Warum wandern Zugvögel
?
Insektenfressende Vögel wie
Schwalben und Rotschwänze können im Winter bei uns nicht überleben,
nicht wegen der Kälte, sondern weil sie zu dieser Jahreszeit keine
Nahrung finden. Den Vögeln machen die niedrigen Temperaturen an sich
nichts aus, doch Mücken, Fliegen und Schmetterlinge können bei
Kälte nicht überleben. Um aber weiterhin Nahrung zu finden, wandern
Zugvögel im Herbst in südlichere Gegenden. Die Vögel finden
dort zu der Zeit ein Überangebot von Insekten vor und deshalb kann
man sich die Frage stellen, warum die Zugvögel im Frühling zu
uns zurückkehren.
Die Erklärung ist einfach: Im
Norden gibt es im Sommer ebenfalls ein Überangebot von Insekten und
da die meisten Insektenfresser im Herbst des vergangenen Jahres abgewandert
sind, ist zu diesem Zeitpunkt die Nahrungskonkurrenz ziemlich gering. Vögel
die im Frühling wieder in den Norden fliegen, finden hier genügend
Nahrung, um selbst zu überleben und um ihre Jungen großzuziehen.
Auch haben Insektenfresser im Norden weniger Feinde als im Süden.
Um hiervon zu profitieren, müssen Zugvögel allerdings zweimal
im Jahr die Strapazen und Gefahren einer langen Wanderung auf sich nehmen.
Wie finden Zugvögel den Weg?
Zugvögel sind dazu fähig
die genaue Tageslänge festzustellen. Sobald im Spätsommer die
Tage kürzer werden, bereiten sie sich auf ihre Reise in den Süden
vor. Sie suchen dann ununterbrochen
von morgens bis abends nach Nahrung,
um in ihrem Körper Fettreserven anzulegen. Da der Schilfrohrsänger
nur nachts zieht, kann er seine Reise nicht unterbrechen um Nahrung aufzunehmen,
wie es z.B. Schwalben tun, die tagsüber ziehen.
Die Zugrichtungen sind den Vögeln
angeboren; ein junger Kuckuck hat keine Möglichkeit den Weg von seinen
Eltern zu lernen, da diese einige Wochen vor ihm wegziehen und er sie ja
nicht kennt, da Kuckucksweibchen ihre Eier bekanntlich in Nester anderer
Vögel legen. Trotzdem findet er seinen Weg ins Winterquartier und
zurück.
Vögel die tagsüber ziehen,
fliegen häufig in Trupps und orientieren sich an der Sonne. Dies setzt
aber voraus, daß sie den Stand der Sonne für jede Tageszeit
kennen. Experimente haben bewiesen, daß Vögel eine Art innere
Uhr haben. Der größte Teil der Insektenfresser und Wasservögel
zieht jedoch nachts, Nachtzieher können anhand von Sternbildern (der
Polarstern scheint hierbei eine wichtige Rolle zu spielen), eine bestimmte
Richtung einhalten. Diese Form der Orientierung ist um so bemerkenswerter,
da über dem südlichen Himmel andere Sternbilder zu sehen sind
als bei uns. Wenn Sonne und Sterne nicht sichtbar sind, können sich
einige Vogelarten anhand der Magnetfelder der Erde orientieren. Meistens
aber vermeiden sie es bei ungünstigem Wetter zu fliegen. Vögel
können sich aber auch an Landschaftsbildern wie Gebirgen, Flüssen
und Ortschaften orientieren: dies erklärt warum Rauchschwalben jedes
Jahr an der gleichen Stelle brüten.
Wo verbringen Zugvögel den
Winter?
Die Winterquartiere sind von Art
zu Art verschieden. Kurzstreckenzieher wie Hausrotschwanz, Rotmilan, Bachstelze
und Kiebitz verbringen den Winter in der Mittelmeergegend, während
Langstreckenzieher wie Rauchschwalbe, Mauersegler und Rohrsänger über
die Sahara hinwegziehen. So halten sich unsere Rauchschwalben im Winter
in Zentralafrika auf, also 6000 km von Luxemburg entfernt. Die größte
Strecke jedoch legt jedes Jahr die Küstenseeschwalbe zurück:
sie fliegt im Herbst vom äußersten Norden Europas bis an den
Rand des Packeises des Antarktis und im Frühjahr in entgegengesetzter
Richtung zurück. Insgesamt macht das eine Reise von etwa 40 000 km
pro Jahr.
Einige Arten überwintern bei
uns: Rotdrosseln, Berg- und Buchfinken, Gänse und andere Wasservögel
die in Nordeuropa brüten finden während des Winters bei uns geeignete
Lebensräume und genügend Futter. Die hat für sie den Vorteil,
dass sie im Frühjahr nicht so weit fliegen müssen.
Wie wird der Vogelzug studiert
?
Erst vor 100 Jahren, mit der Erfindung
der Vogelberingung, konnten die Wissenschaftler den Vogelzug systematisch
erforschen. Vögel werden im Herbst und im Frühling von Forschern
gefangen und mit einem Ring aus Leichtmetall am Fuß markiert. Noch
bevor sie freigelassen werden, werden eine Reihe von Daten des Vogels aufgenommen
und einer Kartei zugeführt.
Die leichten Aluminiumringe gibt
es selbstverständlich in verschiedenen Größen und stören
die Vögel nicht. Auf jedem Ring steht eine laufende Nummer, was es
ermöglicht den Ort der Herkunft oder der Beringung zu ermitteln. Wenn
ein beringter Vogel wiederanfangen oder tot gefunden wird, erlaubt es der
Ring neue Daten über das Zugverhalten und die Biologie des Vogels
herauszufinden. Von. den Mitarbeitern der „Arbeitsgemeinschaft Beringung"
der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga werden alljährlich
mehr als 8000 gefangen und beringt. Hieraus ergeben sich dann immer neue
Erkenntnisse über den Vogelzug.
Früher, als noch nichts über
den Vogelzug bekannt war, wurde an die verschiedensten Theorien über
das Verschwinden der Vögel im Herbst und ihre Rückkehr im Frühling
geglaubt. Die einen behaupteten, Schwalben würden die Wintermonate
im Schlamm von Weihern und Teichen verbringen, ähnlich wie die Frösche.
Dies kam daher, da Schwalben sich vor ihrem Wegzug in großen Scharen
treffen und gemeinsam in Schilfflächen übernachten. Andere glaubten,
daß Schwalben im Winter zum Mond fliegen würden, weil sie abends
dabei beobachtet wurden wie sie in großen Scharen zu ihren Schlafplätzen
flogen.
Was tun beim Auffinden eines beringten
Vogels?
Wenn Sie einen beringten Vogel auffinden,
so ist es wichtig, die Ringnummer und den Namen der Beringungszentrale
zu notieren. Wenn der Vogel tot ist, so kann man den Ring abnehmen und
ihn an die LNVL, Centrale Ornithologique, Route de Luxembourg, L-1899 Kockelscheuer
schicken. Wichtig ist es, die Ringnummer, Fundort und -datum separat an
dieselbe Adresse zu schicken. Dem Finder wird in jedem Fall mitgeteilt
von wo der Vogel stammt.
Welche sind die Gefahren für
Zugvögel?
Zu Zeiten von Hungersnöten
stellten Zugvögel für die Menschen in Südeuropa eine willkommene
Nahrungsquelle dar. Obwohl heutzutage niemand mehr in diesen Gegenden Hunger
leidet, geht die Jagd auf Zugvögel weiter. Besonders in Südfrankreich,
Italien und auf Malta werden jährlich Millionen Zugvögel abgeschossen.
Hiervon landet jedoch nur ein Bruchteil im Kochtopf, die restlichen werden
nur noch aus Spaß oder unter dem Vorwand der Tradition abgeschossen.
Die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga verurteilt diese Praktiken,
die sicherlich nur noch sehr wenig, wenn überhaupt etwas mit Tradition
zu tun haben.
Eine weitere Gefahr stellt die zunehmende
Lebensraumzerstörung dar. Meeresküsten und vor allem Feuchtgebiete
sind besonders wichtige Rastplätze für Zugvögel. Trotzdem
werden solche Lebensräume weiterhin rücksichtslos zerstört:
Feuchtgebiete werden trockengelegt oder zugeschüttet, währenddem
Meeresküsten zugebaut und in Rummelplätze für Touristen
verwandelt werden. Dies hat negative Auswirkungen auf die Vogelwelt: Sie
finden keine geeigneten Rastplätze mehr und werden zu schwach, weil
sie die notwendigen Fettreserven nicht mehr zulegen können. Desweiteren
verschlechtern sich auch die Lebensräume in ihren Winterquartieren.
Durch die dort andauernde Trockenheit breiten sich die Wüsten immer
weiter aus und somit fehlt den Zugvögeln auch hier die nötige
Nahrung.
Die Stiftung Hëllef fir d'Natur
hat in Luxemburg zusammen mit der LNVL bereits mehr als 600 ha solch wichtiger
Lebensräume aufgekauft und teilweise für Zugvögel naturnah
gestaltet. Wenn Sie diese Arbeit unterstützen wollen, so können
Sie dies mit einer Spende auf das CCP 78999-41 der Stiftung Hëllef
fir d'Natur, Vermerk Feuchtgebiete, tun. Spenden ab Luf 5000 sind steuerlich
absetzbar, kleinere Beträge sind mit denen an andere Gemeinnützige
Organisationen kumulierbar.