Haus vun der Natur a.s.b.l.

Naturschutzzenter Lëtzebuerg

   10 Jahre Haus vun der Natur
ie Kreuzbuche

An der Strasse von Luxemburg nach Bettemburg befindet sich auf halbem Wege, mitten im Walde, ein einsames Wirthshaus, „der Kreuzhof“, im Volksmunde „der Schnappshof“ genannt. Das Haus erhielt jenen Namen von einer in der Nähe desselben stehenden alten Buche, an welcher sich vor Zeiten ein eisernes Crucifix befand, das aber schon zu Anfang dieses Jahrhunderts auf geheimnisvolle Art verschwunden war. Als man gegen das Jahr 1855 hier Holz fällte, entdeckten die Arbeiter beim Spalten einer dicken Buche, im Innern dieses Baumes verwachsen, das besagte Crucifix, und auf Anordnung des damaligen Oberförsters wurde dasselbe wieder an einer Buche befestigt, wo es noch heute zu sehen ist. Über den Ursprung dieses Crucifixes weiss die Sage Nachstehendes zu berichten:
Vor vielen Jahren kam ein Mann aus dem Röserthale durch die Ardennen. Er sah in einem Walde dieses Kreuz auf einer Buche, und da dasselbe ihm besonders gefiel, eignete er es sich an und brachte es mit nach Hause. Von diesem Augenblicke traf Unglück auf Unglück diesen Mann, und da er schliesslich dem begangenen Kreuzraube all sein Missgeschick zuschrieb, doch zu arm geworden war, um das Crucifix an seinen alten Platz zurückzutragen, hing er dasselbe beim Kreuzhofe an eine Buche auf. Und von nun an verlebte er zufriedene Tage.

Aus: Edmond de la Fontaine Dicks, Luxemburger Sagen und Legenden, Edition Emile Borschette, 1989. Nr. 276

  Die Geschichte des „Kräizhaff“
Der Kräizhaff, gelegen an der Luxemburgerstrasse in Kockelscheuer in der Gemeinde Roeser wurde gegen 1824 gebaut von seinem damaligen Eigentümer, Herrn François Schummer. 1869 vergrösserte die zweite Besitzerin, die Witwe Folschette den Hof. Ein 16,5 Ar grosser, natürlicher Weiher neben dem Hof wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. Der „Kräizhaff“ wurde unter Herrn Léon Laval-Tudor von Steinsel weiter ausgebaut und erhielt die heutige Form. Das Gebäude wurde später vom Kulturministerium offiziell klassiert und unter Denkmalschutz gestellt. Die Gemeinde Luxemburg kaufte den verlassenen Bauernhof in den Siebziger Jahren und wurde Eigentümer dieses Hauses. Bei der Renovierung von 1992 bis 1994 wurden die Gebäude im alten Stil neuerrichtet, nur ein Teil der Fassade wurde, aufgrund des Denkmalschutzes, bewahrt. Beim Verarbeiten vom Baumaterial wurde möglichst viel auf ökologische Kriterien geachtet.   1824
1869

1890
 
 

1992

Die Geschichte der a.s.b.l. „d’Haus vun der Natur“
Im Jahre 1984 kamen acht Naturschutzverbände auf die Idee ein Haus der Natur zu gründen, um ihre Arbeiten zeitgemässer verrichten zu können. Diese Gründungsorganisationen waren die Stiftung "Hëllef fir d'Natur", die "Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga", die Sektion Luxemburg der "Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga", die „Amis du Musée d’Histoire Naturelle“, NATURA – „Ligue luxembourgeoise pour le protection de la nature“, die AAT - „Amis des Aquario- et Terrariophiles“, die "Société des Naturalistes Luxembourgeois" und die „Jeunes et Patrimoine“.
Nach einigen Verhandlungen mit den Luxemburger Autoritäten, erwähnte die Gemeinde Luxemburg die Möglichkeit, dieses Naturhaus im „Kräizhaff“ in Kockelscheuer einzurichten. Um dieser Struktur eine gesetzliche Basis zu verleihen wurde am 29. September 1986 die Vereinigung ohne Gewinnzwecke (a.s.b.l.) „d’Haus vun der Natur“ gegründet. 
Ziel und Zweck der Vereinigung wurden folgendermassen festgelegt: 
- Die Schaffung und das Betreiben eines Hauses der Natur
- Die Organisation und die Förderung von Aktivitäten ökologischer, sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Natur
- Die Information, die Sensibilisierung und die Bildung auf den Gebieten des Natur- und Kulturgutes.
Die Idee eines Hauses der Natur fiel im Schöffenrat der Gemeinde Luxemburg auf Interesse und im Europäischen Umweltjahr 1987 war im Budget bereits ein Posten für die Renovierung des „Kräizhaff“ vorgesehen. Es wurde festgehalten, dass nach der Inbetriebnahme die Vereinigung „d’Haus vun der Natur a.s.b.l.“ die Verwaltung des renovierten „Kräizhaff" und des gesamten Geländes sowie alle finanziellen Kosten übernehmen werde.
Die „Haus vun der Natur a.s.bl.“ hat seit dem 1. Oktober 1992 mit dem Umwelt- und Finanzministerium eine Konvention, die eine Stelle für Naturschutzberatung vorsieht; später wurde eine neue Konvention unterschrieben, die eine Stelle für Natur- und Umwelterziehung vorsieht. Die Konvention sieht ausserdem einen Naturschutz - Dokumentations- und Informationszentrum, die Organisation von Sensibilisierungskampagnen, die Herausgabe von Dokumentationsmaterial, die Organisation von theoretischen und praktischen Vorträgen, Seminaren, Ausstellungen, Exkursionen u.s.w. und die Ausarbeitung von konkreten Projekten gemeinsam mit Verwaltungen, Kommunen und anderen Vereinigungen vor.
  1984
 
 
 
 
 

1986
 
 
 
 
 
 

1987
 

1992
 


 

D’Haus vun der Natur
Anfang 1992 war es endlich soweit: die Renovierungsarbeiten am Kräizhaff in Kockelscheuer hatten begonnen. Für Farben, Bodenbeläge, Lacke und Holzfenstern entschied man sich für umweltschonende Produkte, Regenwasser wird von Dachflächen aufgefangen und in die Toilettenspülung eingespeist. Die Abwässer des Hauses werden in einer hauseigenen Pflanzenkläranlage gereinigt bevor sie in den Vorfluter gelangenn.
Die Lage des Kräizhaff erwies sich als optimal für die Einrichtung eines Naturschutzzentrums: das gesamte Areal integriert sich vollkommen in das Naherholungsgebiet von Kockelscheuer. Die Aussenanlage des Haus vun der Natur von 3 Hektar, vorher als Ackerland genutzt, wurden ebenfalls dem Haus vun der Natur zugesprochen. Die derzeit schon aktive Naturschutzberatung arbeitete mit an der Gestaltung dieser Aussenanlage. Es wurde hier keine klassische Parkanlage angelegt, sondern die typischen Elemente einer Kulturlandschaft eingebaut.

Im Sommer 1994 wurden dann die Umzugskartons gepackt und am 4. Juli 1994 begann der Einzug ins neue Haus vun der Natur.
Die ersten, die einzogen waren die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga  (LNVL), die Stiftung Hëllef fir d'Natur und Natura, die seit Jahren in viel zu engen Büros am Boulevard Roosevelt arbeiteten. Ein Gemeinschaftssekretariat wurde eingerichtet, sowie Büroräume für die festangestellten Mitarbeiter der LNVL, Stiftung und d’Haus vun der Natur a.s.b.l..

Eine Streuobstwiese wurde Ende 1994 angepflanzt, ein geeignetes Stück Wiese wurde als Feuchtwiese ausgewiesen und wird extensiv bewirtschaftet.

1995 wurde der verschüttete Weiher wieder ausgehoben und ein naturnaher Weiher entstand, der heute durch sein Artenreichtum und seinen hohen ökologischen Wert nicht nur als Vorzeigebeispiel sondern auch zu pädagogischen Zwecken dient.


 


Die Stadt Luxemburg stellte 1995 einen Lehrer frei, um eine Naturschule aufzubauen, die Schulklassen der Stadt Luxemburg empfängt. Seit 1998 arbeitet eine freigestellte Gärtnerin der Stadt Luxemburg auf dem Gelände und sorgt für den Unterhalt der Außenanlagen des Haus vun der Natur.


 


Eine Trockenmauer schmückt den Innenhof und ein Schulgarten wurde angelegt.


 


1999 wurde eine Annexe technique gebaut, in der ein Werkatelier, ein Maschinenraum, aber auch ein Klassensaal für Schulklassen untergebracht sind.

Weitere Elemente fügen sich heute zu der bereits attraktiven Aussenanlage des Haus vun der Natur dazu: eine Fassadenbegrünung des Hauses, ein Familiengarten und ein Naturlehrpfad sind dabei angelegt zu werden.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Haus vun der Natur zum wichtigen Treffpunkt für Natur- und Umweltschutz. Grosse Mengen an Dokumentation und Information stehen hier für Interessierte bereit: eine Fachbibliothek, Broschüren, Hefte, Poster aber auch Veranstaltungen werden organisiert im Versammlungssaal, der über 100 Personen empfangen kann. Dieser Saal wurde "Saal René Schmitt" genannt zum Andenken an den 1999 verstorbenen Prof. R. Schmitt, der sich jahrelang intensiv um das Zustandekommen des Naturschutzzentrums gekümmert hat. Ein kleiner Naturshop bietet ein interessantes Angebot an pädagogischen Artikeln an, und das qualifizierte Personal bietet Hilfe und Rat bei umwelt– und naturschutzbezogenen Fragen und Themen.
 
Die folgenden Vereinigungen haben heute ihren Sitz im Haus vun der Natur:
Als Mitglieder der asbl "D’Haus vun der Natur":
A.A.T. Garten- und Teichfreunde Luxemburgs asbl
Stiftung Hëllef fir d’Natur
Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl

Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga – Sektioun Stad

NATURA asbl
Société des Naturalistes Luxembourgeois asbl
Als angegliederte Vereinigungen:
Lëtzebuerger Naturfoto-Frënn asbl
Vereenegung fir biologesche Landbau Lëtzebuerg asbl

Naturschutzberatung
Sowohl Privatpersonen als auch Gemeinden, öffentliche Verwaltungen, gemeinnützige Organisationen und andere Vereinigungen erhalten im Haus vun der Natur fachkundig Auskunft und Unterstützung bei der Durchführung von Naturschutzprojekten.
Zu den Tätigkeitsbereichen gehören:

  • Beratung zu allen Naturschutzthemen, wie zum Beispiel: Naturgarten, Landschaftspflege, Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten, ökologischer Land- und Gartenbau, Natur- und Umweltrecht, Natur- und Umweltschutz in Gemeinden usw.
  • Durchführung von Informations- und Sensibilisierungskampagnen, wie zum Beispiel: Méi Natur ëm d’Haus, En Dag an der Natur, Nationalen Dag vum Bam
  • Durchführung von Projekten in Gemeinden, wie zum Beispiel: ökologische Planung und Pflege von Grünanlagen
  • Ausarbeitung von Hecken- und Baumprogrammen für Gemeinden.

  •  

     

    Natur- und Umwelterziehung
    Im Haus vun der Natur wird bereits seit einigen Jahren intensiv Jugendarbeit von den Mitgliedsvereinen im Umweltbereich gemacht. Regelmäßig nehmen Schulklassen der Gemeinde Luxemburg und anderer Gemeinden sowie verschiedene Kinder- und Jugendgruppen an Naturkursen im Haus vun der Natur teil. Der Regulus Junior-Club, Kinderclub der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga bietet Naturaktivitäten in der Freizeit an. Im Rahmen des Regulus Jugendgrupp werden Projekte für Jugendliche durchgeführt.
    Regelmäßig werden Weiterbildungskurse im Bereich Umwelterziehung für Personen, die in der Jugendarbeit oder Pädagogik tätig sind, organisiert.
    Die Lerninhalte werden in spielerische Aktivitäten und praktische Arbeiten eingebunden. Die Spiele und Aktivitäten sollen Kindern und Jugendlichen auch ein Gespür für die Jahreszeiten vermitteln. Unsere Themen folgen so auch dem jährlichen Rhythmus der Natur.
    Entdeckungen, Sinneserfahrungen, Spaß und Aktivität sind die pädagogischen Schwerpunkte, um die Kinder dazu zu bringen, mit allen Sinnen die Natur zu erfahren und zu entdecken. Naturerfahrung soll für die Kinder ein Schlüsselerlebnis werden, an dem sie spätere Erlebnisse mit der Natur verknüpfen können.


     

    Anlässlich der 10-Jahresfeier des Haus vun der Natur veranstaltet das Haus und seine Mitgliederorganisationen 
  • eine „Quinzaine de la Nature“ vom 1. bis zum 15. Mai 2004. 
  • Höhepunkt dieses Jahres ist der Besuch des Großherzogs am 20. Juni 2004 anlässlich des Festes der Natur. 
  • Am 22. und 23. Oktober wird ein wissenschaftliches Symposium stattfinden 
  • und am 11. November 2004 eine Festsitzung.

  • Haus vun der Natur Kräizhaff, route de Luxembourg, L-1899 Kockelscheuer
    Tel. 29 04 04 - Fax. 29 05 04 - Email: secretary@luxnatur.lu - Web: http://www.luxnatur.lu