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Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga, a.s.b.l.

 
Mehlschwalbe (Merkblatt 7) 
Dieses Merkblatt ist das erste einer Serie von vier.  
                               texte français
texte français

Foto: T.Conzemius

Die Mehlschwalbe (Delichon urbica)
Lux.: Haus-, Fënsterschmuewel
Franz.: hirondelle de fenêtre
Engl.: house martin

Aussehen:
Länge: 13 cm
Spannweite: 27-29 cm
Gewicht: 20 g
Der weiße Bürzel (die unterste Rückenpartie) sowie die reinweiße Unterseite (Bauch und Kehle) kennzeichnen die Mehlschwalbe. Die Oberseite ist blauschwarz. Sie ist etwas kleiner als die Rauchschwalbe und hat einen weniger tief gegabelten Schwanz. Eine Eigenart der Mehlschwalbe sind die befiederten Beine, dies ist allerdings von weitem schwer zu erkennen. Kennzeichnend ist auch der kurze Ruf, der mit „schrrip“ oder „brritt“ umschrieben werden kann.

Kampagne zum Schutz
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Die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga stellt einen Rückgang der heimischen Schwalben und Segler fest. Grund genug für eine Kampagne zum Schutz der Schwalben und Segler zu starten. Größtes Sorgenkind: die Mehlschwalbe. Zwar ist sie noch in vielen Ortschaften des Landes als Brutvogel anzutreffen, doch hat ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten am stärksten abgenommen.

Zielgruppe dieses Merkblattes sind nicht nur Naturschützer und Vogelliebhaber, sondern auch Hauseigentümer, Gemeinden, Syndikate und Verwaltungen. Es soll Schutz- und Fördermöglichkeiten aufzeigen.

Will man Vogelschutz betreiben, muss man sich auch für den Erhalt einer natürlichen Landschaft und der Lebensräume im Besonderen einsetzen und dies sowohl national als auch international. Naturschutz fängt schon vor der eigenen Haustür an.

Nahrung:
Die Mehlschwalbe ernährt sich wie die übrigen Schwalbenarten fast ausschließlich von fliegenden Insekten. Sie „arbeitet“ also tagtäglich um die Häuser des Menschen als Insektenvertilger und befreit uns in den warmen Sommermonaten von lästigen Fliegen, Stechmücken und Blattläusen. Die Wintermonate verbringt die Mehlschwalbe wegen fehlender Nahrung südlich der Sahara bis Südafrika. 

Foto: T. Conzemius Brutplatz und Nestbau:
Die Mehlschwalbe brütet stets an den Außenwänden der Gebäude, im Gegensatz zur Rauchschwalbe, die in Gebäuden z.B. in Ställen und auf Speichern nistet. Ihr geschlossenes, kugelförmiges Nest aus Lehm und Speichel baut die Mehlschwalbe meistens unter Gesimsen und in Fensternischen, gelegentlich an Brücken und Felswänden. Ein ovales Einflugloch erlaubt An- und Abflug. Das Nistmaterial der Schwalben besteht aus Lehm, feuchtem Erdmaterial und Schlick, vermischt mit Speichel. Der Nestbau dauert unter günstigen Bedingungen nur wenige Tage. Alte Nester werden jahrelang immer wieder bezogen und falls nötig, ausgebessert. Die Bindung an die Landwirtschaft ist geringer als bei der Rauchschwalbe, jedoch ist hier eine insektenreiche Umgebung gesichert.
Ansprüche der Mehlschwalbe an den Nistplatz und an die Umgebung:
  • freier An- und Abflug zum Nest (keine Hindernisse in direkter Umgebung des Nestes)
  • der Nistplatz muss mindestens 2 m über dem Boden sein
  • raue, saugfähige Oberfläche der Fassade, damit das Nest haftet
  • das Nest muss überdacht sein 
  • der Nistplatz muss windgeschützt und wetterabgewandt sein (kein Wind, kein Regen)
  • direkte Sonneneinstrahlung wird gemieden, denn sonst droht Überhitzung im Nest
  • genügend unversiegelte erdig-lehmige Stellen in der Umgebung des Nistplatzes (innerhalb einiger Hundert Meter), damit Nistmaterial gesammelt werden kann
  • mehrere Nester beieinander, Mehlschwalben sind sehr gesellige Tiere, sie lieben die direkte Nähe zu ihren Artgenossen und brüten meist in Kolonien
  • zur optimalen Betreuung der Jungvögel sollten die Altvögel bei schönem Wetter das Futter in direkter Umgebung (einige Hundert Meter) finden können: Bauernhof, Feuchtbiotop, Streuobstwiese...
Foto: G. Biver Fortpflanzung:
Zwei Jahresbruten sind die Regel, die erste in den Monaten Mai-Juni, die zweite in den Monaten Juli-August. Ein Gelege besteht aus 3-5 weißen, fein gepunkteten Eiern. 
Beide Elterntiere bebrüten abwechselnd während 2 Wochen die Eier und füttern die geschlüpften Jungen zusammen. Diese verlassen das Nest mit 25-30 Tagen, müssen aber noch weiter versorgt werden.

Zug:
Im April kehren die Mehlschwalben aus ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zurück in die sommerlichen Brutgebiete in Europa und Asien. Der Zug dauert je nach Strecke zwischen 40-60 Tagen, wobei sie bis zu 10000 km zurücklegen. Nach der Kräfte zehrenden Brutperiode ziehen die Mehlschwalben im September wieder in ihre Überwinterungsgebiete.

Foto: G. Biver Gefährdung
Biotopzerstörung, Nahrungsmangel und unsere heutige Lebens- und moderne Bauweise (Verstädterung und Bodenversiegelung) bedrohen die Schwalben und besonders die Mehlschwalbe.
Der Rückgang der Mehlschwalben-Bestände ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Hier kann man zwischen den natürlichen Gefahren (Schlechtwetterperioden, Fressfeinden wie Sperber, Falken, Waldkauz, Schleiereule, Katzen, Marder und Parasiten) und der vom Menschen verursachter Gefährdung unterscheiden. 
Natürlich Faktoren lassen sich nicht so ohne weiteres ausschalten (und das ist auch teilweise nicht erwünscht) 
Der vom Menschen verursachte Rückgang könnte weitest gehend vermieden werden, denn die moderne Lebensweise stellt die Mehlschwalben vor große Probleme:
  • Brauchbares Nistmaterial (Lehm) fehlt durch die zunehmende Versiegelung, sprich Pflasterung und Asphaltierung von Wegen und Plätzen, und durch die Kanalisierung von Fließgewässern und somit Beseitigung der natürlichen Überschwemmungszonen. 
  • Nester werden zerstört, denn es besteht ein eindeutiger Trend, Gebäude sauber zu halten (Mehlschwalben gelten als Fassadenbeschmutzer und in der Tat kann der Kot der Jungen lästig werden). 
  • Die Verwendung von synthetischen Fassadenfarben und Kunststoffputzen kann bewirken, dass die Nester an der Fassade aufgrund der Struktur der Wand oder der geringen Saugfähigkeit der verwendeten Materialien nur schwer oder gar nicht haften.
  • Es besteht Nahrungsmangel durch eine fast flächendeckende Behandlung unserer Landschaft mit Insektiziden (dies gilt nicht nur für landwirtschaftlich genutzte Flächen, sondern auch für viele Haus- oder Ziergärten!).
  • Verfolgung und Fang während des jährlichen Zuges oder in den afrikanischen Winterquartieren
  • Ausbreitung des zu überfliegenden Sahel-Gebietes und Austrocknen der Oasen



 
 
 
 

Einsatz von Kunstnestern:
Die Förderung von Kolonien erfolgt auch durch das Aufhängen von Kunstnestern. Diese werden sehr gut angenommen. Vorteilhaft ist es, wenn bereits vorher Mehlschwalben am Gebäude oder in unmittelbarer Nähe gebrütet haben. Die Nester bringt man an möglichst „problemlosen“ Stellen an (nicht über Eingängen, Fenstern, Autoabstellplätzen, Terrassen...). Beim Anbringen der Kunstnester sollte man auf  die Vorlieben der Mehlschwalben achten.
Da Mehlschwalben sehr gesellige Tiere sind, werden Kunstnester oft paarweise angeboten. Nach einer erfolgreichen Belegung, können durch weiteres Anbringen von Kunstnestern, in den darauf folgenden Jahren, kleinere oder größere Kolonien aufgebaut werden. Die Mehlschwalben sind sehr ortstreu und kehren deshalb jahrelang zur gleichen Kolonie zurück. 
Mit dem Anbieten von Nistplatzmöglichkeiten für Mehlschwalben ist noch nicht garantiert, dass diese sofort benutzt werden. Mehlschwalben müssen das Beziehen von Kunstnestern lernen, was manchmal länger dauert. Haben sie die Kunstnester einmal angenommen, erfolgt die Besiedlung der übrigen Nester in der Regel schnell.

Beschmutzung verringern:
Die Beschmutzungen an der Fassade, auf dem Bürgersteig und der Terrasse usw. kann man dadurch verhindern, dass in einem Mindestabstand von zirka 50 cm unter den Nestern (um den freien Anflug nicht zu beeinträchtigen) ein etwa 30 cm breites Brett angebracht wird. Zur gestalterischen Integration empfiehlt es sich, ein solches Kotbrett im Farbton der Hausfassade zu streichen. Gleichzeitig zu der Kunstnestreinigung können im Herbst die Häufchen (guter Dünger für den Garten) von den Kotbrettern beseitigt werden. Diese sind relativ einfach mit einer Bürste von den Brettern zu entfernen.

 
Schwalben und ihre Nester sind geschützt
Laut den Artikeln 20 und 28 des luxemburgischen Naturschutzgesetzes vom 19. Januar 2004 sind alle Tiere während der Brut- und Zugzeit geschützt. Jegliche Störung oder Schädigung ist verboten. Dies gilt also auch für die Mehlschwalben und ihre benutzten Nester, und zwar während ihres ganzen Aufenthaltes und Durchzuges. Wer ihr Brutgeschäft stört, Nester ausnimmt oder zerstört, macht sich strafbar.

Was kann man tun? 
Förderung:

Ein wichtiger Bestandteil des Schwalbenschutzes ist die Sicherung und Förderung bestehender Mehlschwalben-Kolonien. Die Eigentümer von Gebäuden mit Mehlschwalbennestern müssen sensibilisiert werden. In letzter Zeit sinkt deren Toleranz gegenüber Nestern und Kot am eigenen Haus, besonders bei Neubauten oder frisch renovierten Fassaden. Gerade solche Gebäude sind aber offenbar für die Mehlschwalben überaus attraktiv, wahrscheinlich bedingt durch die hellen Fassadenfarben. Hier können auch Gemeinden, Syndikate und Administrationen einen großen Beitrag zum Naturschutz leisten indem sie an öffentlichen Gebäuden wie Schulen usw. Kunstnester und Kotbretter anbringen oder deren Installation an Eigentumshäuser und Bauernhöfen finanziell unterstützen.
Bereitstellen von Nistmaterial:
Damit die Mehlschwalben ein Nest bauen können, müssen in der näheren Umgebung des Nistplatzes feuchte Stellen mit Lehm, Erde oder Schlamm vorhanden sein. Im Garten, auf Terrassen und in Schulhöfen kann man im Frühling Lehmkuhlen anlegen (ständig feucht gehaltene Lehmpfützen), wo sich die Schwalben dann während des Nestbaus bedienen können.
Renovationen von Gebäuden mit Kolonien::
Ein günstiger Zeitraum für Renovationen und Umbauten an Gebäuden mit Mehlschwalbenkolonien: Anfang Oktober bis Ende März, zwischen dem Herbst- und dem Frühlingszug der Mehlschwalbe
Absturz eines Nestes:
Falls einmal ein besetztes Nest abstürzt und die Eier oder Nestlinge dabei heil bleiben, legt man die Jungvögel mitsamt des Nestpolsters in ein Kunstnest oder ein nestähnliches Gefäß und bringt dieses dann am bisherigen Standort an. Normalerweise gewöhnen sich die Altvögel schnell an die neue Situation. Keine Angst beim Anfassen der Jungvögel, Altvögel stoßen ihren Nachwuchs nicht des Geruchs wegen ab. Werden die Nestlinge nach einer Stunde nicht gefüttert, dann kontaktieren sie die Pflegestation für verletzte Wildtiere der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga in Düdelingen. 
Tel.: 26 51 39 90 
Fax: 26 51 39 95
e-mail: centredesoins_lnvl@internet.lu
Sperlinge und Mehlschwalben
Spatzen sind eigentlich Höhlenbrüter. So kann es geschehen, dass ein Schwalben-Nest von einem Spatzenpaar besetzt wird. Hier sollte man sich nicht zu einer Gut-und-Böse-Verurteilung verleiten lassen. Auch Sperlinge sind auf Nistmöglichkeiten angewiesen und sind genau wie die Mehlschwalbe Teil des Gleichgewichtes der Natur.
Hier werden die Resultate der laufenden Zählungen veröffentlicht! Zählungen und Meldungen
Eine Art zu schützen heißt zu wissen wie ihre Bestandeszahlen aussehen. Aus diesem Grunde möchten wir sie bitten, die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga bei der Zählung der Mehlschwalben(nester) zu unterstützen (Kontakt: siehe unten). Es wäre hochinteressant den Bestandes-Unterschied zu vorherigen Jahren festzustellen. Die Mehlschwalbe ist als Gebäudebrüter ziemlich einfach zu zählen, von weitem sieht oder hört man beim Spaziergang durch Dorf oder Stadt die Zwitscherer. In direkter Umgebung muss sich wahrscheinlich ein Nest befinden. Einige Minuten Beobachtungszeit erlauben zu bestimmen ob das entdeckte Nest besetzt ist. Wichtig ist, dass auch die Negativ-Funde einer Ortschaft oder die Verluste von Kolonien gemeldet werden, da diese für die Schätzung des Rückgangs benötigt werden.

Weitere Informationen:


LNVL Haus vun der Natur Kräizhaff, route de Luxembourg, L-1899 Kockelscheuer
Tel. 29 04 04 - Fax. 29 05 04 - Email: secretary@luxnatur.lu - Web: http://www.luxnatur.lu