wieder Stammgast in Bridel, wo rund 50 Ex. von Dezember bis Februar überwinterten [25]. Auch in Walferdingen [25], Steinsel [9], Bartringen, Luxemburg-Stadt und Wasserbillig [29] gab es kleinere Vorkommen. Schließlich hielten sich Mitte Januar 50-60 Ex. während zwei Wochen in Düdelingen auf [26].

In Nospelt brachte am 16.2. eine Hauskatze einen noch lebenden jungen Feldhasen (Lepus europaeus) mit nach Hause. Da das Tier erst wenige Tage alt war, kann man auf einen frühen Beginn der Fortpflanzungszeit schließen [27]. Bei einer Katze, die am 1.2. zwischen Lintgen und Koedingen die Straße überquerte, handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Wildkatze (Felis silvestris) [25].


Liste der Beobachter: 1 R. Gloden; 2 Mme Wilwers; 3 R. Streicher; 4 J. Krecké; 5 R. Thill; 6 J. Schmitz; 7 R. Fuchs; 8 P. Lorgé; 9 M. Junio; 10 A. Linden; 11 F. Muller; 12 R. Even; 13 T. Conzemius; 14 M. Schweitzer; 15 B. Kontz; 16 G. Conrady; 17 J. Aniset; 18 J. Thill; 19 H. Geraldini; 20 N. Paler; 21 M. Jans; 22 E. Melchior; 23 R. Wester; 24 G. Mirgain; 25 J. Weiss; 26 J. François; 27 N. Romain; 28 A. Kaiser; 29 R. Schoos.


Die Ecke des Naturbeobachters (2/97)

zusammengestellt von Jean Weiss und Raymond Streicher

Erfaßter Zeitraum: Mitte Februar 1997 bis Mitte Mai 1997.

Ein Rotfußfalke* war in den letzten Monaten sicherlich der spektakulärste Gastvogel. Daneben zeigten mehrere Arten, die längst unsere Rote Liste der bedrohten Vögel füllen, interessantes, weil brutverdächtiges, Verhalten: Rohrweihe, Fischadler, Drosselrohrsänger, Erlenzeisig aber auch Kiebitz und Flußregenpfeifer gehören zu ihnen.

M = Männchen, W = Weibchen, BW = Baggerweihergebiet von Remerschen. Die in eckigen Klammern angegebenen Zahlen entsprechen den Nummern in der Liste der Beobachter. Mit * gekennzeichnete Meldungen sollen nicht zitiert werden, da sie noch nicht homologiert sind.

Obschon an der Alzette noch einmal fünf Kormorane Phalacrocorax carbo am 22.3. bei Hünsdorf beobachtet wurden [1], schien die Art sich länger und massiver an der Sauer zu behaupten. So wurden anläßlich einer Jagd zirka 35 Ex. am 28.2. bei Tadler aufgescheucht [2]. Rund 50 Ex., die sich noch am 4.4. bei Born an der Sauer aufhielten [3], sowie ein Einzelvogel am 7.4. zwischen Ingeldorf und Diekirch sind aber inzwischen wohl abgezogen [4].

Mit mindestens zwei Nestern scheint der Graureiher Ardea cinerea jetzt auch im Müllerthal Fuß gefaßt zu haben [3]. Anfang April wurde erfreulicherweise auch wieder rege Tätigkeit in einer Brutkolonie im Westen des Landes festgestellt [5].

Im Vergleich zu den Vorjahren wurden bislang nur wenige Weißstörche Ciconia ciconia gesichtet. Am 24.3. kreisten drei Ex. über Steinbrücken [6]. Vom 3.4-10.4. hielten sich dann zwei Ex. in der näheren Umgebung der Kläranlage von Übersyren auf. Dabei handelte es sich eventuell um die gleichen Ex. die am 10.4. auf einem frisch gepflügten Acker bei Moutfort nach Nahrung suchten. Bis zum 17.5. wurden im gleichen Raum mehrfach einzelne Ex. gesichtet [versch.]. Am 9.5. ließen sich abends zwei Ex. auf Hochspannungsmasten in der Nähe von Dahlem nieder [7]. Am 4.3. hatte der Schwarzstorch Ciconia nigra sich wieder im Ösling eingefunden [8]. Desweiteren zog am 15.3. ein Ex. bei Waldbredimus durch [9]. Bislang gab es zwei Horstfunde: Im Ösling wurde ein neuer Brutplatz entdeckt und im Gutland wechselte das Paar in ein anderes Nest. Das im Vorjahr besetzte Nest im Ösling blieb leider leer; es sind aber Vögel im Reveir anwesend [10].

Rund 90 Saatgänse Anser fabalis und zwei Bläßgänse Anser albifrons verließen nach dem 19.2. ein bekanntes Feuchtgebiet im Süden des Landes [11]. Grund für diesen frühen Wegzug waren eventuell die vielen Störungen am winterlichen Schlafplatz. Auch wurden in diesem Winter leider drei Saatgänse illegal geschossen! Nur kurz scheinen am 15.2. sieben Graugänse Anser anser in einer überschwemmten Wiese im Roeserbann gerastet zu haben [12].

Besser als gewöhnlich gefiel es den Spießenten Anas acuta dieses Jahr bei uns. So verweilten zwischen sieben und vierzehn Ex. vom 18.2.-23.2. an der Sauer bei Tadler [2]. Am 26.2. schwamm ein M. im Roeserbann und drei Paare flogen am 21.3. über Weiler-la-Tour [11]. Ein letztes M. wurde am 20.4. im BW gesehen [12 u.a.]. Die Alzette bei Walferdingen übt offensichtlich besondere Anziehungskraft auf die Brautente Aix sponsa* aus. Ein hier im Januar und Februar beobachtetes M. war auch am 4.5. wieder anwesend [1,5]. Am 16.3. hatte sich sogar ein W. für kurze Zeit dazu gesellt [1]. Sie waren aber wohl eher entflohene Parkvögel als seltene Irrgäste aus Nordamerika, woher diese Art eigentlich stammt!

Unerwarteter Boom bei manchen Greifvögeln

Allgemein kehrten die Rotmilane Milvus milvus früh in ihre Brutreviere zurück. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme der feldornithologischen Arbeitsgruppe der LNVL wurden übrigens mehr Paare als erwartet gezählt. Dabei handelt es sich aber nicht automatisch um brütende Paare!

Gespannt darf man auch sein, ob es seit langem wieder zu einer Brut der Rohrweihe Circus aeruginosus bei uns kommen wird. Die Beobachtung von je einem M. und W. in einem geeigneten Biotop im Süden des Landes ist auf jeden Fall vielversprechend [12,13]. Einzelne Kornweihen Circus cyaneus zogen am 1.3. bei Steinsel [1] sowie am 25.3. bei Garnich durch [14]. Aus dem Ösling liegen aus dem Zeitraum 7.3. bis 19.4. nicht weniger als acht Meldungen vor, dreimal ein einzelnes W., viermal ein M., einmal ein Paar [10,15,18]. Ab 1.4. verweilte ein W. während mindestens elf Tagen auf dem Filsdorfer Plateau [11]. Eine männliche Wiesenweihe Circus pygargus jagte am 3.4. bei Hivange, wohl aber auch nur auf dem Durchzug [14].

Bei den meisten gemeldeten Fischadlern Pandion haliaetus handelte es sich um ziehende Einzelvögel, so am 29.3. bei Bissen [5], am 1.4. bei Ellange [11], am 4.4. bei Lieler an der Our [10], am 5.4. bei Consdorf [3], am 12.4. über Bridel [5], am 16.4. bei Grindhausen [10], am 19.4. je ein Ex. bei Lenningen sowie Boudler [3] und am 20.4. im BW [12 u.a.]. Interessant waren aber besonders zwei Ex. die am 4.4. bei Born an der Sauer balzten [3].

Etwas verirrt hatte sich am 19.5. ein Rotfußfalke* Falco vespertinus (vorjähriges Männchen) bei Eppeldorf; diese kleine Falkenart ist nämlich in Osteuropa beheimatet [3]. Nur wenig kleiner ist der Merlin Falco columbarius, von dem ein adultes M. am 19.4. bei Canach gesichtet wurde [3].

In unserer letzten Ausgabe berichteten wir schon von ersten zurückkehrenden Kranichen Grus grus im ersten Februardrittel. Hierzu noch einige interessante Bemerkungen. Die Hauptzugwelle erstreckte sich von der zweiten Februarhälfte bis Anfang März, mit deutlichen Schüben vom 22.2.-23.2., als viele mittelgroße Verbände gezählt wurden und vom 28.2.-2.3., als vermehrt riesige Trupps mit mehreren hundert Ex. bei uns durchzogen. Interessant war auch, daß am 4.3. gehäuft Verbände weiter nördlich, bei Grosbous, Tuntange und Larochette beobachtet wurden [versch.]. Zwanzig Ex. am 19.4. bei Steinsel scheinen den diesjährigen Frühjahrszug aber definitiv abgeschlossen zu haben [1].

Mit Entschlossenheit in eine ungewisse Zukunft

Der Kiebitz Vanellus vanellus zählt zu den immer seltener bei uns brütenden Arten. Erfreulicherweise wurden dieses Jahr aber nicht nur große Winteransammlungen, z.B. rund 4000 Ex. am 20.2. zwischen Goetzingen und Nospelt [14], festgestellt. An mehreren Orten zeigte die Art auch Brutverhalten. So wurden sechs Paare bei Weiler-la-Tour gezählt [11]; daneben balzten bzw. verleiteten zehn Ex. am 27.4. in einer Industriezone bei Noertzingen [12,16]. Dasselbe Verhaltensschema wurde am 1.5. bei fünf Paaren auf einer Industriebrache bei Niederkorn beobachtet [12]. Dem Flußregenpfeifer Charadrius dubius scheint es an der eben erst renaturierten Korn bei Petingen gut zu gefallen. Jedenfalls hielten sich hier zwischen 12.4.-24.4. fünf bis sieben Ex. auf. Da mindestens ein W. begattet wurde, kann man mit einer Brut rechnen [17 u.a.]. Hingegen eignet sich eine Kiesbank an der Attert bei Bissen wegen Erdbewegungen kaum noch für eine Brut [4].

Kampfläufer Philomachus pugnax gehören zu den besonders schönen Watvögeln. Gleich viermal wurde diese Art bei Weiler-la-Tour entdeckt, und zwar jeweils ein Ex. am 12.3. [18], 13.3. und am 31.3. [11]. Am 27.4. rasteten dann noch einmal drei Ex. an gleicher Stelle [1].

Vom Waldbewohner zum Stadtvogel?

Der Uhu Bubo bubo ist als anpassungsfähig bekannt. Mitte März wurde der König der Nacht gleich an zwei Stellen im Ösling festgestellt [10]. Daneben rief ein M. am 23.3. mitten in einem alten Vorort unserer Hauptstadt, wo die Art bereits vor Jahren erfolgreich brütete [19]. Sicherer als hier kann er vielleicht auch sonst nirgendwo sein. Am 23.4. wurde an einer Straße bei Ettelbrück ein totes Ex. aufgefunden [10].

Dem harten Winter mußten wahrscheinlich viele Arten, wie auch der Eisvogel Alcedo atthis, Tribut zollen. Umso erfreulicher sind Brutzeitbeobachtungen dieser Art an der Attert in Redingen [16] und der Alzette bei Beggen [5].

Schon längst gehört der Wiedehopf Upupa epops nicht mehr zu unseren Brutvogelarten. Desto mehr freuten sich die Beobachter, die am 25.4. zwei Ex. bei Reckingen/Mess entdeckten [20] bzw. einem Ex. am 28.4. in einem Hausgarten bei Helzingen begegneten [21].

Den Frühling kündigten die ersten Rauchschwalben Hirundo rustica am 19.3. in Godbringen an [16]. Die ersten Mehlschwalben Delichon urbica flogen am 19.4. in Monnerich [23] und Echternach [22]. Schon am 20.4. folgten die ersten Mauersegler Apus apus bei Weiler-la-Tour [11]. Durch eine neu angelegte Steilwand im BW scheinen die Überlebenschancen der Uferschwalbe Riparia riparia als luxemburgische Brutvogelart etwas verbessert. Jedenfalls nisten hier momentan um die zwanzig Paare [12,24]. Welch eine einfache aber wirkungsvolle Maßnahme!

Eine andere Rote Liste-Art, der Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus, brütet auch dieses Jahr wieder im BW: vom 4.5.-19.5. sangen gleich zwei M. um die Wette [12,24]. Zahlreiche Nachtigallen Luscinia megarhynchos hatten sich im gleichen Biotop Stelldichein gegeben [24]. Im Schifflinger Brill sangen am 27.4. sogar um die zwölf M. dieser Art! [12,16].

Am 10.3. flog eine Beutelmeise Remiz pendulinus bei Übersyren aus einem Schilfgebiet auf [18]. Im BW hätte es fast wieder eine Brut dieser Art gegeben. Leider brach durch den starken Wind Ende Mai der Zweig ab, an dem das Nest hing [27].

Die Meldungen der Grauammer Emberiza calandra beschränken sich auf das Plateau zwischen Bürmeringen und Filsdorf. Hier sangen Mitte Mai mehrere Männchen, wie in den Vorjahren übrigens auch [25]. Der Erlenzeisig Carduelis spinus ist im Sommer eine überaus versteckt im Nadelwald lebende Art. Nachdem 1995 eine Julibeobachtung dieser Art bei Colmar-Berg glückte, und im März 1997 dort Gesang zu hören war, erscheint die Beobachtung eines M. am 10.5. mitten im Fichtenwald bei Colmar-Berg höchst brutverdächtig [4].

Nicht-Ornithologisches

Im oberen Ösling wurden gleich zweimal zu Anfang des Jahres tote ausgewachsene Ringelnattern Natrix natrix aufgefunden. Mitte Februar entdeckte ein Bauer aus Helzingen ein Ex. in einem Heuballen, der 1996 gebunden worden war, und Mitte April lag ein totes Ex. in einer Pferdewiese an der Leresmillen (Hoffelt) [26].


Liste der Beobachter: 1 M. Junio; 2 M. Keiser; 3 T. Conzemius; 4 R. Streicher; 5 J. Weiss; 6 C. Thelen; 7 J.P. Weiler; 8 M. Schanck; 9 E. Huttert; 10 M. Jans; 11 P. Lorgé; 12 E. Melchior; 13 R. Gloden; 14 R. Wester; 15 V. Differding; 16 J. Clemens; 17 G. Laroche; 18 C. Heidt; 19 P. Kalmes; 20 P. Felten; 21 R. Schmitz; 22 D. Bauer; 23 M. Bestgen; 24 M. Schweitzer; 25 J.P. Schmitz; 26 C. Schmitz-Weicherding; 27 R. Gloden.



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