LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1976/2 S. 35-45

Erster Brutnachweis des Haubentauchers (Podiceps cristatus) für Luxemburg

Von R. Gloden und E. Melchior

1. Einleitung
Im Jahre 1975 konnte der erste Brutnachweis des Haubentauchers für das Großherzogtum erbracht werden. Es war dies ein Ereignis, auf das wir schon seit Jahren warteten. Seitdem nämlich Jakobs den Haubentaucher erstmals 1969 als Brutvogel in der Trierer Talweitung auf einem Baggerweiher nachweisen konnte (7), und vor allem nachdem Heyne ihn dann ab 1971 hart an der luxemburgischen Grenze auf der Pferdemosel (Outslaach), ganz in der Nähe des Kiesgrubengebiets bei Nennig, in immer größerer Anzahl brütend antraf (5)(6) - 1975 wurden übrigens erstmals auch 2 Baggerweiher des eben erwähnten Kiesgrubengebiets besetzt (K.H. Heyne schriftl.) - war auch damit zu rechnen, daß er sich einmal in dem etwa 4-5 km entfernten, sich auf luxemburgischem Territorium befindenden Kiesgrubengebiet bei Remerschen/Wintringen niederlassen würde.

2. Beschreibung des Biotops
Das Kiesgrubengebiet bei Remerschen/Wintringen (durchschnittlich 143 m über NN) umfaßt 5 größere (3-10 ha) und 12 kleinere (0,5-2 ha) Baggerweiher, wobei diejenigen neueren und neuesten Datums, wegen der starken Nachfrage an Flußsand und Flußkies in den letzten Jahren, etwa im Verhältnis von 3 zu 1 überwiegen. Die Haubentaucher suchten sich bezeichnenderweise 2 Weiher älteren Datums als Brutplatz aus. Im folgenden sollen diese beiden Weiher näher beschrieben werden, da sie zweifellos etwas auszusagen vermögen über die ökologischen Ansprüche, die der Haubentaucher bei uns an sein Habitat stellt. (Siehe auch Zeichnungen !)
 
Weiher 1 (1 erfolgreiche Brut)
Wasserfläche: rund 5 ha; ein paar sehr kleine Inseln vorhanden.
Wassertiefe: 0,30-3,10 m.
Ufer: fast senkrecht zur Wasserfläche abfallend; Oberkante etwa 3 m von Wasserfläche entfernt.
Ufervegetation: nur vereinzelte Weidensträucher; einzelne Rohrkolben und Ampferstauden; Brennesseln und ähnlich niedrige Vegetation; spärliche, aus seichtem Wasser bis zu einem Meter herausragende junge Weidensprößlinge; kein Schilfgürtel.
Unterwasservegetation: dichter Tausendblattbestand, etwa 2/3 des Weihers ausmachend; kleiner Bestand der gelben Teichrose.
Eutrophierung: mittel (keine exakten Messungen).
Fischbesatz: gut.
Störung durch Menschen: während der Brutzeit relativ gering (Angler).

 
Weiher 2 (1 Brutversuch; 1 erfolglose Brut)
Wasserfläche; etwa 5,5 ha; ein paar sehr kleine Inseln vorhanden.
Wassertiefe: 0,70-4 m.
Ufer: etwa zur Hälfte fast senkrecht zur Wasserfläche abfallend; Oberkante etwa 3 m von Wasserfläche entfernt; andere Hälfte die Wasserfläche nur etwa 4C cm überragend; außerdem etwa 30 a große, flach auslaufende Sandbank (Schlemmsand) .
Ufervegetation: dieselbe wie bei Weiher 1 ; weiterhin etwa 2 a großer Rohrkolbenbestand auf Sandbank; dahinter kleiner Schilfbestand, aber nicht ans Ufer stoßend; kein Schilfgürtel.
Unterwasservegetation: normal.
Eutrophierung: gering (keine exakten Messungen).
Fischbesatz; gut.
Störung durch Menschen: während der Brutzeit relativ gering (Angler).

3. Verlauf der Besiedlung
Bevor wir die einzelnen Bruten bzw. Brutversuche näher behandeln, dürfte eine Übersicht über den Durchzug 1975 des Haubentauchers im Kiesgrubengebiet Remerschen/wintringeN sicherlich von Interesse sein. Die Graphiken (siehe S. 39) informieren uns erschöpfend hierüber. Vom 18.1. bis zum 18.2. und vom 18.12. bis zum 31.12. wurde er übrigens nicht festgestellt.

Frühjahrs- und Herbstdurchzug 1975 des Haubentauchers.

Zusätzlich zu bemerken bleibt, daß auch während der eigentlichen Brutzeit außer den anwesenden Brutpaaren auch noch regelmäßig Einzelvögel (nicht geschlechtsreif ?) angetroffen wurden. So Ende Mai 2-3 Ex., Mitte Juni 1-2 Ex., Mitte Juli 1 Ex., Mitte August 2 ad. Ex. und 3 selbständige Jungvögel (aus Nennig ?), Anfang September 4-5 Ex. Ein gelegentlicher Wechsel einzelner Vögel aus dem Kiesgrubengebiet von Nennig in dasjenige von Remerschen/Wintringen und umgekehrt dürfte jedenfalls als wahrscheinlich angenommen werden.
Im ganzen wurden 3 verschiedene Brutversuche registriert, wovon nur einer von Erfolg gekrönt war.

a) Brutversuch auf Weiher 2
Am 20.3.75 konnte erstmals 1 Haubentaucherpaar bei deutlichem Balzverhalten (Anbieten von Pflanzenmaterial) beobachtet werden.
Die Szene spielte sich ab auf dem größten Weiher des Gebiets, der zwischen den beiden oben näher beschriebenen liegt; es war auch noch ein weiteres Paar anwesend. Am 30.3. wurde der erste Haubentaucher auf Weiher 2 festgestellt. Am 4.4. war ein Paar daselbst, das am 6.4. beim Nestbau beobachtet wurde. Dieses erste Nest wurde dann aber nicht fertiggestellt, sondern am 10.4. an anderer Stelle ein zweites gebaut. Aber auch dieses wurde schnell wieder aufgegeben und am 14.4.
wiederum an anderer Stelle ein drittes errichtet. Dieses wurde annähernd fertiggestellt, aber zu einer Brut kam es nicht, da am 20.4. plötzlich aus ungeklärter Ursache ein Vogel (vermutlich das Weibchen) verschwand. Der Partner verblieb noch bis gegen Ende April, dann verschwand auch er von diesem Weiher.

b) Erfolgreiche Brut auf Weiher 1 (Siehe Zeichnung)
 

   Weiher 1 mit Neststandort (X)                               Foto: A. Magar
Am 10.4. wurde der erste Haubentaucher auf diesem Weiher festgestellt. Der Partner folgte am 18.4. und am 22.4. war das Paar eifrig mit dem Nestbau beschäftigt. Am 25. und 27.4. wurde jeweils ein Vogel auf diesem Nest beobachtet. Am 2.5. wurde dann aber an anderer Stelle ein zweites Nest gebaut (auf dem zuerst gebauten brütete später eine Bläßralle). Aber auch dieses wurde noch nicht definitiv angenommen, denn am 15.5. lag das erste Ei im dritten Nest. Am 18.5. lagen dann 2 Eier drin, aus denen nach erfolgreichem Brüten am 15.6. 1 Junges schlüpfte. Die Brutdauer betrug also rund 28 Tage. Was aus dem zweiten Ei geworden ist, konnten wir nicht ermitteln. Das einzige Junge kam aber auf jeden Fall glücklich hoch.

c) Erfolglose Brut auf Weiher 2 (Siehe Zeichnung)
Gänzlich unerwartet wurde am 30.7. wiederum ein Haubentaucherpaar auf Weiher 2 beim Nestbau beobachtet, nachdem erstmals am 24.7. ein Einzelvogel dort festgestellt worden war. Ab 6.8. brüteten die Taucher abwechselnd auf 5 Eiern. Leider sollte dieser Brut kein Erfolg beschert sein, denn trotz normaler Brutdauer schlüpften keine Jungen. J.-P. Schmitz, der die Eier untersuchte, stellte fest, daß sie unbefruchtet waren.
Das Anlegen mehrerer Nester, oder vielleicht besser ausgedrückt mehrerer Begattungsplattformen, ist übrigens als normal zu bezeichnen (Bauer und Glutz 1966; Melde 1973).

4. Neststand und Beschreibung der Nester
Die beiden Nester, die ein Gelege beherbergten, hatten am Wasserspiegel einen Durchmesser von etwa 40 cm und ragten nur wenig (etwa 10 cm) aus dem Wasser heraus. Sie bestanden außer einigen Zweigen aus wenigen grünen, hauptsächlich aber aus verfaulten und faulenden Pflanzenteilen. Beide Nester schwammen, waren aber an aus dem Wasser herausragenden, jungen Weidenästen verankert. Auffallenderweise standen sie fast völlig frei, denn die spärlichen Weidenäste rundherum schützten sie nur sehr unvollkommen gegen Sicht. Die Entfernung zur nächsten Uferstelle betrug jeweils 20 bis 25 m. (Siehe auch Zeichnungen !)
Größe und verwendetes Nistmaterial der beiden Nester entsprachen damit durchaus den in der Literatur zu finden Angaben (Bauer und Glutz, 1966; Melde, 1973). Nur der fast völlig freie Standort entsprach nicht dem sonst in Mitteleuropa Üblichen. "In Mitteleuropa nur ausnahmsweise, in Teilen des asiatischen Areals aber regelmäßig, auch völlig frei schwimmende Nester." (Bauer und Glutz, 1966)

Auch bei Nennig waren übrigens nur ein paar Nester gut versteckt in überhängendes Laubwerk von am Ufer wachsenden Weiden und Erlen gebaut. Die große Mehrzahl der Nester dagegen stand völlig frei, wobei die meisten noch zusätzlich durch ihre Größe (Durchmesser am Wasserspiegel 60 bis 100 cm, Nesthöhe über Wasser 10 bis 20 cm) sowie die Zusammensetzung des Nistmaterials (Reiser, Zweige und Äste von Weiden und Erlen, keinerlei grüne oder faulende Pflanzenteile oder höchstens etwas davon in der Nestmulde, Papierfetzen, Plastikteile und Blechdosen) auffielen. Diese »Riesennester« schwammen übrigens nicht frei, sondern waren auf untergetauchten oder knapp aus dem Wasser ragenden, abgestorbenen Baumstubben gebaut.
(Heyne, 1975) (Siehe auch Fotos S. 30 u. S. 45)

5. Diskussion
Es besteht kaum ein Zweifel daran, daß die Besiedlung in Luxemburg von Nennig ausging. Es dürfte infolgedessen sicherlich von Interesse sein, die Besiedlung in Nennig etwas genauer zu verfolgen.
Nach Heyne verlief sie folgendermaßen:

1971 1 Paar brütet erfolglos
1972 1 Paar übersommert; kein Brutversuch
1973 2 Brutpaare; 2 weitere Paare (das eine ab Juni, das andere ab August) anwesend
1974 5 Brutpaare; 1 weiteres Paar anwesend
1975 11 Brutpaare; 2 weitere Paare beim Nestbau beobachtet

Heyne schreibt: "Bemerkenswert ist die Tatsache, daß 1975 außer der Pferdemosel erstmals 2 jeweils etwa 2 ha große Baggerweiher besiedelt wurden, davon einer mit vier Paaren, der andere mit einem. Die übrigen 6 Brutpaare brüteten alle auf der 5 ha großen nördlichen Pferdemosel, so daß hier mit 12 Paaren/10 ha Wasserfläche eine außergewöhnlich dichte Besiedlung vorlag. Insgesamt wurden 1975 11 Junge großgezogen, davon 4 auf den beiden Baggerweihern . . . Jedoch nahm der Bruterfolg ab: Zog 1973 ein Brutpaar 2,5 Junge groß, waren es 1974 1,3 und 1975 nur noch 1,0."
 

Erster Brutnachweis des Haubentauchers auf der Pferdemosel bei Nennig 1971. Man beachte das ungewöhnliche Nistmaterial u.a. die Plastiktüten!
Foto R. Bicheler

Haubentaucher auf dem Nest (Pferdemosel bei Nennig, 1975)                      Foto: R. Dupont

Das Habitat in Nennig entspricht in etwa demjenigen in Luxemburg. Dabei kann man beide als mehr oder weniger atypisch bezeichnen. Nach Bauer und Glutz, (1966) z.B. brütet der Haubentaucher "an stehenden Gewässern, deren Ufer wenigstens stellenweise einen Rohr- oder Schilfgürtel aufweisen ; nur ganz ausnahmsweise an Seen, die lediglich über submerse Ufervegetation verfügen . . . Mindestgewässergröße in Mitteleuropa im allgemeinen etwa 10 ha (Heyder 1952), stellenweise aber erheblich geringer; in England 1,5-2,5 ha (Witherby 4, 1943) . . . Brütet meist an 2-5 m tiefen Gewässern oder an tieferen Seen . . ., besiedelt gebietsweise aber auch noch flachere Teiche (bis etwa 1 m, Hanzak 1952)." Nach Melde (1973) "halten sich die Haubentaucher in der Westlausitz (DDR) vor allem auf den durchschnittlich 80 cm tiefen Teichen auf . . . Ein regelmäßiges erfolgversprechendes Brüten erfordert auch einen Pflanzengürtel an den Ufern, der einen Sichtschutz vom Ufer aus bietet. Die Breite eines solchen Schilfgürtels hat keine Bedeutung, ebensowenig die Dichte. Die Haubentaucher meiden deshalb auch recht spärliche Bestände nicht. Zuweilen - bei größerem Abstand vom Ufer - begnügt er sich sogar mit submerser Vegetation."
Berndt und Drenckhahn (1974) beschreiben für Schleswig-Holstein die Optimalhabitate folgendermaßen: "Die Brutgewässer mit der höchsten Siedlungsdichte bzw. Besetzungshäufigkeit weisen - in der Rangfolge ihrer Bedeutung - die folgenden Merkmale auf:
- relativ große Fläche (Median der besiedelten Gewässer 29 ha) und Tiefe (Median der maximalen Tiefe 6,25 m) ;
- durchschnittlicher bis hoher Anteil des Schilfgürtels an der Uferlänge (im Mittel etwa 82%);
- geringe bis mittlere Breite des Schilfgürtels (was nicht ausschließt, daß die breiteren Schilfzonen innerhalb der Gewässer bevorzugt werden);
- ziemlich hohe Dichte des Schilfgürtels;
- mittlerer Eutrophierungsgrad.
Siedlungsdichte und Besetzungshäufigkeit werden durch die folgenden Merkmale - in der Rangfolge ihrer Bedeutung - drastisch erniedrigt:
- minimaler Anteil des Schilfgürtels an der Uferlänge;
- geringe Wassertiefe (0,8-2,0);
- minimale Dichte des Schilfgürtels;
- geringe Fläche des Gewässers.
In geringerem Maße wird das Brutvorkommen durch starke Eutrophierung und breite Schilfgürtel eingeschränkt . . ."

Verwunderlich ist, daß nach Melde der Haubentaucher anscheinend keine sehr große ökologische Plastizität besitzen soll. (S. 39) Die in Nennig und jetzt auch in Remerschen/Wintringen gemachten Beobachtungen stehen jedenfalls in ziemlichem Gegensatz hierzu, da man dieser Haubentaucherpopulation eine Anpassung an ein mehr oder weniger atypisches Habitat doch sicherlich nicht absprechen kann.

Es bleibt schließlich auch noch die Frage zu klären, aus welchem mitteleuropäischen Raum die Besiedlung des Raumes Nennig-Remerschen/Wintringen denn ausgegangen sein mag. Eine absolut eindeutige Antwort wird allerdings kaum zu finden sein. Heyne hat aber zweifellos recht, wenn er behauptet, daß "die dichte Besiedlung dieses atypischen Biotops, das zudem in einer Verbreitungslücke der Art liegt, im Zusammenhang des durch die Ausbreitung und gebietsweise Vermehrung der Art sowie durch das zunehmende Verschwinden geeigneter Biotope bedingten verstärkten Populationsdruckes zu sehen ist.
Dafür spricht auch die späte Ankunft (Juni) dreier Paare 1973, die vermutlich aus irgendwelchen Gründen ihre ursprünglichen Brutplätze aufgeben mußten." Auch die schon erwähnte Spätbrut (Anfang August) in Luxemburg muß in diesem Zusammenhang genannt werden.
Das nächstgelegene regelmäßige Brutvorkommen des Haubentauchers findet man im nahen lothringischen Weihergebiet (60-80 km SSE). Er ist dort überaus häufig als Brutvogel anzutreffen. So gibt es z.B. Weiher die mehr als 100 Brutpaare beherbergen (Lippens und Wille 1972, S. 73). Setzt man, wie dies ja fast überall in Mitteleuropa festgestellt wurde (Bauer u. Glutz 1966, S. 100; Berndt u. Drenckhahn 1974, S. 70; Glutz 1964, S. 168; Lippens und Wille 1972, s. 73; Melde 1973, s. 49-50; Tricot 1975, S. 84-86), auch hier eine regelmäßige Bestandszunahme, einhergehend mit immer größer werdendem Populationsdruck voraus, (es fehlt uns bedauerlicherweise an entsprechenden Angaben) so könnte dieses Weihergebiet durchaus als Ausgangspunkt für die Besiedlung im deutsch-luxemburgischen Moselraum in Betracht kommen. Ohne allzusehr ins Spekulative abzugleiten, könnte man bei innerartlichem Konkurrenzkampf unterlegene Haubentaucher doch wohl als latente Abwanderer und potentielle Neubesiedler von mehr oder weniger sekundären bzw. atypischen Habitaten bezeichnen, wobei die Abwanderung mit bedeutend geringeren ökologischen Ansprüchen einhergehen könnte.
Daß diese Überlegungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, mögen folgende Beobachtungen an den Weihern von Bouligny (Lothringen) beweisen. Nach R. Peltzer (mdl.) sind die Weiher dicht besiedelt, (wenigstens dort wo die Taucher nicht dezimiert werden), wobei die Nester normalerweise im Schilfsaum, der die Weiher grösstenteils umgibt, zu finden sind. Immer wieder werden aber, wie übrigens auch in den Dombes im südöstlichen Frankreich (Géroudet S. 129) auch völlig frei stehende Nester gebaut, vielleicht von (erstmals brütenden ??) Paaren, die von den im Schilf brütenden verdrängt wurden. Innerartliche Konkurrenz ist nach Peltzer jedenfalls nicht auszuschließen. Gerade von diesen »verdrängten« Paaren könnte aber eine Neubesiedlung von eher sekundären Biotopen ausgehen. Natürlich wären genaue Untersuchungen sehr erwünscht, denn nur sie könnten das Hypothetische der vorhergehenden Gedankengänge vergessen lassen und letzte Klarheit schaffen.

6. Schlußbemerkungen
Zum Schluß möchten wir wieder einmal (wie so oft schon !) der wenigstens teilweisen Unterschutzstellung des Kiesgrubengebiets bei Remerschen/Wintringen das Wort reden. Zusätzlich zu der einmaligen Bedeutung, die dieses Gebiet für manche Brutvögel hat - der Haubentaucher ist ja nun noch hinzugekommen -, muß man nämlich noch diejenige als wichtiger Rastplatz für durchziehende Wasservögel aller Art sehen. Dasselbe gilt natürlich auch für die Pferdemosel und das Kiesgrubengebiet bei Nennig. Möge diese Forderung gerade im Jahre der Naßbiotope nicht auf lauter taube Ohren stoßen !

Literaturverzeichnis
1) Bauer, K. und U. Glutz von Blotzheim (1966): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Frankfurt am Main
2) Berndt, R.K. und D. Drenckhahn (1974): Vogelwelt Schleswig-Holsteins, Band 1, Kiei
3) Géroudet, P. (1946) : Les Palmipèdes, Neuchâtel
4) Glutz von Blotzheim, U. (1964): Die Brutvögel der Schweiz, Aarau
5) Heyne, K.H. (1971): Erneuter Brutnachweis des Haubentauchers für das deutsche Moseltal, REGULUS 51, Bd. 10, Nr. 10
6) -- (1975): Brutökologische Notizen von einer neuangesiedelten Population des Haubentauchers in einem atypischen Biotop, Orn. Mitteilungen 27, p. 128-133; weiterhin Ergänzungen hierzu
7) Jakobs, B. (1971):Haubentaucher erstmalig Brutvogel in der Trierer Talweitung, REGULUS 51, Bd. 10, Nr. 7
8) Lippens, L. und H. Wille (1972) : Atlas des oiseaux de Belgique et d'Europe Occidentale, Tielt
9) Melde, M. (1973): Der Haubentaucher, Neue Brehm-Bücherei 461, Wittenberg
10) Tricot, J. (1975): Recensement de la population nicheuse des Grèbes huppés en 1975 dans le Brabant et la Partie Wallonne de la Belgique, AVES Vol. 12 No 2

Résumé:
Depuis 1975 le grèbe huppé fait partie des oiseaux nicheurs du Grand-Duché. Pour la première fois en effet 3 couples ont essayé de se reproduire sur les étangs (sablières) près de Remerschen/Wintrange. Cependant il n'y eut que deux pontes, l'une de 2 oeufs (mais seulement 1 jeune fut élevé avec succès), l'autre de 5 oeufs, qui hélas, n'étaient pas fécondés. Les oiseaux qui se sont reproduits chez nous proviennent sans doute de la population qui s'est établie depuis 1971 en nombre sans cesse croissant près de Nennig (R.F.A.), site distant seulement de 4-5 km de celui de Remerschen/Wintrange. Ecologiquement parlant tous les deux ne présentent guère les caractères généralement admis comme indispensables à un établissement durable de l'espèce en question. Notamment l'absence totale de roselières est à relever. C'est sans doute la raison pour laquelle les 3 nids flottaient à découvert à une distance de 20-25 m de la terre ferme.
L'établissement d'une population de grèbes huppés dans un habitat atypique (Nennig; Remerschen/Wintrange) est probablement dû à l'accroissement lent mais régulier des diverses populations en Europe, allant de pair avec une destruction systématique (assèchements; sports nautiques etc.) d'un grand nombre de biotopes primaires. Des disputes territoriales permanentes entre congénères pourraient alors inciter un certain nombre d'oiseaux (des jeunes ??) à émigrer et à peupler des habitats secondaires voire atypiques.

Für ihre Mitarbeit möchten wir an dieser Stelle den Sachkollegen E. Conrad, A. Gales, M. de la Hamette, A. Magar, R. Neys, J.-P. Schmitz, M. Walesch und V. Wassenich recht herzlich danken. Ein besonderer Dank geht dabei an J.-P. Schmitz für die Untersuchung der unbefruchteten Eier und an N. Magar für das Vermessen der Wassertiefe.


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