LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1983/2 S. 224-228

Zur Brutverbreitung des Schwarzmilans (Milvus migrans) in Luxemburg

von Raymond Peltzer

Seit jeher - mindestens aber seit Mitte des letzten Jahrhunderts - galt der Schwarzmilan (Milvus migrans) als mehr oder weniger regelmäßiger, wenn auch sehr seltener Brutvogel bei uns. Schätzt A. de la Fontaine (1865) den Bestand noch auf ein bis mehrere Brutpaare, so hält Ferrant (1926) ihn für »... devenu très rare chez nous où on ne le rencontre plus qu'aux époques de son double passage«, und Hulten/Wassenich (1960) sowie Morbach (1963) sprechen sich mangels konkreter Brutbelege schon nicht mehr näher über einen Bestand aus, schließen aber ein Brutvorkommen angesichts der Sommerfeststellungen nicht aus. Erst als 1963 bei Esch-Alzette eine Familie mit einem Jungvogel beobachtet und 1967 ein Horst gefunden wurde (Peltzer J., 1967), wurden die Prognosen optimistischer. Zitieren wir nur Wassenich (in: Glutz von Blotzheim, 1971): »... es wäre durchaus möglich, daß in günstigen Jahren 2-3 zur Brut schreiten.«
1972 wurde dann unsere Rotmilan-Bestandsaufhahme gestartet, wo der Schwarzmilan notwendigerweise mit hinzugezogen wurde, schon allein um die Nicht-Ornithologen auf den Unterschied zwischen beiden Arten aufmerksam zu machen. Das Verhältnis der Beobachtungen zwischen Rotmilan und Schwarzmilan betrug 1970 80:30, also fast 3:1 zugunsten des Rotmilans, wobei nur gesicherte Feststellungen, also diejenigen unserer Feldomithologen, berücksichtigt wurden. Einen Brutbeleg des Schwarzmilans erbrachte diese Aktion uns jedoch nicht und erst 1975 wurde der nächste Horst gefunden. Von da ab wurden jährlich Horste gesucht und gefunden, insgesamt noch 14 bis 1983. Positiv dazu beigetragen hat nicht zuletzt der Atlas der Brutvögel Luxemburgs, wo die Feldarbeit sich über die Jahre 1976-80 abwickelte, wenngleich auch darüber hinaus unsere Feldornithologen den Milanen mehr Aufmerksamkeit schenkten. Allein das Aufsuchen der Rotmilanhorste erbrachte als »Nebenprodukt« manchen Brutbeleg des Schwarzmilans! Allen Mitarbeitern, die diese Studie ermöglichten, sei hiermit herzlichst gedankt.
Inventar der Brutvorkommen
Die Begrenzung der Aufteilung des Großherzogtums Luxemburg in 15 natürliche Räume ist die gleiche, die 1981 als Landkarte, betreffend die Brutverbreitung des Rotmilans veröffentlicht wurde. Auch die weiteren räumlichen und zeitlichen Auswahl- und Zuordnungskriterien sind die gleichen, die bei der eben erwähnten Veröffentlichung beschrieben wurden. Erinnern wir bloß daran, daß nur die Beobachtungen der Monate April bis Juli berücksichtigt sind.

Begrenzung der im Inventar aufgezählten Gebiete
Limites des régions énumérées dans l'inventaire

1) Chiers

Einzelne Schwarzmilane wurden während der Brutzeit in folgenden Jahren gemeldet: 1950-51,1961,1978,1970-71, 1973,1977.
1972 4x2 Ex. im Mai und 10x1 Ex.
1975 5x4 Ex., 1x3 Ex. und 7x1 Ex.; davon wahrscheinlich 1 Paar, das im oberen Alzettetal gebrütet hat.
1976 1x2 Ex., 1x4 Ex. und 1x1 Ex.; hat im oberen Alzettetal gebrütet, möglicherweise diese Vögel !
1978 Ende Juli/Anfang August 2 ad. + 3 juv. (Wagner P., Wagner C.); außerdem 2x2 Ex. Der Horst wurde nachträglich gefunden.
1979 1x4 Ex. (Mai), 4x2 Ex. und 13x1 Ex.; am 28.7. 3 ad. + 1 juv. (Walesch M.).
1980 Brut (Walesch M.).
1981 2x2 Ex. und 4x1 Ex.
1982 ad. am Horst (Wagner P.).
Zwei Brutnachweise vom Höhenrücken zwischen Chiers- und Alzettetal liegen vor. Brutvögel aus dem linken Alzettetal, vielleicht auch aus dem oberen Eisch/Mamertal, fliegen wohl regelmäßig zur Nahrungssuche die Müllhalden (besonders Beles/Oberkorn) dieses Gebietes an.

2) Obere Alzette
Einzelexemplare wurden auch in folgenden Jahren gemeldet: 1901, 1903, 1938, 1955, 1968, 1971, 1973, 1978, 1981.
ca. 1944 ("gegen Kriegsende") 2 Ex. rechte Talseite (Morbach, 1963).
1954 1x2 Ex. und 8x1 Ex.
1956 2x2 Ex. und 7x1 Ex.
1957 5x2 Ex. und 6x1 Ex. auf der linken Talseite
1958 Horst auf rechter Talseite (Jae-ger) sowie 3x2 Ex. und 1x1 Ex.
1959 1x2 Ex. und 6x1 Ex.
1960 ab 20.4. bis zu 3 Ex. bei Esch-Alzette, 16.6.-20.7. bis zu 6 Ex. daselbst (Peltzer R.).
1961 2x2 Ex.
1962 1x2 Ex. und 5x1 Ex.
1963 Juli-August: regelmäßig bis zu 4 Ex. bei Esch-Alzette (Hulten u.a.), außerdem 3x2 Ex. und 3x1 Ex.
1966 3x3 Ex., 2x2 Ex. und 4x1 Ex.
1967 Horst mit mißglückter Brut bei Esch-Alzette (Peltzer J., 1967).
1969 1x3 Ex., 1x2 Ex. und 1x1 Ex.
1970 1x2 Ex. und 5x1 Ex. 1972 1x2 Ex. und 5x1 Ex., häufiger im Chierstal beobachtet.
1974 1x2 Ex. und 7x1 Ex.
1975 9.7. = 2 ad. +1 juv., das noch bettelt, auf der linken Talseite (Melchior E.).
1976 Horst mit 3 pull, auf der linken Talseite (Melchior E.).
1977 15.7. = 1 Paar mit 2 flüggen juv. auf der linken Talseite (Melchior E. u.a.).
1979 1x2 Ex. und 8x1 Ex.
1980 2x2 Ex. und 1x1 Ex.
1982 2x2 Ex. und 3x1 Ex.

Das obere Alzettetal ist, neben dem Moseltal, das am regelmäßigsten vom Schwarzmilan in der Brutzeit besuchte Gebiet. Die rechte Talseite scheint ihm weniger als Brutrevier zuzusagen (nur ein Horst). Das nordwestlich des Industriezentrums Esch-Alzette gelegene Flachland mit sumpfigem Gelände, Müll- und Schlackenhalden und brachliegendem Industriegelände sagt ihm besonders zu. So wurden in Stadtnähe 1960 und 1963 Milane in Familienstärke gesehen und 1967 gelang Peltzer J. der erste Horstfund. Abwechselnd mit dem Chierstal scheint diese Gegend regelmäßig ein Brutpaar zu beherbergen.

3) Mittlere Alzette
Fast jährlich werden in der Brutzeit Einzelexemplare gesehen (1902, 1905, 1955-56,1958,1962,1964,1966,1968, 1972-76, 1980, 1982), selten auch 2 Exemplare (1967, 1970, 1978, 1981), 1969 und 1979 wahrscheinlich Brutvögel aus einem anstoßenden Gebiet, wobei das Vorkommen sich meist auf die Nähe von Müllhalden beschränkt.

4) Untere Alzette
Einzelexemplare werden sporadisch in diesem Tal gesehen (1956, 1973-74, 1976, 1978-79, 1981-83). Obschon die Beobachtungen in letzter Zeit regelmäßiger sind, liegt jedoch bislang kein Bruthinweis für diese Gegend vor.

5) Eisch und Mamer
Wurde vereinzelt auch in folgenden Jahren beobachtet: 1961, 1971, 1973-76,1978,1979.
1977 Besetzter Horst zwischen Eisch und Mamer (Schoos F.).
1980 3x2 Ex., 3x1 Ex. und Brut auf belgischem Gebiet bei Arlon (Mois C. u.a.).
1981 Besetzer Horst zwischen Eisch und Mamer (Weiss J. u.a.) und Brut auf belgischem Gebiet bei Arlon (Mois C.).
1982 Besetzter Horst zwischen Eisch und Mamer (Weiss J., Conzemius T., Hentgen P.).
1983 Brutpaar daselbst (Conzemius, Hentgen).
In diesem Gebiet brütet zumindest in den letzten Jahren regelmäßig wenigstens l Paar, gelegentlich sogar 2, wobei diese etwa 10 km voneinander entfernt horsten.

6) Attert
Wurde vereinzelt auch 1973 und 1975 gesehen.
1971 1x2 Ex.
1978 2x2 Ex. auf der linken sowie eine Familie mit 2 flüggen Jungen auf der rechten Talseite (Melchior E.).
1979 Ein besetzter Horst und einmal brutverdächtiges Verhalten an anderer Stelle (Melchior E.).
1980 Besetzter Horst (Melchior E.).
1982 Besetzter Horst (Weiss J. u.a.) sowie 5 Ex. am 25.7. (Walesch M.).
1983 Neuer Horst auf der rechten sowie 2 Ex. auf der linken Talseite (Weiss J.).
Hier scheint sich der Schwarzmilan erst im letzten Jahrzehnt als regelmäßiger Brutvogel niedergelassen zu haben. Sporadisches Brüten in früheren Zeiten ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, das lediglich wegen weniger intensiver Nachforschung damals unbemerkt hätte bleiben können. Unbekannt ist, wie oft eventuell zwei Paare hier brüten. Der Horstabstand hätte 1979 etwa 2-3 km betragen. Alle Bruten lagen bisher auf der rechten Talseite.

7) Obere Mosel
Einzelexemplare wurden in folgenden Jahren gemeldet: 1950, 1955,1966-68,1974.
ca. 1865 «Annuellement un ou plusieurs couples airent dans les forêts voisines de la Moselle, depuis Schengen jusqu'à Stadtbredimus, dans celles de Palzem et de Remich particulièrement.» (de la Fontaine, 1865).
1875 »Ein Paar dieser Fischräuber wurde täglich während des Monats Mai auf der Mosel bei Remich beobachtet.« (Ferrant, 1891). Das Jahr dieser Feststellung wurde in Morbach (1963) mit 1891 angegeben.
1893 «Le milan noir, qui, en 1893 encore, a niché sur la Moselle, dans les environs de Remich ... est actuellement fort rare dans nos contrées.» (de la Fontaine, 1897).
1902 1 Ex. im Juli bei Remich getötet (Feltgen, 1905).
1903 «Nichait encore ... en 1903 dans les bois de Palzem.» (Ferrant, 1926).
ca. 1933 »... in den dreißiger Jahren jedes Jahr im Juni, von Schengen ab talwärts . . .» (Morbach, 1963).
1954 2x2 Ex. und 1x1 Ex.
1956 1x6 Ex. am 10.5. (Wassenich, 1958).
1960 1x2 Ex. und 1x1 Ex.
1970 1x2 Ex. (Nennig) und 2x1 Ex.
1971 1x2 Ex. und 2x1 Ex.
1972 3x2 Ex. und 2x1 Ex.
1973 2x2 Ex. und 1x1 Ex.
1975 2x2 Ex. und 13x1 Ex.
1976 in der Brutzeit regelmäßig 1-3 Ex.
1977 1x2 Ex. und 7x1 Ex.
1978 1x2 Ex. und 5x1 Ex.
1979 Besetzter Horst (Melchior E.).
1980 1x2 Ex. und 9x1 Ex.
1981 1x2 Ex. und 2x1 Ex.
1982 4x2 Ex. und 16x1 Ex.; eine Gruppe von 7 Durchzüglern am 7.5. (Gloden).
1983 1x3 Ex.
Das obere Moseltal ist ein seit jeher schwach besiedeltes Brutgebiet. Der Schwarzmilan wird heute jedoch wohl nicht mehr in Moselnähe brüten, wie das bis um die Jahrhundertwende anscheinend der Fall war. Die bis jetzt dort gesichteten Vögel könnten Brutpaare sein, die 5-10 km weiter brüten, jedoch das Moseltal in ihr Nahrungsrevier einbeziehen. Diese Annahme wird gestärkt durch die größere Anzahl an Feststellungen 1975 und 1976, Jahre, in denen im oberen Syrtal eine Brut resp. ein Paar in Horstnähe nachgewiesen wurden. Die Entfernung vom Horst zur Mosel würde dann auch erklären, daß nach erfolgreicher Brut nicht die ganze Familie an der Mosel gesehen wird, da dieselbe wohl in näherer Umgebung des Horstes verbleiben wird.

8) Untere Mosel
Wurde vereinzelt auch in folgenden Jahren gemeldet: 1954, 1956, 1958-61, 1965,1967-70,1976-79,1981-82. 1910 Im Juni l Ex. erlegt (Feltgen, 1910).
1971 3x2 Ex. an der Saarmündung (Heyne, in Jacobs, 1972).
1972 1x2 Ex. und 3x1 Ex.
1973 1x2 Ex. im Mai 1975 1x2 Ex.
Auf der unteren Mosel wird der Schwarzmilan zwar regelmäßig in der Brutzeit festgestellt, jedoch liegen in Moselnähe keine Brutnachweise vor. Man kann sich fragen, ob es sich um Brutvögel handelt oder um Übersommerer. Etwa 6 km von der Mosel entfernt brüten Schwarzmilane in Rotmilanrevieren und auf der rechten Moselseite wird die Art regelmäßig festgestellt: Glutz von Blotzheim (1971) hat für die Zeit vor 1960 einen Ort (etwa Saarmündung) als Brutplatz kartiert, der von Mildenberger (1982) als regelmäßiges Brutvorkommen dargestellt wurde.

9)Syr
Einzelexemplare wurden 1971-73 gemeldet.
1970 1x2 Ex. und 2x1 Ex.
1975 Horst am Oberlauf (Peltzer R.).
1976 In der Nähe des Vorjahreshorstes in der Brutzeit regelmäßig 2 Exemplare anwesend, die jedoch nicht zur Brut schritten! (Peltzer R.).
1979 2x2 Ex. und 4x1 Ex.
1980 1x2 Ex. und 2x1 Ex.
1981 Besetzter Horst am Unterlauf (Weiss J.), in den zwei folgenden Jahren nicht mehr dort gesehen.
1982 1x2 Ex. im Juni.
Die Milane, die in dieser Gegend brüten, wären wohl in der Lage regelmäßig Abstecher ins Moseltal zu machen (ca. 6 km Luftlinie). Der Nachweis solcher Nahrungsflüge bleibt jedoch noch zu erbringen.

10) Obere Sauer
Nur zwei Beobachtungen aus der Brutzeit wurden aus diesem Gebiet bekannt (1974 und 1980), trotz Vorhandensein des fischreichen Stausees von Esch-Sauer, der eventuell übersommernde Schwarzmilane anziehen könnte! Am 7.5.1980 wurden 3 Ex. gesehen (Paler, Schaul), die vom Stausee aus südlich flogen (also keine Durchzügler), und man kann sich fragen, ob es sich um Milane handelt, die gelegentlich aus dem 12 km südlicher gelegenen Brutgebiet bis hierher kommen.

11) Mittlere Sauer
Ebenso selten scheint der Schwarzmilan auf der mittleren Sauer aufzutauchen: Einzelvögel 1975, 1978 und 1983.

12) Untere Sauer
Aus dem Gebiet der unteren Sauer liegen etwas mehr Meldungen vor, besonders von der deutschen Seite (Irrel), wo Kramer/Heyne (1977) zumindest für 1974 ein Brutvorkommen für möglich halten. 1979 wurde ein Paar mit flüggen Jungen dort gemeldet (Schoos R.), sowie öfters Ex. von der deutschen Seite. Bemerken wir, daß eine Brut aus dem unteren Syrtal nachgewiesen wurde, weniger als 10 km von dieser Stelle entfernt. Die Art wurde auch 1924, 1976-77 und 1983 vereinzelt gemeldet.

13) Weiße und Schwarze Ernz
Einzelexemplare wurden auch aus folgenden Jahren gemeldet: 1960, 1963-64,1973,1977-78,1981.
1976 1x3 Ex. Anfang Juni.
1979 1x3 Ex. Anfang Juni.
1982 1x2 Ex.
1983 Besetzter Horst (Weiss Jean).

14) Clerf und Wiltz
Es wurden nur selten Einzelexemplare während der Brutzeit aus diesem Gebiet gemeldet (1959, 1975-76, 1979, 1981-82).

15) Our
Nur eine Feststellung liegt aus diesem Gebiet vor (1972), obschon das Pumpspeicherwerk an der Our den Schwarzmilan doch anziehen könnte.

Brutbiologie
Alle gefundenen Horste standen in Laubwäldern, die - wenn es nicht Eichenwälder waren - jedenfalls Eichen enthielten, eventuell durchmischt mit Hainbuchen und Buchen. Eichenwälder findet man in der Südhälfte Luxemburgs meist auf schweren - und demnach feuchten - Böden. Diese, oft mit dichtem Unterwuchs bestandenen Wälder sagen den Milanen besonders zu. Es ist wohl die Bewirtschaftungsmethode dieser Wälder, die den Milanen ein günstiges Brutbiotop beschert. Angesichts des hohen Alters, das Eichen bis zur Reife haben müssen, werden oft nur die ältesten Bäume aus einem Bestand herausgeschlagen und es entstehen kleine Lichtungen, die vorübergehend günstigere Anflugmöglichkeiten an die stehengebliebenen Bäume bieten. Eine weitere Anziehungskraft auf die an günstigen Stellen gesellig brütenden Schwarzmilane üben die in den gleichen Biotopen brütenden Rotmilane aus. Einmal besetzte der Schwarzmilan einen Vorjahreshorst des Rotmilans; letzterer hatte einen neuen Horst ca. 300 m weiter erbaut. Sehr oft lag der Horst des Schwarzmilans im selben Walde wie ein gleichzeitig besetzter Rotmilanhorst oder doch in einem Biotop, wo der Rotmilan schon einmal gebrütet hatte. Insgesamt neun Horste von zwölf unterlagen dieser Regel und der Abstand zwischen beiden Horsten lag zwischen 100 und 300m.
Das gleiche Verhalten hat schon Heim de Balsac (1932) für die südlich und südwestlich an uns grenzende Milanpopulation erwähnt. Auch Valet (1973) bezeichnet den Anschluß des Schwarzmilans an den Rotmilan als typisch für die von ihm in der Haute-Saône untersuchte, im Aufbau begriffene, Milanpopulation. Teilweise schienen sich beide Arten zu vertragen (Melchior E.), teilweise wurden jedoch Angriffe festgestellt (Wagner P.). Der verhältnismäßig kleine und demnach oft sehr unauffällige Horst stand in allen 12 Fällen auf einer Eiche, meist im Geäst in Stammnähe oder -achse, viermal jedoch auf verzweigten Seitenästen. Die Entfernung zum Boden betrug 12, 14, 3x15, 2x20 und 3x22 m.
In zwei Horsten wurden an Beuteresten hauptsächlich Vogelfedern gefunden. Der Fischanteil an der Nahrung des Schwarzmilans dürfte in den meisten Fällen bei uns gering sein, im Gegensatz zu anderen Landschaften, in denen Fische wohl seine Hauptnahrung darstellen.
An Jungvögeln im Horst wurden 2x2 und einmal drei Ex. festgestellt. Bei einigen Horsten konnten keine Jungvögel ausgemacht werden. Bei schon flüggen Jungen (ohne Horstbeobachtung) waren es 3x1 Ex. (1975, 1979, 1982), 4x2 Ex. (1963, 1977, 1978, 1980) und einmal 3 Ex. (1978). Gelegentlich kann ein Paar schon früh am Brutplatz sein, so z.B. am 13.3.83 (Conzemius, Hentgen). Errechnete Daten vom Ausfliegen der Jungen (ca. 30 Tage Brutdauer und ca. 45 Tage Nestlingszeit) fielen um den 13.7.75 und den 26.7.76, ein echtes Datum auf den 4.7.82. Flügge Junge wurden an folgenden Daten beobachtet: 29.6.82, 2.7.78, 9.7.75, 12.7.79, 15.7.77, 20.7.80, 24.7.63, 28.7.79 und 29.7.78. Der Zeitpunkt des Ausfliegens erstreckt sich also über den ganzen Juli. Die Eiablage würde demnach ungefähr zwischen dem 15. April (1982) und dem 11. Mai (1976) stattfinden, also zum gleichen Zeitpunkt wie im übrigen Mitteleuropa.

Verbreitung
Nebenstehende Verbreitungskarte wurde so erstellt, daß alle früheren und heutigen Brutplätze mit einer Linie umrandet wurden. Das Ganze kann zumindest jetzt als ein zusammenhängendes, wenn auch nicht unbedingt dauernd in allen Teilen besiedeltes Brutgebiet gewertet werden, das sich nördlich an das Brutareal Lothringens (Chiers, Mosel) anschließt. Als Kriterium des zusammenhängenden Brutgebiets wurde bei dieser Art ein Horstabstand von maximal 15 km gewählt.
Westlich und nördlich sind nur ausnahmsweise Bruten gefunden worden : Bouillon, Spa (in Guerriat/Ittelet, 1982) und Urftalsperre (in Mildenberger, 1982). Östlich brütet die Art erst regelmäßig wieder am Moseltal auf den Rhein zu im Bezirk Koblenz (Mildenberger, 1982). Die nordwestliche Verbreitungsgrenze des Schwarzmilans in Europa läuft also durch Luxemburg.
In der Südhälfte des Landes sind folgende Gebiete besiedelt:
- Attert mit 1-2 Paaren (1978-80, 1982-83);
- Mamer und Eisch mit 1-2 Paaren (1977,1980-82);
- Chiers, obere Alzette mit 1 Paar (1967,1975-80,1982);
- obere Mosel, obere Syr mit 1 Paar (1975,1979,1981);
- untere Syr, Schwarze und Weiße Ernz, untere Sauer, untere Mosel mit 1 Paar (1979,1981,1983).
Der westliche Landesteil scheint also stärker besiedelt zu sein ! In großen Zügen ist bei uns das Brutgebiet des Schwarzmilans mit demjenigen des Rotmilans identisch. Gegen Norden hin fehlen jedoch die isolierten Brutvorkommen, die man beim Rotmilan noch bis in die Gegend von St. Vith in Belgien findet.

Die Brutverbreitung des Schwarzmilans

Bestand

Wenn man auch aus Mangel an älteren Angaben nichts Näheres über den früheren Bestand und eventuelle Bestandsschwankungen herausfinden kann, so liegt jedoch für die letzten 30 Jahre einiges Beobachtungsmaterial vor. Ob man diese Beobachtungen zum Erkennen von Bestandsschwankungen benutzen kann, ist nicht so sicher, da zweifellos bis in den Mai auch noch Zugbeobachtungen darunter sein können (z.B. 7.5.82: 7 Ex.), sowie übersommernde Jungvögel) in unbekannter Zahl. Nichtsdestoweniger lassen sich aus den über 500 Beobachtungen ab 1954 aus den Monaten April bis Juli (siehe nebenstehende Tabelle) manche interessante Aspekte herausschälen. Die Zahlen von 1963 und 1979 wurden nach unten korrigiert, da verhältnismäßig viele Beobachtungen vom gleichen Ort und Beobachter das Bild verfälscht hätten: hier wurde je eine Beobachtung pro Monat eingesetzt. Scheint die Tabelle auf den ersten Blick auf eine Zunahme des Schwarzmilans zu deuten, so hält diese Hypothese einer näheren Analyse jedoch nicht stand. Die Jahre 1972 (Milan-»zählung«) und 1976-1980 (Atlas der Brutvögel) sind nicht vergleichbar mit den anderen Jahren, denn hier wurde ja besonders viel während der Brutzeit über das ganze Land beobachtet. Die höhere »Produktivität« dieser Jahre sticht insofern ins Auge, als hier durchschnittlich 3,79 Beobachtungen pro Person (B/P) gemeldet wurden gegenüber 2,25 B/P für die restlichen Jahre. Ohne 1975 waren es sogar nur 2,09 B/P! Das Jahr 1975 mit 5,8 B/P war nämlich ein Jahr mit außergewöhnlich vielen Schwarzmilanen, wozu wir aber - ebenso wie beim Rotmilan für das gleiche Jahr - noch keine sichere Erklärung haben. Ein Vergleich der Gesamtbeobachtungszahl zwischen Rot- und Schwarzmilan für die Jahre 1954-1976 fällt seltsam aus: der Rotmilan wurde zwar häufiger gesichtet (492mal) als der Schwarzmilan (332mal), jedoch nur in einem Verhältnis 3:2. Pro Jahr gesehen wurde der Schwarzmilan in 10 Jahren häufiger, der Rotmilan in 13 Jahren häufiger beobachtet. Sieht man diesen Vergleich Rot/Schwarzmilan näher an, so kann man 3 verschiedene Perioden unterscheiden :
1954-1960: Schwarzmilan-Beobachtungen häufiger als solche des Rotmilans;
1961-1968: gemischte Periode, in der teilweise der Rotmilan, teilweise der Schwarzmilan häufiger gesehen wurde;
1969-1976: der Rotmilan wurde häufiger gesehen.
Das »Aufholen« des Rotmilans in den letzten Jahren könnte unter anderem durch neuere Arbeitsgewohnheiten der Beobachter, bedingt durch die Verallgemeinerung des individuellen Automobiltransports, erklärbar sein. Die verschiedenen Ernährungsgewohnheiten beider Arten erklären wohl auch manches: wenn auch beide Milanarten in den gleichen Wäldern brüten, so sucht der Schwarzmilan öfter freiliegende und in Siedlungsnähe gelegene Örtlichkeiten auf (Müllhalden, Wasserflächen usw.) und diese immer wieder. Er kommt somit leichter zur Beobachtung als der Rotmilan, der mehr auf großen Fluren jagt, die weniger vom Menschen besiedelt resp. weniger begangen werden. Eine leichte Bestandszunahme des Schwarzmilans in den siebziger und achtziger Jahren (bezogen auf die fünfziger/sechziger Jahre) ist nicht auszuschließen. Jedoch liegen keine wirklich sicheren Anhaltspunkte hierzu vor, da fast alle heute bekannten Brutbiotope früher nicht oder sehr ungenügend erforscht wurden! Der augenblickliche Bestand könnte bis zu sieben Brutpaare betragen, obschon bisher nie mehr als vier sichere Bruten pro Jahr festgestellt werden konnten. Damit wäre der Schwarzmilan etwa halb so häufig bei uns wie der Rotmilan, und einer unserer seltensten Brutvögel.

Beobachtungen des Schwarzmilans (April bis Juli):
Jahr Anzahl der Beobachtungen (B) Anzahl Personen (P) Verhältnis B/P Rotmilan-Beobachtungen
(zum Vergleich)
1954 14 7 2,00 8
1955 10 4 2,50 7
1956 13 7 1,86 5
1957 11 5 2,20 10
1958 8 6 1,33 8
1959 9 4 2,25 8
1960 16 6 2,66 3
1961 6 3 2,00 10
1962 8 5 1,60 14
1963 7 3 2,33 7
1964 3 3 1,00 8
1965 1 1 1,00 5
1966 13 5 2,60 11
1967 9 5 1,80 12
1968 8 4 2,00 7
1969 8 4 2,00 18
1970 20 8 2,50 27
1971 10 7 1,43 24
1972 30 10 3,00 80
1973 19 9 2,11 37
1974 15 6 2,50 35
1975 58 10 5,80 107
1976 36 9 4,00 41
1977 23 6 3,83
1978 42 9 4,67
1979 59 15 3,93
1980 30 9 3,33
1981 29 H 2,64
1982 48 13 3,69

Résumé
Le Milan noir est considéré depuis toujours comme nicheur rare au Grand-Duché de Luxembourg. Des recherches spécifiques nous ont fait découvrir depuis 1975 annuellement une à quatre nidifications. La population est estimée actuellement à environ sept couples qui nichent - souvent à proximité du Milan royal - dans le sud-ouest et le sud-est du pays, en prolongement de la population lorraine de la Chiers et de la Moselle. Il est possible, mais non prouvé, que l'espèce était plus rare dans le temps (avant les années soixante-dix).

Quellenangabe
Sofern nicht spezifisch angegeben, entstammen die Angaben den ornithologischen Rubriken des »Bulletin de la LL(E)PO« resp. den Archiven der Arbeitsgruppe Feldornithologie der LLPNO. Einige ältere Angaben (bis 1907) stammen aus dem »Bulletin de la Société des Naturalistes Luxembourgeois«.
V. Ferrant: Faune du Grand-Duché de Luxembourg, troisième partie. Oiseaux, 1926
A. de la Fontaine: Faune du Pays de Luxembourg, 1865
A. de la Fontaine: Trente années d'observations, 1897
U.N. Glutz von Blotzheim, K. Bauer und E. Bezzel: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Frankfurt, 1971
H. Guerriat, M. Ittelet: Aperçu sur le statut du Milan noir (Milvus migrans) en Belgique. Aves 19(3), 1982,183-191
H. Heim de Balsac: Les Milans en Lorraine. Alauda IV-3,1932, 298-303
H. Heim de Balsac: Précisions sur la distribution des rapaces en Lorraine. Alauda XXXVI, 1968, 157-162
K.-H. Heyne: Avifaunistischer Jahresbericht 1976 für den Kreis Trier-Saarburg. Dendrocopos 4,1977,26
K.-H. Heyne: Avifaunistischer Jahresbericht 1978 für den Landkreis Trier-Saarburg und die Stadt Trier. Dendrocopos 6,1979,1-39
M. Hulten, V. Wassenich: Die Vogelfauna Luxemburgs. Luxemburg 1960-61
H. Kramer, K.-H. Heyne: Der gegenwärtige Status einiger bedrohter Vogelarten in den Landkreisen Daun, Bitburg-Prüm und Wittlich-Bernkastel, Dendrocopos 4,1977, 7-9
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