Jahresbericht 1999 der Stiftung Hëllef fir d'Natur
Hochstammobstbau

Erhaltung und Förderung der Obstbaukultur in Tschechien mit luxemburgischer Hilfe 
Die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Hëllef fir d'Natur und der Naturschutzorganisation Veronica aus Brno geht auf das Jahr 1991 zurück. Damals bestand ein starkes Bedürfnis der Zentral- und osteuropäischen Natur- und Umweltschutzorganisationen, sich in den westlichen europäischen Ländern nach Wissen und Vorgehensweisen im ökologischen Bereich umzusehen. Nach diesen mehrjährigen Kontakten bot sich nun die Gelegenheit, ein dreijähriges Projekt zur Erhaltung der Hochstammobstkultur im Landschaftsschutzgebiet der Weißen Karpaten nahe der Slowakischen Grenze mit finanzieller Unterstützung des Außen- und Umweltministeriums durchzuführen. 
Ähnlich wie in unseren westlichen Ländern sind auch in Tschechien viele Hochstammobstbäume verschwunden. In den Weißen Karpaten mit Bergketten von über 1.000 m hat die Kollektivierung der Landwirtschaft jedoch nicht solche Ausmaße erreicht wie in den Ebenen, so dass dort noch viele Obstbäume - vor allem Zwetschgenbäume zur Herstellung von Slivovice - erhalten blieben. 
Insgesamt sind 3 Partner an dem Projekt beteiligt, die sich vor Ort um die Aktivitäten in dem Projektgebiet von ca. 700 km2 kümmern. Die Arbeit besteht im wesentlichen in der Erfassung und Vermehrung von alten, lokalen und robusten Obstsorten in Baumschulen, die Anpflanzung dieser Sorten, Ausarbeitung von Ausstellungen zur Ökologie, Werbung für Produkte aus dem Obstgarten, Verfassen von Informationsschriften und Artikeln mit traditionellen Koch- und Backrezepten, Weiterbildungen, u.s.w. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Entwicklung von regionalen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen. Hierzu wurde z.B. ein altes Dörrhaus zur Herstellung von Trockenobst wieder instand gesetzt, das nun auch wieder von den Dorfbewohnern gut genutzt wird. Kleine Kredite und finanzielle Ersthilfen stehen zur Verfügung bei der Einrichtung von Verarbeitungsstrukturen. Ein Verarbeiter hat sich mittlerweile auch selbständig gemacht und vertreibt biologisches Trockenobst in ganz Tschechien. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit Pro-Bio, einer Organisation von Bio-Bauern, welche die Produkte kontrollieren und zertifizieren. Eine kleiner Bauernhof mit 13 ha Land wurde angekauft in dem nun eine Mosterei und ein Natur- und Umweltzentrum eingerichtet wird. 
Bei diesem erfolgreichen Projekt bringt die Stiftung Hëllef fir d'Natur ihre Erfahrungen im Hochstammobstbau ein und kümmert sich um die finanzielle Abwicklung. 

Grenzüberschreitendes Interreg II Projekt zur Förderung des Hochstammobstbaus 
Um den Rückgang des Hochstammobstbaus zu bremsen und wieder mehr Leute hierfür zu gewinnen, wurde von der Stiftung Hëllef fir d'Natur, dem Naturschutzbund (NABU) Rheinland-Pfalz und NABU Saarland ein Projekt zur Förderung des Hochstammobstbaus im Luxemburg, den Kreisen Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Merzig-Wadern und der Stadt Trier gestartet. Dies soll während 2 Jahren laufen und alle Akteure von Produktion über Verarbeitung bis zur Vermarktung einbeziehen. Der Hochstammobstbau kann sich nur halten, resp. kann in den nächsten Jahren weiter entwickelt werden, wenn die Nachfrage nach Produkten wie Apfelsaft, Brennereiprodukten, Verarbeitungs- und ev. auch Tafelobst, u.s.w., gefördert wird. Das Projekt soll grenzüberschreitend die verschiedenen Problembereiche aufarbeiten und wurde vom Umweltministerium kofinanziert. 

Erhaltung der Bongerten 
Die Stiftung Hëllef fir d'Natur im „Haus vun der Natur" ist für alle Bongerten-Interessierten eine wichtige Anlaufstelle geworden. Zahlreiche Leute rufen an, um Informationen zu Baumschnitt, Pflanzung, Pflanzenschutz, usw. zu bekommen. Die Schnittkurse, welche 1999 angeboten wurden, sind ebenfalls wieder sehr gut besucht worden. Die Apfelsammelstelle in Niederanven, welche in Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen läuft, kannte auch im 6. Jahr einen großen Erfolg. 


 
 
 

Neue Etikette der Flaschen für den Apfelsaft aus Hochstammobstbau in Tschechien
 
 
 
 
 
 
 

Foto: S. Gottal

Bongerten mit Hochstammobstbäumen bieten einen Lebensraum für viele bedrohte Tierarten wie z.B. den Steinkauz. Sie produzieren aber auch Obst, welches vom Menschen genutzt werden kann. Das Foto zeigt die Apfelsammelstelle in Niederanven
 
 
 
 
 
 
 

Foto: R. Aendekerk
 

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