Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga (LNVL)
Ligue Luxembourgeoise pour la Protection de la Nature et des Oiseaux asbl

Die Korntal-Saga

Stichworte: Industriebrachen, "Fonderie", "Haute-Saule", Pressemitteilungen, Artikel

Beispiele von Nachhaltigkeit im Unverständnis der Rekonversionsziele


 
21. Juli 2005 Eine Bilanz der Regionalplanung Süden nach 5 Jahren (LNVL)
Juni 2005 Fonderie Rodange: Ein würdiger Rahmen für ein europäisches Zentrum (LNVL)
Mai 2004 Das Raumnutzungskonzept Kordall – eine Mogelpackung? (LNVL)
Mai 2004 Die Rekonversion der „Fonderie/Haute Saule“ Rodange (LNVL)
18.März 2004 Plan régional Sud - Nature et paysages (LNVL) (PDF-Datei, 3.8 MB)
30. Jan. 2004 Gerüchte über „de Vulleschutz“ und die „Fonderie“ (LNVL)
7. Jan. 2004 Op der Fonderie "Adios Nachhaltigkeit" (Revue)
25.Sept. 2003 Stellungnahme der LNVL zur parlamentarischen Anfrage betreffend die Industriebrache „A la Haute Saule“ („Fonderie“), Rodange (LNVL)
10.Juli 2003 „Op der Fonderie“: – comment rater une chance unique pour un renouveau de la région sud (LNVL)
Juni 2002 « Op der Fonderie » : Occasion unique pour revaloriser la région. (LNVL)
6. April 2002 Industriebrachen - Wo bleibt das Konzept? (Télécran)
Februar 2002 LNVL klagt Versprechen zur Raumgestaltung in den Gemeinden Differdingen-Sanem ein (LNVL)

 
Juni 2005

Fonderie Rodange:
Ein würdiger Rahmen für ein europäisches Zentrum!

Seit vier Jahren setzt sich die LNVL ein für eine Rekonversion der Industriebrache Fonderie/Haute Saule, welche Natur(-Schutz), Erholung und gewerbliche Nutzung verbindet.
In seiner Genehmigung der Umklassierung des Fonderiegeländes hat Umweltminister Lux jetzt die Weichen gestellt für ein solch nachhaltiges Konzept. Die beiden Hauptanliegen der LNVL sind in dieser Genehmigung verankert: der Schutz der Biotope, insbesondere der Bäume und Feuchtbereiche, nach Artikel 17 des Naturschutzgesetzes, und  die Renaturierung der Korn auf einer Fläche von 7,6 ha (nach dem Beschluss des Regierungsrats vom Juni 2003). Bereits Ende 2002 hatte die Forstverwaltung in Zusammenarbeit mit der LNVL Möglichkeiten aufgezeigt, wie Naturelemente und Renaturierung durch eine durchdachte Planung und besondere Bauweisen in die zukünftige Nutzung integriert werden könnten.
Da auch Innenminister Halsdorf mehrfach betonte, ALLE Gewässer Luxemburgs, also auch die stark verschmutzen Flüsse des Minett, würden gemäß EU-Richtlinie bis spätestens 2015 in einen guten ökologischen Zustand versetzt, sind wir zuversichtlich, dass  auf der Fonderie in naher Zukunft ein Vorzeigeprojekt verwirklicht  werden wird, das einen würdigen Rahmen für das EU-Datenzentrum darstellt.
Eine solche Gestaltung wäre richtungsweisend nicht nur für die Planung von Industriebrachen wie den Crassier de Differdange, sondern auch für eine neue, auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit basierende Konzeption für Industrie- und Gewerbezonen. Immerhin ist Luxemburg durch EU-Direktiven verpflichtet, eine umfassende, frühzeitige Untersuchung der Umweltverträglichkeit bei solchen Plänen durchzuführen, um umweltverträgliche Projekte zu realisieren.
Allgemein tut sich Luxemburg ja schwer mit der Umsetzung von EU-Umweltdirektiven in nationales Recht und in die Praxis. Da zur Zeit wichtige Entscheidungen betreffend Habitat-Gebiete anstehen (Hochwasser-Schutzmaßnahmen in Steinheim, Sotel-Leitung am Kiemerchen, Remembrement in Langsur) hoffen wir, dass die Fonderie als Signal wirkt für eine konsequente Anwendung der gemeinschaftlichen Richtlinien, im Sinne des Erhalts unserer natürlichen Umwelt und unserer Lebensqualität.

Lëtzebuergre Natur- a Vulleschutzliga

 
Lamadelaine, den 30. Januar 2004

Liebe Naturfreunde,

In letzter Zeit zirkulieren Gerüchte über „de Vulleschutz“ und die „Fonderie“. Wir finden, es ist höchste Zeit, diese richtigzustellen.

1. Gerücht: „De Vulleschutz ass géint eng Gewerbezon op der Fonderie.“
Das stimmt nicht. Die LNVL war von Anfang an mit einer Gewerbezone einverstanden, allerdings im Rahmen einer wirklichen Aufwertung, so wie sie für die Industriebrachen im Minett versprochen wurde. Im Ausland (z. B. Ruhrgebiet) entstanden aus solchen Brachen Orte nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Entspannen, Genießen, Entdecken, Spielen, Wohnen ... (Zum Wohnen scheint sich die Fonderie nicht zu eignen wegen der Bodenbelastung). Die LNVL hatte dazu zusammen mit dem Naturschutzdienst der Forstverwaltung (Umweltministerium) Vorschläge erarbeitet.

2. Gerücht: „De Vulleschutz ass géint den Data-Center vun der EU.“
Auch das stimmt nicht. Die LNVL war, angesichts der Wichtigkeit, welche die Petinger Gemeindeführung dem Datenzentrum beimisst, sogar mit dessen Errichtung in einem schützenswerten Teil der Brache einverstanden. Der Grünbereich um das Gebäude sollte jedoch als Feuchtwiese erhalten bleiben. Nun soll die vorgesehene Parzelle aufgeschüttet werden. Der dadurch zerstörte Feuchtbereich liegt zum Teil in dem im PAG der Gemeinde ausgewiesenen Naturschutzgebiet, größtenteils aber in dem Bereich(1 ha), den die Forstverwaltung schon vor 10 Jahren als Pufferzone vorgesehen hatte und der jetzt integral ins Naturschutzgebiet integriert werden sollte. Die zerstörte Feuchtfläche müsste mindestens flächengleich kompensiert werden. Das geschieht nach den aktuellen Plänen nicht. Damit kann die LNVL nicht einverstanden sein.
Die Gemeindeführung erhofft sich von diesem Projekt die dringend benötigte Image-Verbesserung für Standort und Gemeinde, auch wenn es der Bevölkerung keine direkten Vorteile bringt. Das Datenzentrum, das laut Agora 6 - 8 Arbeitsplätze schafft, bedeutet nicht die versprochene ‚Dezentralisierung’, die den Einwohnern ermöglichen würde, Verwaltungsangelegenheiten im oder nahe am Wohnort zu erledigen. Es kommt auf die Fonderie wegen der „Bedürfnisse nach Abgeschiedenheit der EU“, die „gegen einen starken Besucherverkehr“ sprechen, so die Agora.

3. Gerücht: „De Vulleschutz hat extrem Fuerderungen.“
Das stimmt ebenfalls nicht. Eine extreme – jedoch historisch und ökologisch gerechtfertigte – Forderung wäre gewesen, das gesamte Gelände, in dem über Jahrzehnte die Ufer und Feuchtwiesen der Korn mehr und mehr durch Aufschüttungen zerstört wurden, wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Die LNVL wollte jedoch ein Pilotprojekt realisieren und neue Wege aufzeigen, wie Nutzung (Gewerbe/Wohnen) und Naturschutz koexistieren können.

Was versteht man unter der „Rekonversion (Aufwertung) der Industriebrachen“?

Hunderte Hektar alte Industriegelände können im Minett neu genutzt zu werden. Da diese Flächen ja schon zum Teil versiegelt - und belastet – sind, sollen sie zumindest teilweise wieder einer industriellen/gewerblichen Nutzung zugeführt werden. Dies ist vom ökologischen Standpunkt aus gesehen eine sinnvolle Entscheidung, werden damit doch unversiegelte Bereiche geschont.
 Die Rekonversion der Brachen soll neben wirtschaftlichen Aspekten auch die Lebensqualität der Einwohner der Region berücksichtigen. Beauftragt mit dieser Mission ist die «Entwicklungsgesellschaft» Agora, die je zur Hälfte der ARBED und dem Staat gehört, nach den Vorgaben des Innenministeriums:  „ de viabiliser et développer les friches industrielles dans un sens favorable à l’intérêt général en tenant compte des intérêts économique, social, écologique, culturel à respecter en la matière.“.

Die Vorschläge der LNVL gingen genau in die vom Innenministerium vorgegebene Richtung.
Tut das auch die Planung von Agora und Gemeinde für die Fonderie?

Die Fonderie-Story

- Juni 2001: Erster Brief der LNVL an den Innenminister, um auf die besonderen Möglichkeiten der Fonderie hinzuweisen. Antwort des Ministers (wie auch auf alle folgenden Briefe): keine. Der Petinger Bürgermeister, dem wir eine Kopie des Briefes schickten, schrieb uns, er möchte über den weiteren Verlauf informiert werden.

- Oktober 2001: Unterredung mit der Gemeinde Petingen, während der die LNVL ihre Vorschläge erläutern konnte. Diese Unterredung war von der Forstverwaltung organisiert worden  nach einer Begehung der Brache auf Vorschlag der LNVL. Konkrete Resultate der Sitzung:

  • Das Umweltministerium ließ eine Gesamtplanung über die Fonderie ausarbeiten mit Einzelplänen für das Naturschutzgebiet (um den Weiher) und die Renaturierung der Korn. Die LNVL-Sektion Petingen arbeitete ehrenamtlich an diesen Plänen mit.
  • Die Stiftung ,Hëllef fir d’Natur’ stellte mit dem Umweltministerium, der Gemeinde Petingen und der LNVL als Partner einen FEDER/EFRE-Antrag (‚Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung’) auf finanzielle Förderung des Projektes (‚Développement ou adaptation des infrastructures en respect des contraintes environnementales’). Die Zielsetzung für die Fonderie sieht vor: « l’intégration de la protection de la nature au sein du réaménagement d’une friche industrielle » ; « le résultat pourrait se présenter comme lieu de récréation, de recontre, conservation du patrimoine culturel et naturel et ainsi fonctionner comme point central de la région ». Der Antrag wurde im Oktober 2003 angenommen. Die LNVL fragt sich (und die Gemeinde!), wie dieses Projekt angesichts der aktuellen Planung verwirklicht werden soll...
- ...?: Unterredung der Gemeinde mit der Agora und der Forstverwaltung über diese Leitidee. Die LNVL, die den Anstoß dazu gegeben hatte, war nicht eingeladen.

- November 2002 – Juni 2003: Teilnahme der LNVL an den Koordinierungsrunden der Agora auf eigene Inititative und, wie wir per Email erfuhren, auf Vorschlag der Gemeinde.

- Dezember 2002: Vorstellung „Freiraumplanerische Vorstudie“ des Umweltministeriums (unter Mitarbeit der LNVL-Petingen) mit konkreten Vorschlägen für das Integrieren der bestehenden Naturelemente und der alten Gebäude in die zukünftige Nutzung. Natur schonende Bebauung und Wegeführung sollten gewährleisten, dass die Einwohner die Fonderie später auch als Park und für kleinere kulturelle Ereignisse (z. B. von Vereinen) nutzen könnten. Die schönen alten Baumgruppen sollten genügend Raum behalten und  untereinander verbunden, die (renaturierte) Korn und das Naturschutzgebiet mit Stegen erschlossen werden für ein unmittelbares Naturerlebnis. Ein Lehrpfad „Industrie und Wasser“ schwebte uns vor... Ein Visiting-Center in den alten Hallen sollte Einblick in die Natur- und Kulturschönheiten der Gegend geben, ein positives Bild der Gemeinde und des Korntals vermitteln und als Naturschule funktionieren. Die renovierten Gebäude sollten auch gewerblich genutzt werden können (Büros...).

- März 2003: Erster Gestaltungsvorschlag der Agora: „Variante 1“. Diese Variante wurde von Naturschutzseite nicht akzeptiert, da sie keinen unserer Vorschläge berücksichtigte, sondern die Zerstörung der vorhandenen Natur und Gebäude auf der Industriefläche bedeutete. Auf unseren Protest hin versicherte der Directeur adjoint damals, die Variante werde „im weiteren Verlauf verfeinert, bzw. modifiziert werden.“ (Genau dieser Plan wurde jedoch, mit einer kleinen Änderung, später zurückbehalten. Er kann unter http://www.agora.lu/fr/pdf/etude_faisabilite_rodange_dk.pdf heruntergeladen werden.) In weiteren Koordinierungsrunden und einem Besuch auf der Fonderie wurde versucht, zumindest Elemente der „Freiraumplanerischen Vorstudie“  einfließen zu lassen.

- Juni 2003: Beschluss der Regierung 7,6 ha „für die Renaturierung der Korn“ aufzukaufen. In seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage des Deputierten Gusty Graas bestätigte der Innenminister dies im August und sprach von der „moitié du terrain“. Nach unseren Berechnungen verbleiben, sogar unter Einbeziehen der gesamten Fläche des aktuellen Naturschutzgebietes, kaum 6 ha für die Renaturierung, und mit Sicherheit nicht die Hälfte des Geländes... Weiter sprach der Minister von einem an der (renaturierten) Korn vorgesehenen Visiting-Center; dessen Verwirklichung – wie auch die Renaturierung der Korn! - ist allerdings mehr als fraglich.

- ...?: Unterredung zwischen Ministern, Gemeinde Petingen und Agora mit dem Ziel, sich für eine Variante zu entscheiden. Die LNVL war darüber nicht unterrichtet.

- 30. Juni 2003: Schock für die LNVL in der (wie sich herausstellen sollte: letzten) Koordinierungsrunde: Statt eines Vorschlags, wie die Standpunkte weiter angenähert werden könnten, erwartete uns die Mitteilung von der Entscheidung zugunsten von Variante 1.
Als Grund für diese Entscheidung wurde die „Wirtschaftlichkeit“ genannt.
Mit diesem Prinzip der Wirtschaftlichkeit wurden alle Vorschläge der LNVL abgewiesen. So weigerte sich die Agora z. B., die Straße um wenige Meter zu verlegen (diese wäre dadurch  ein paar Meter länger geworden) um die Baumgruppen zu erhalten, setzte sich jedoch nicht mit Möglichkeiten auseinander, wie eine ökologische Planung auch Kosten eingespart hätte. Hochgespielt wurden hingegen die Kosten, die das Restaurieren der Hallen verursachen würde. Die Agora geht von 200 Millionen Franken aus, eine andere Schätzung beläuft sich auf 50 Millionen. Die Kosten für Abriss und fachgerechte Entsorgung der Gebäude sind uns nicht bekannt. Um die Renovierungskosten niedriger zu halten, schlug die LNVL vor, nur einen Teil der Hallen zu erhalten, bzw. das Gebäude als Außenhaut zu renovieren und innen mit Einzelelementen zu gestalten – gelungene und funktionelle Beispiele wurden im Ausland gestaltet (Beispiele im Internet). So hätte die Gemeinde über eine Halle mit besonderem Charakter verfügt für gewerbliche, kulturelle oder administrative Zwecke.
Wir sind uns bewusst, dass die finanziellen Anforderungen, die unser Projekt bedeuten würde, für die Gemeinde Petingen allein nicht tragbar wären. Hier hätte eine Zusammenarbeit mit den Nachbarländern neue (Ko-)Finanzierungs-Möglichkeiten erschlossen. Die Idee der LNVL, der Fonderie eine regionale Ausstrahlung zu geben und einen interregionalen Naturpark „Chiers“ zusammen mit den französischen und belgischen Nachbarn zu schaffen, wurde jedoch nicht verfolgt: die Planung für die Fonderie wurde vollkommen überstürzt. Die Tatsache, dass auch nach Bekanntwerden der Annahme des FEDER-Antrags kein Umdenken erfolgte und an den „wirtschaftlichen“ Plänen festgehalten wird, schockiert. Es bleibt nichts als eine banale Gewerbezone, was dem Auftrag der Agora keineswegs entspricht.
Ein Grund für den Abriss aller Gebäude ist die Nähe zum Data Center (Besucherverkehr unerwünscht). Deshalb wird auch das gut erhaltene und sicher nicht verseuchte kleine Gebäude abgerissen, für das sich  die Forstverwaltung interessierte (falls die Hallen nicht erhalten werden sollten), da es sich wegen der Nähe zu Korn, Weiher und verbleibender Feuchtwiese für ein naturpädagogisches Zentrum (Naturschule) geeignet hätte. Somit wird es wohl kein Besucherzentrum geben

- Die unnachgiebige Haltung der Agora zwang die LNVL zu einer Pressekonferenz, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen auf die Diskrepanz zwischen dem Auftrag der Agora und dem, was sich in der Praxis abspielt.

- In einem Brief an die Gemeinde wies die LNVL auf die Konsequenzen der Entscheidung für Variante 1 hin: in diesem Plan hat Lebensqualität keinen Platz. Antwort der Gemeinde: keine.

- September 2003: Neue Überraschung für die LNVL: die Umklassierung der Fonderie in einem ersten Votum des Gemeinderats. Die Umklassierung der Industriezone ist an sich begrüßenswert, da sie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten eröffnet, welche aber nach vorliegenden Plänen nicht annähernd ausgeschöpft werden. Aus ökologischer Sicht bedeutete diese Umklassierung sogar eine Verschlechterung der aktuellen Situation, entgegen der Darstellung des Bürgermeisters, der laut Wort-Artikel befand, „Nichtsdestotrotz werde mittels Grünflächenerweiterung und Renaturierungmaßnahmen konsequent in den Naturschutz investiert“. Die Grünzone („zone rurale“) an der Korn war nämlich in die neue Zone einbezogen worden, wodurch die Kornufer nicht mehr vor Bebauung geschützt waren. Für die Natur blieb nur ein um einen wichtigen Teil verkleinertes (dafür um einige von der Agora nicht gebrauchte Ecken vergrößertes) Naturschutzgebiet übrig. Andere schützenswerte Biotope waren nicht zurückbehalten worden.

Die Vorgehensweise für diese Umklassierung war übrigens recht originell: Die Gemeinde stützte sich bei ihrem Votum u. a. auf einen „Avis“ der Commission d’aménagement, diese wiederum auf die im  „Dossier de classement“ der Forstverwaltung festgelegten Grenzen für die Naturschutzzone - nur betrachtete besagte Verwaltung das Dossier nicht als definitiv; damit waren die „festgelegten“ Grenzen nicht „festgelegt“. Diese Grenzen sind vor allem abhängig vom Renaturierungsprojekt.

Die LNVL-Vertreter erfuhren von dieser Umklassierung gerade an dem Tag aus der Presse, als sie Staatssekretär Berger über die Fonderie führen durften. Der Staatssekretär hatte den LNVL-Sektionen Petingen und Differdingen diesen Besuch anlässlich einer Unterredung über die Industriebrachen und die Landesplanung im Korntal versprochen. So konnten die ihm unterstellte Forstverwaltung und die LNVL ihre Ideen vor Ort darlegen und ihn von der Wichtigkeit solcher Projekte überzeugen.

Die Umklassierung soll anscheinend die Lösung des Problems „Solutrasid“ ermöglichen. Dies wäre jedoch auch mit einem wirklich nachhaltigen Projekt möglich. Es bleibt außerdem die Frage, ob die Solutrasid nicht wieder in direkter Wohnnähe angesiedelt wird.

Angesichts des absoluten Mangels an Information und Kooperation seitens der Gemeinde, der Aussagen des Bürgermeisters zur Umklassierung, welche die Realität total verzerrten, und insgesamt der Haltung der Gemeinde in diesem Dossier konnte unsere Präsidentin Françoise Rollinger ihr ‚Amt’ als Naturschutzdelegierte der Gemeinde nicht mehr mit ihrem Engagement für den Naturschutz, besonders für die Industriebrachen, vereinbaren und reichte ihre Demission ein. In einer darauf folgenden Unterredung zwischen Gemeinde und LNVL wurde zwar der Wille zu einem Kompromiss bekundet; zu einer Unterredung mit der Agora kam es jedoch nicht (Termingründe?).

Die Sektion Petingen legte offiziell Einspruch gegen die Umklassierung ein und wurde, wie es das Reglement vorschreibt, vom Schöffenrat empfangen.
Daraufhin sollte ein Kompromiss zwischen Geneinde und Agora ausgearbeitet werden, bevor die Gemeinde in einem 2., definitiven Votum über die Zukunft der Brache entscheidet.

Wie stellt sich die aktuelle Situation dar? Die Forstverwaltung muss sich, nachdem sie Vorschläge für eine moderne, nach nachhaltigen Prinzipien gestaltete Bau-/Gewerbezone vorgelegt hat, dafür einsetzen, dass die bestehende Situation nicht noch verschlechtert, d. h. eine geschützte Zone (zone rurale) zur Bebauung freigegeben wird. Ein Teil des Naturschutzgebiets wird zerstört. Die Tatsache, dass die Verwaltung, statt innovative Projekte zu realisieren, ihre Mission darauf beschränken muss, den vor Jahren erreichten Schutzstatus einer Fläche zu verteidigen – wohlgemerkt nicht gegenüber einem privaten Promotor, sondern einer „Entwicklungsgesellschaft“, die zur Hälfte dem Staat gehört, gegenüber! -  beweist, dass in Luxemburg der Naturschutz keinen Stellenwert besitzt, entgegen aller schönen Worte der Politiker.
Möglicherweise wird diese Grünzone zum Naturschutzgebiet erklärt werden (müssen), damit sie in Zukunft vor solchen Übergriffen besser geschützt ist. So wird ein Naturschutzgebiet aus Aufschüttungen und einem kanalisierten Fluss geschaffen – als Austausch für ein ökologisch wertvolles Feuchtgebiet. Einen Sinn kann diese Klassierung überhaupt nur bekommen durch eine (ökologisch!) optimale Renaturierung der Korn (an die wir nicht mehr so recht glauben können). Viel Sinn hingegen bekommt diese Umklassierung für die Gesellschaft Agora (also Staat und ARBED): die Vergrößerung des bestehenden Naturschutzgebietes um 2 ha wird von deren ökologischer Gesinnung zeugen -  ohne das kleinste Zipfelchen Bauland gekostet zu haben. In der Bauzone wird man kaum noch Grünzonen vorsehen, hat man doch das Seine für die Umwelt getan! Ein herrliches Beispiel für private Promotoren....

Während für das Vorzeigeprojekt Belval-Ouest ein mit Millionen dotierter Fonds geschaffen wurde, wird in die Brache Rodange kein Euro investiert. Bevölkerungsmäßig gehört die Gemeinde Petingen zu den 5 wichtigsten Gemeinden des Landes und könnte doch wohl Ansprüche auf etwas mehr Lebensqualität anmelden, statt einem solch minimalistischen Projekten zuzustimmen.

- Januar 2004: Während die meisten Entscheidungsträger nach ein paar (Alibi-)Diskussionen „vergaßen“, dass die LNVL Partner in diesem Projekt ist, bat Staatssekretär Berger um den „Avis“ der LNVL zu den Umklassierungsprojekten. Wir ließen ihm eine detaillierte Stellungnahme zukommen in der Hoffnung, dass das Umweltministerium seine Verantwortung übernimmt.

Auf der Fonderie könnte ein Pilotprojekt für Luxemburg entstehen, das der Gemeinde zur Ehre gereichen und zeigen würde, wie man Gewerbezonen und Natur verbinden und damit ein Stück  Lebensqualität erhalten kann. In dieser stark versiegelten Gemeinde sind solche neuen Projekte bitter nötig. Oder wird – wie seit Jahrzehnten – alles „plattgemaach“, werden weiterhin Hallen gebaut ohne Bezug zur Umgebung, zu Natur und Landschaft und zu den Menschen, die dort wohnen?
Braucht man für ein solches Resultat wirklich eine „Entwicklungsgesellschaft“ Agora? 
Und: 
Wie steht es um das Demokratieverständnis und die Glaubwürdigkeit unserer Politiker?

LNVL-Petingen „Naturfrënn Kordall“
 


 
25.9.2003
Stellungnahme der LNVL zur parlamentarischen Anfrage betreffend die Industriebrache „A la Haute Saule“ („Fonderie“), Rodange

Auf der Fonderie könnte bewiesen werden, dass neben Gewerbe auch Natur und Kultur auf einer Fläche existieren können. Falls der Innenminister sich doch noch an seine Versprechen an den Süden erinnert. Und das Umweltministerium seine Verantwortung übernimmt.

In den Diskussionsrunden mit der Entwicklungsgesellschaft AGORA konnte die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga ihre Vorstellungen für die Aufwertung der Fonderie einbringen; dabei wurden verschiedene Planungsvarianten erarbeitet. Dann wurde auf Ministerebene die einzige Variante zurückbehalten, die keinen dieser Vorschläge berücksichtigt.
Auf einen Presseartikel hin, in dem die LNVL ihre Kritik an diesem Plan - und ihre Enttäuschung - formulierte, stellte der Abgeordnete Gusty Graas eine parlamentarische Anfrage zur Berechtigung dieser Kritik. In seiner Antwort stellt der Innenminister fest, dass die zurückbehaltene Variante „tient suffisamment compte des contraintes écologiques“.
Da die einzelnen Aussagen dieser Antwort in hohem Maße irreführend formuliert sind, sehen wir uns zu folgenden Präzisionen genötigt:

- « Le projet reprend les surfaces prévues pour la réserve naturelle future. »
In der « Déclaration d’intention générale » des Conseil de Gouvernement von 1981 ist unter „Réserves naturelles“ - „zones humides de notre pays, dignes d’un statut de protection“ als Nummer 40 « Rodange, à la Haute-Saule » aufgelistet, ohne Begrenzung der zu schützenden Fläche. Ein Indiz für die frühere Ausdehnung der Feuchtzone auf der Haute Saule gibt eine noch erhaltene Feuchtwiese: Die Wiederherstellung dieser Überschwemmungsflächen würde praktisch das ganze Gelände umfassen.
Die Pläne, die Umweltministerium und LNVL der AGORA vorlegten, sahen eine räumlich begrenzte Renaturierung der Korn vor, um eine gewerbliche Nutzung zu erlauben; das eigentliche Naturschutzgebiet sollte Teich und Feuchtwiese umfassen, etwas mehr als 5 ha. Wahrlich keine maßlose Forderung angesichts der quadratkilometerweisen Vernichtung von Feuchtgebieten im Korntal!
Die zurückbehaltene Variante dagegen lehnt sich an die kleinstmögliche, nämlich die im PAG der Gemeinde festgehaltene – und deshalb gesetzlich bindende - Version der „réserve naturelle“ von  3,6 ha an. Die Feuchtwiese, letztes, uneingeschränkt schützenswertes Überbleibsel der einst reichen Kornaue, wird zum Teil durch die – an sich begrüßenswerte! – Implantierung des Data Centers der Europäischen Union in gerade diesem Teil der Fläche zerstört werden.
Statt „contraintes écologiques“ also „contrainte légale“.

- « Selon le Ministère de l’Environnement l’inventaire ne reprend pas d’autres biotopes à protéger. »
Artikel 14 des Naturschutzgesetzes: « Il est interdit de réduire, de détruire ou de changer les biotopes tels que mares, marécages, marais, couvertures végétales constituées par des roseaux ou des joncs, haies, broussailles ou bosquets. » Die Feuchtgebiete (z. B. die oben erwähnte Feuchtwiese), Hecken und Baumgruppen auf der Haute Saule sind somit geschützte Biotope, „biotopes à protéger“.

- « La végétation spontanée peut être intégrée dans l’aménagement futur des investisseurs. »
Die Agiplan-Studie, laut Innenministerium „base de référence“ für die Brachenrekonversion, erkennt: „Mit seinen parkähnlichen Grünflächen samt Teich besitzt der Standort durchaus Eigencharakter“ und spricht von einer „höherwertigen Nutzung“ zumindest eines Teils der Brache. In dieselbe Richtung gingen die Vorschläge des Umweltministeriums und der LNVL. Der zurückbehaltene Plan zeigt jedoch statt alter Parkstrukturen Straßen und Gebäude, statt gewachsener Natur sauber aufgereihtes Alibigrün, statt kleiner bis mittlerer Bauvolumen, die sich an die angrenzende Wohngegend anpassen und in die vorhandenen Baumgruppen einfügen würden, große Hallen. Vorschläge, die Spontanvegetation zu integrieren, wurden von der AGORA nicht erarbeitet. So wird die Verantwortung für eventuell verbleibende kümmerliche Reste geschützter Biotope abgeschoben auf die zukünftigen „investisseurs“. Wie aber kann Rücksicht auf natürliche Strukturen von privaten Investoren - auf ihren immerhin teuer bezahlten Flächen - erwartet werden, nachdem der Staat seine Unfähigkeit zu einer nachhaltigen Planung (wie sie dem Auftrag  der AGORA entspräche) in so eklatanter Weise  unter Beweis stellt?

- « L’implantation du centre d’accueil a été prévue dans la surface réservée à la renaturation de la Chiers à la demande de l’Administration des Eaux et Forêts qui élabore le projet de renaturation. »
Die „Freiraumplanerische Vorstudie“ der Administration des Eaux et Forêts, entstanden unter der Mitarbeit der LNVL Petingen, schlägt vor, die als erhaltenswürdig eingestuften Gebäude (die jetzt allesamt abgerissen werden sollen) zu nutzen als Visiting-Center mit Naturschutzzentrum und Tourismusbüro, und/oder einer gewerblichen Nutzung. Dieses Konzept würde, mit der Renaturierung der Korn, eine multifunktionale Nutzung des Geländes bedeuten, Natur- und Kultur-Erleben in Verbindung mit einer gewerblichen Nutzung ermöglichen. Diesen Anspruch kann das von der AGORA isoliert an die Korn gemalte Visiting Center - ohne Konzept und ohne Bezug zur Region - kaum erfüllen.

- « Le concept d’assainissement des friches est coordonné avec le projet de renaturation de la Chiers. »
Einige Beispiele für diese Koordinierung: Die Forstverwaltung „élabore le projet de renaturation“, derweil vom Innenministerium die Planung für die Haute Saule als abgeschlossen betrachtet wird. Das von Forstverwaltung und LNVL als Naturschutzgebiet vorgesehene Feuchtgebiet wird zum Teil vernichtet werden. Angesichts der Planung eines Container Terminals direkt am Kornufer auf Belgischer Seite fordern wir seit Monaten politische Gespräche auf transnationaler Ebene um eine optimale Renaturierung zu erlauben.
Mit der Umsetzung unserer Ideen sollte ein erstes konkretes Beispiel einer nachhaltigen Raumnutzung im Korntal realisiert werden, so wie sie auch vom „Raumnutzungskonzept Kordall“ angestrebt wird, an dem seit einiger Zeit gearbeitet wird. Dieses Konzept soll Besiedlung und Ökonomie, Ökologie und Freiraum für die Einwohner zuammenfassen und als Planungsgrundlage für die weitere Entwicklung des Korntals dienen. Dem Schutz, bzw. der Renaturierung der Korn und ihrer Auen soll dabei eine wichtige Rolle zukommen. Die Naturschutzorganisationen sind in diese Planung übrigens nicht eingebunden. Die „Koordination“ zwischen AGORA und der Projektgruppe besteht darin, dass die AGORA einseitig große Flächen (ver)plant und somit Tatsachen schafft, bevor das Raumnutzungskonzept konkrete Pläne aufstellen kann. So gibt das Raumnutzungskonzept als Ziele für die Gewässerentwicklung auf der Fonderie an: „Erhalt des vorhandenen Feuchtbereiches und Ausbau der Aue im Bereich Brache/Übergang Belgien“ (Juni 2003), während die AGORA die Vernichtung eines wichtigen Teils dieses (als Naturschutzgebiet vorgesehenen) Feuchtbereichs plant.

- « L’Etat acquiert 2,5 ha de terrains pour accueillir le ‚Data Center’ et 7,6 ha (moitié du terrain) pour la renaturation de la Chiers. »
Von den 7,6 ha „pour la renaturation“ müssen die 3 ha „réserve naturelle“ abgezogen werden (wo nicht gebaut werden darf). Bleiben also 4 ha für die Renaturierung - gegen 8-9 ha bebauter Fläche: Die „moitié du terrain“ schrumpft zu einem Drittel.
Fast die Hälfte der  2,5 ha „pour accueillir le Data Center“ liegen in dem  Feuchtgebiet, das als Naturschutzgebiet geplant war. Aufgekauft werden also nicht die für den Naturschutz und die Renaturierung wichtigen Flächen, sondern die Flächen, die nach der Planung der Bebauung übrigbleiben.
Und so geht das Argumentieren mit der „Hälfte des Geländes“ am Kern unserer Kritik vorbei: Wir prangern nicht die ungenügende Fläche für den Naturschutz an (abgesehen von der Amputierung von anderthalb Hektar des Naturschutzgebiets), sondern die falsche Aufteilung der Gesamtfläche. Die  Vorschläge des Umweltministeriums und der LNVL sollten den Schutz wichtiger Landschafts-und Naturelemente garantieren, ohne die Erschließungsfläche zu verkleinern. So wären durch eine spezielle Bauweise einige Gebäude auch weiter in die Aue hinein möglich gewesen; im Gegenzug sollten vor allem die Parkelemente und das ganze Feuchtgebiet erhalten bleiben. Nicht nur für die später einmal hier arbeitenden Menschen, sondern auch für die Einwohner der Umgebung würde dies einen Zugewinn an Naherholungsraum und somit an Lebensqualität bedeuten.

- « Les critiques énoncées par la Ligue Luxembourgeoise pour la protection de la nature et des oiseaux ne sont dès lors pas justifiées. »
Die zurückbehaltene Variante verkleinert ein geplantes Naturschutzgebiet und vernichtet geschützte Biotope und erhaltenswerte Industriearchitektur. Unser Hauptanliegen, die Durchdringung von Natur und Bebauung, Kultur und Gewerbe wird in der Antwort des Ministers unter den Tisch gekehrt und in vorliegender Variante nicht im Geringsten berücksichtigt. (siehe Artikel im Regulus September 2003)
Angesichts der Diskrepanz zwischen Anspruch (der Regierung  und der AGORA auf Nachhaltigkeit) und Wirklichkeit (einer radikal ökonomisch ausgerichteten Planung für die Gewerbefläche, mit ein bisschen Natur drum herum) bleiben unsere Kritiken weiterhin sehr „justifiées“.

Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga


 
10.7.2003
„Op der Fonderie“: comment rater une chance unique
pour un renouveau de la région sud

La Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga s'est évertuée il y a un an à démontrer que les vestiges historiques et naturels de la friche industrielle „A la Haute Saule“ („Op der Fonderie“) valaient mieux que d'être rayés purement et simplement de la carte. Elle proposait une synthèse harmonieuse des contraintes d'ordre culturel, écologique, économique, social et pédagogique dans la réutilisation du site. Elle pressentait le danger que les fonds, le savoir-faire et les idées risquaient de se focaliser sur les friches d'Esch-Belval, le reste de la région sud restant l'enfant pauvre.

Un début prometteur : protection de la nature et aménagement du paysage reconnus au sein d'Agora

L'acceptation des représentants d'une ONG comme partenaires durant la phase de conception n'est pas monnaie courante au Luxembourg, et est donc à souligner. Les idées de la LNVL concernant la revalorisation du coin sud-ouest de notre pays étaient claires :
Elle préconisait une synthèse harmonieuse des éléments culturels, écologiques et économiques de ce secteur. Les erreurs de conception telles que constatées lors de l'aménagement du PED (pôle européen de développement) devraient être évitées.

  • un visiting-center aurait constitué le point focal du site, centralisant et commercialisant les attraits touristiques de la région
  • l'urbanisation devait tenir compte d'éléments existants tels que la végétation, les groupes d'arbres, les plans verts et les habitations environnantes
  • une partie au moins des vestiges de la fonderie – éléments dignes d'être conservés selon les experts du ministère de la culture – devait être restaurée et réutilisée afin de sauvegarder ce symbole de l'identité d'une région et témoin d'une épopée ouvrière révolue
  • l'étang de la fonderie et la zone humide attenante auraient dû être enfin reconnu comme zone protégée
  • la renaturation de la Chiers aurait dû rendre à cette vallée au moins partiellement l'aspect paysager détruit par les erreurs d'aménagement du passé
  • L'exemple de la planification des parcs naturels transfrontaliers tel que ceux de Remerschen et de la vallée de l'Our aurait dû servir pour créer au minimum un parc paysager.

    Rencontres, variantes et contraintes économiques

    La répartition et l'utilisation du périmètre concerné se déclinait en quatre variantes, conçues et discutées durant des tables rondes organisées par Agora.
    Trois des variantes incluaient au moins partiellement les approches culturelles, sportives, pédagogiques et écologiques. La quatrième variante (« no 1 ») cependant ne reposait sur aucun concept innovateur et se contentait d'une approche économique.
    Le bureau d'études d'Agora prétendait que le projet devait se financer lui-même. La LNVL n'appuyait pas cette vue et réclamait – à l'instar du Fonds Belval ou du Fonds Kirchberg – la création d'un fonds Haute Saule avec les moyens financiers nécessaires permettant en outre la restructuration des autres friches.
    Finalement nous avons fait début juin une demande au Ministre de l'intérieur pour nous accorder une entrevue au sujet des friches de Rodange et Differdange. Deux semaines plus tard nous avons soumis à nouveau notre concept et avons demandé les appuis nécessaires pour la mise en œuvre.

    Un affront

    „La reconversion des friches industrielles dans le Sud du pays constitue une chance unique pour cette région, alors que l'importance des surfaces en jeu ainsi que leur localisation par rapport aux infrastructures existantes doit être mis à profit pour réorienter fondamentalement l'utilisation du sol dans cette région en vue de son développement durable compte tenu des dimensions économique, écologique et sociale de celui-ci. » Rapport du Ministre de l'Intérieur à la Chambre des Députés – 31 mai 2000 (page Internet Agora. 2002)

    Le ministre responsable est donc en accord parfait avec la ligne préconisée plus haut.
    Nous ne pouvions donc qu'être étonnés et consternés lorsque le 30 juin on nous présentait à nouveau la variante « no 1 », qui était la moins chère, la plus facile à réaliser et la moins innovante, comme définitive et souhaitée par le ministère.
    Ce manque de démocratie nous laisse perplexes. Ne voulait-on pas faire participer la population aux décisions ? Les tables rondes ne seraient-elles que du bluff ? Sous quel angle notre gouvernement perçoit-il la nouvelle identité du sud et la revalorisation d'une région si les principes d'il y a 20, 30 et 50 ans sont d'application ? Est-ce que la décentralisation ne s'applique qu'à la ville d'Esch ou bien à toutes les localités du sud ?

    Requiem pour une vision

    Ceci montre que les déclarations du ministre sur les friches du sud-ouest du Luxembourg sont devenues une farce. La friche de la Haute Saule, et sans doute les autres aussi, va d'abord subir un lifting conforme à la bonne vieille tradition luxembourgeoise de la table rase, avant de pouvoir être planifiée et servir à faible coût comme zone d'activité commerciale.
    La LNVL s'est vue proposer le maintien d'une zone de protection. Il s'agit ici d'une zone répertoriée depuis 20 ans, qui aurait dû être protégée légalement depuis belle lurette, mais qui selon les plans actuels serait plus petite que prévue initialement. La question de savoir que cette zone à protéger sera une île dans un environnement hostile à la nature, d'autant plus que la promesse de la renaturation de Chiers semble compromise, ne semble pas préoccuper le ministre de l'environnement.
    Les réalisations intéressantes à l'étranger sont sans doute connues au Luxembourg, mais les concepts transversaux et interdisciplinaires pourtant logiques en matière de paysage n'ont toujours pas acquis un droit de cité chez nos décideurs. Sinon, comment peut-on interpréter ces plans, selon lesquels il n'y a plus de place pour la mise en valeur de l'originalité des associations végétatives et arboricoles datant d'une époque où le respect de la nature n'était pas encore un vain mot ? Comment expliquer, qu'en plus de la grande halle, tout autre vestige de moindre importance doit disparaître sans complaisance ? Une discussion sur l'aspect éventuel d'une intégration harmonieuse du neuf dans l'existant n'est même pas amorcée.
    L'idée de base, préconisant une complémentarité entre utilisations commerciales, culturelles et naturelles, n'est plus d'actualité. Le manque d'ingéniosité de ce projet est difficile à dépasser. Comment expliquer aux contribuables l'approche consistant à obtenir les conseils de professionnels de pointe sans leur donner les possibilités d'orientation adéquates ?
    Le ministre de l'aménagement du territoire ne mérite pas d'éloges pour le concept global des friches du sud. Le ministre de l'économie semble jouer un solo en la matière. Mais ce dernier aurait dû déjà se rendre compte qu'il est parfaitement possible d'harmoniser écologie et économie. Au cas où le syndicat PROSUD est pressenti pour s'occuper de la planification, on peut se demander s'il restera encore des friches quand il deviendra opérationnel.
    L'étude d'aménagement en cours qui pourra enfin inclure - au-delà des intérêts économiques - aussi l'écologie et la qualité de vie, sera un jour présentée avec panache avant de disparaître (sans panache) dans les archives, car entre-temps les faits accomplis auront rendu impossible sa concrétisation.

    Conclusion :
    La réutilisation des friches de la Haute Saule, telle que prévue pour le moment, ne représente nullement une revalorisation du terroir dans le sens préconisé par le ministre de l'intérieur pour les friches industrielles du sud et à réaliser par Agora.
    Nous demandons au gouvernement de tenir ses promesses en matière de revalorisation du sud et de mettre à disposition les crédits indispensables sous forme d'un fonds afin qu'Agora puisse prendre en main la planification conformément à sa vocation.
    « La société a pour mission de viabiliser et de développer les friches (...) dans un sens favorable à l'intérêt général dans les domaines économique, social, écologique, culturel et de l'aménagement du territoire »
    Nous demandons aux hommes politiques de la commune de Pétange de soutenir les efforts déployés jusque-là afin de ne pas rater cette ultime chance d'aménagement du terroir des trois frontières, et de pouvoir offrir une amélioration de la qualité de vie à ses citoyens.
    LNVL (Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga)
    LNVL section Pétange


     
    Juin 2002:
    « Op der Fonderie » : Occasion unique pour revaloriser la région.

    Les discussions sur l’urbanisation des friches industrielles de la région sud ont fait avancer les choses, mais il est bien connu que les visions ne se concrétisent jamais sans quelques heurts. Même si les travaux sur le projet d’Esch-Belval avancent bien, ils risquent d’occulter l’existence et la réhabilitation d’autres friches telle celle de « A la Haute Saule » (« Op der Fonderie ») à Rodange. Pourtant, il serait temps de commencer à poser les premiers jalons afin de métamorphoser en de mauvais souvenirs ces modèles historiques d’un non-respect systématique de principes élémentaires en matière d’aménagement du territoire, paysager et environnemental.
    L’habit fait-il le moine ?
    Le site en question porte l’empreinte de certains aspects mal cernés au siècle dernier. Il s’agit de la partie centrale du bocage de la Chiers, une zone humide qui se présentait sous des formes multiples et variées durant des siècles. C’est à l’époque de l’émergence de l’industrie lourde que l’image de toute la vallée se transformait, grâce à la proximité des minières et l’accessibilité par rail ; le réseau routier et les constructions industrielles commençaient à dévorer le paysage. Lors de la restructuration post-sidérurgique, le maintien de l’emploi dans la région devenait prioritaire, et il fut partiellement obtenu par l’installation du PED. Malheureusement le souci de résoudre l’équation humaine (travail + loisirs + nature + environnement) moyennant une planification polyvalente faisait cruellement défaut chez les décideurs de l’époque. Cette vision n’était certainement pas irréaliste à l’époque et n’aurait pas exigé de lourdes concessions aux divers acteurs concernés ni un coût démesuré.
    La réhabilitation est encore possible.
    La disponibilité actuelle des surfaces de la Haute Saule nous offre une dernière opportunité, certes déjà atténuée, pour doter cette région du coin sud-ouest du pays d’atouts réels et réalisables. La création de pôles d’attraction destinés à séduire les hommes de tout age et de toute condition, à jeter des ponts et à rendre enfin la vie vivable dans la région est à considérer comme une plus-value bénéfique. Il doit s’agir d’un projet-phare national et transnational, donc d’un projet d’intérêt national ! Ce pays des trois frontières pourrait héberger un centre, une vitrine communicative et informative sur les atouts et les attraits de toute la région destinée au visiteur étranger ou local dès son arrivée.
    Réhabilitation des constructions résiduelles.
    Suite aux travaux de démolition de divers ateliers sur le site de la Haute Saule, il ne subsiste plus que quelques bâtiments. Il s’agit de témoins d’un passé indéniable. Leur destruction équivaudrait à un comportement amnésique, irrespectueux du passé. Le volume construit doit donc absolument subsister, et renaître à la vie . Ou est-ce qu’on sera amené à les reconstruire à grands frais un de ces jours quelque part dans le paysage – cas déjà vécu dans cette région ? Bannir la culture ouvrière correspondrait à renier nos racines . La culture ouvrière se doit d’être présente dans les agglomérations tout comme dans l’âme de leurs habitants. La région minière a contribué d’une manière décisive à la richesse de tout le pays, tandis que les Minettsdäpp étaient et sont toujours quittes à supporter les nuisances. Le pays doit un minimum de reconnaissance et devrait pouvoir débloquer quelques Euro pour l’amélioration de l’image de ce Minette et parallèlement de la qualité de vie de ses habitants.
    Renaturer la culture en reculturant la nature.
    Le site se prête admirablement à l’intégration d’un  lotissement modèle dans un espace de découverte où il fait bon s’instruire et vivre. Dans nos quartiers modernes, lieux habités et nature sont strictement séparés, et les lieux d’apprentissage sont de plus en plus souvent transférés en dehors des agglomérations. L’espace naturel de la Haute Saule est comme destiné à la distillation d’un trait d’union harmonieux entre nature et habitat, lieux d’instruction et d’expériences, lieux de vie et de plaisir. La Chiers en attente de renaturation et les zones humides existantes constituent les premiers éléments structurels autour desquels devrait s’articuler un habitat dont la modernité ne négligera pas les aspects de durabilité. C’est d’ailleurs essentiellement l’intégration dans ce concept des éléments naturels et historiques typiques faisant corps avec cette friche industrielle d’époque, qui rendra unique et exemplaire, aussi bien sur le plan régional que national, ce cadre résidentiel blotti dans la vallée de la Chiers.
    L’eau, symbole de vie.
    L’état actuel des eaux de la Chiers quand elle quitte le Luxembourg n’est guère une référence pour le pays. La dégradation d’une rivière en évacuateur d’eaux usées et sa perception comme un obstacle à l’expansion des zones industrielles doivent être définitivement bannis. L’importance de l’eau en tant que source de toute vie doit se traduire physiquement. C’est justement cette Chiers transformée en égout à ciel ouvert qui est le théâtre d’efforts exemplaires ces dernières années : Rodange peut se targuer de disposer d’une des stations d’épuration les plus modernes du pays, et des portions de la Chiers sont ou seront renaturées. Le thème de l’eau (courante et dormante) en tant qu’élément animateur et formateur d’un paysage utilisé dans un but culturel et pédagogique cadrerait admirablement avec cette démarche. Il pourrait s’agir de jardins et terrasses d’eau, de jeux d’eau, de collecteurs et réservoirs d’eaux pluviales et même d’une « Maison de la Chiers ».
    « Locomotive » pour des attraits existants.
    Un certain nombre de points d’attraction touristiques, historiques, naturels, pédagogiques et culturels se situent en périphérie de la Fonderie. Ne citons que les suivants : Tëtelbierg, Fonds de Gras, Lasauvage, Giele Botter, Prënzebierg, Train 1900, école de la nature etc. Pour que ce pôle d’attraction puisse remplir efficacement sa mission régionale, il devrait constituer le départ et le concentrateur de toute information utile sur la région. Les divers points d’attraction ne sont à l’heure actuelle qu’une juxtaposition d’éléments isolés sans coordination et sans commercialisation adéquate. Un « centre d’initiative », devrait jouer ce rôle sous forme d’un pôle d’attraction à la Fonderie. La situation à proximité de la collectrice du sud et du point d’entrée sud-oust au Luxembourg est favorable à cet effet, et permettrait l’émergence d’une nouvelle « corporate identity » du sud-ouest ainsi que du Minette nouveau.
    Proposition pour une utilisation polyvalente de l’espace.
    La seule conclusion de bon sens qui découle de l’analyse des possibilités inhérentes au terrain, et qui permette de sortir des sentiers battus s’énoncerait comme suit :
  • Intégration des friches dans le contexte du pays minier
  • Raccordement du site à l’agglomération adjacente et aux autres points d’attraction des environs
  • Renaturation de la Chiers, surfaces aquatiques et jeux d’eau
  • Parc en harmonie avec l’âme de la culture et de la nature industrielle
  • Visiting-Center sous forme d’un pôle d’attraction régional
  • Lieu de rencontre pour les activités de loisir, culturelles ou créatives
  • Paysage habité modèle sur le plan écologique avec centrale énergétique, décantation biologique, espaces de jeu et d’expérience
  • Gare jumelée avec un espace park and ride

  • Réalisation du concept de développement durable sur un plan local.
    Un des points forts de la dernière déclaration gouvernementale concernait le développement durable dans tous les domaines. Les approches du passé en matière de paysage et de nature dans la vallée de la Chiers ne correspondaient certainement pas à ces critères, mais aboutirent plutôt à une image piteuse du pays minier. Il est grand temps de s’activer en vue de réaliser une image positive à caractère exemplaire dans notre région frontalière, et qui correspondrait aux standards élevés d’un état moderne comme le Luxembourg. Sans idées et exemples concrets en guise de catalyseur, cette volonté politique déclarée risque de rester à nouveau sur le carreau (dans les deux sens du terme …) dans le sud.
    LNVL, Sektioun Péiteng

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