Eine harte Lektion.
Autor: Bruno Jacobs, mit der wertvollen Hilfe von
Michèle Terwagne und Jean Bastin
Das Wasser eines Teiches ist niemals rein. Ausser den
Molekülen, die Wasser an sich zusammensetzen (H2O), findet man darin
eine Vielzahl chemischer Substanzen, aufgelöst oder schwebend. Sie bestimmen
die „Qualität“ des Wassers, die von Region zu Region extrem variieren kann.
Das Wasser welches man in Teichen vorfindet, hat immer
als direkten (Regen) oder als indirekten Ursprung (Quelle, Bach oder Wasserhahn)
komplett entmineralisiertes Regenwasser, das auf seinem Weg wieder mit
Mineralien angereichert wurde. Das Wasser hat ganz verschiedenartige
Zusammensetzungen je nachdem welche Schichten es durchquerte bis es in den
Teich gelangt. So spricht man von hartem Wasser, wenn das Wasser viele
Mineralstoffe enthält, im Gegensatz zu weichem Wasser, das weninger Mineralien
enthält.
Es ist wichtig, sich näher mit einiger dieser
Substanzen zu befassen. Ihre Werte müssen in ziemlich strikten Normen gehalten
werden oder die Umwelt verschlechtert sich und Lebewesen (Tiere und Pflanzen)
sterben.
Dieser Beitrag hat zum Ziel einige der chemischen
Parameter zu behandeln, die regelmässig zu überwachen sind. Wir konzentrieren
uns besonders auf die Härte des Wassers, die Leitfähigkeit und den pH-Wert,
Werte, die oft falsch interpretiert werden.
Man spürt bereits jetzt wie bei einigen die Haare zu
Berg stehen! Tatsächlich, die Begriffe und die Möglichkeiten wie die
verschiedenen Parameter ineinander greifen sind nicht ganz einfach zu
verstehen. Wir werden mit Bedacht an das Thema herangehen und mit dem
Wichtigsten beginnen. In der Praxis heisst das: Was muss ich genau
kontrollieren? Wie kontrolliere ich? Wie interpretiere ich die festgestellten
Werte und wie korrigiere ich diese gegebenenfalls?
Teil 2 wendet sich vor allem an diejenigen, die nähere
Einzelheiten wissen möchten. In konkreten Beispielen wird erklärt wie wichtig
das Aufnehmen von Mineralstoffen im Wasser ist. Elementaren Kenntnisse in
Chemie werden dabei helfen.
Teil 3 wendet sich an die ˝Profis˝. Wir
tauchen tiefer in die Theorie ein, um einige Ideen umzustossen und schlecht
verstandene oder falsch interpretierte Phänomene zu erklären. Hier wird
gezeigt, dass man in der Praxis nicht immer das misst was man denkt… .
Teil I: Das Wichtigste.
1. Was sollte gemessen werden?
Die wichtigsten Ergebnisse die ermittelt werden sollen,
gelten dem pH-Wert, der Karbonathärte (KH), der Gesamthärte (GH), den Nitriten
(NO2-) und dem Ammoniak (NH3-NH4+).
Die beiden letzten Werte geben Aufschluss über die Filterqualität und die
organische Verschmutzung im Wasser, die anderen informieren uns über die
Mineralstoffe. Unter normalen Bedingungen, wenn die Ergebnisse der 4 Tests
korrekt sind, sind die Chancen gross, dass die Teichanlage bestens
funktioniert.
2. Wie wird gemessen?
Man kann seine Wasserprobe zu einem Händler bringen,
(zumindest im Ausland ist das möglich). Er führt die Tests durch, interpretiert
die Resultate und kann bei Bedarf, sofort die entsprechenden Ratschläge
erteilen. Wählt man diese Lösung, so entnimmt man Wasser aus dem Teich und zwar
aus einer Zone in der es nicht steht und füllt es in eine Plastik- oder
Glasflasche, die man vorher mehrfach mit dem zu analysierenden Wasser gespült
hat. Die Flasche darf zuvor kein sprudelhaltiges Getränk enthalten haben und
die Wasserprobe soll so schnell wie möglich untersucht werden.
Man kann die Tests auch selber ausführen, mit Hilfe
der zu diesem Zweck vorgesehenen «Kits». Sie sind billig, man braucht nur der
Gebrauchsanweisung zu folgen, einige Tropfen Wasser hinzuzufügen oder ein
Stäbchen ins Wasser zu tauchen und schon ist der Test gemacht.
Trotzdem muss man 2 wichtige Punkte beachten:
-
Man
darf die geöffneten, flüssigen Reagenzstoffe nicht länger als eine Saison
benutzen. Sie verderben ziemlich schnell und ergeben dann falsche Resultate.
-
Man
darf sich nicht von den Referenzwerten auf der Verpackungsbeilage leiten
lassen. Sie sind ursprünglich für Aquarien gedacht und eine Umwandlung auf den
Gartenteich klappt gewöhnlich nicht.
3. Welches sind die Idealwerte?
Die anschliessende Tabelle übernimmt die Optimalwerte
des Teichwassers wie sie von den japanischen Züchtern befürwortet werden.
|
Minimum
|
Optimum |
Maximum |
NO2 |
- |
0 |
0, 3 mg/l
|
NO2 |
- |
0 |
0, 3 mg/l
|
NH3-NH4+ |
- |
0 |
0,5 mg/l
je nach pH |
pH |
7,5 |
8-8,3 |
8,5 |
KH |
4°d |
8-10°d |
12°d |
GH |
8-10°d |
15-20°d |
25°d |
O2
gelöst |
3 mg/l |
5-10 mg/l |
15 mg/l |
CO2
gelöst |
1 mg/l |
2-5 mg/l |
5 mg/l |
4. Wie oft sind die Tests durchzuführen?
Während der warmen Jahreszeit gewöhnlich einmal pro
Woche. Sobald der Winter beendet ist, ist es notwendig sich zu überzeugen, dass
alle Anlagen richtig arbeiten und dass der Teich sein biologisches
Gleichgewicht noch hat. Falls es sich um einen neuen Teich handelt, nach
starken Regenfällen, nach jedem Eingriff von aussen (Panne, normaler Unterhalt,
besonders nach der Reinigung des Filters, Wasserwechsel, Zugabe verschiedener
Produkte, Änderungen die das verwendete Material betreffen…) oder nach dem
Beobachten von aussergewöhnlichen Veränderungen (Aussehen des Wassers, Fische,
Krankheiten….), ist es notwendig die Wasserwerte öfters zu kontrollieren (etwa
alle 2 Tage), denn bei jeder Veränderung können diese Werte auch sehr schnell
ändern.
5. Wie interpretiert man die Resultate?
*
Die Werte der Nitrite (NO2-) und des Ammoniaks (NH3-NH4+)
müssen immer gleich 0 sein. Ist es nicht der Fall,
kann die Ursache beim Start des Filters zu Beginn der Saison liegen oder auf
ein ungewöhnliches Geschehen zurückzuführen sein, wie das übermässige Reinigen
des Filters, eine Strompanne, eine Behandlung des Wassers,… . Es kann sich aber
auch um schlechtes Funktionieren des Filters handeln und ein schnelles,
ernsthaftes Handeln ist gefordert. Der Verkäufer kann helfen das Problem zu
identifizieren (übermässige Verschmutzung, zu viele Nährwerte, Kadaver, ungeeignete
Filtrierung, …) und die verschiedenen Lösungen vorschlagen.
*
Die KH (Karbonathärte oder Kalkhärte, diese
Wasserhärte wird im wesentlichen durch Calcium- und Magnesiumsalze bewirkt)
liegt minimal bei 4°d was ungenügend ist. Idealerweise
muss sie zwischen 8 und 10°d liegen um eine entsprechende Wirkung auf die
Stabilisierung des pH-Wertes zu haben. Die KH hat immer die Tendenz nach unten
wegen des sehr weichen Regenwassers. Man muss sie also regelmässig messen und
wenn notwendig sie erhöhen durch Kalksteine, Muschelschalen (die japanischen
Züchter nehmen dazu die Austernschalen), andere kalkhaltige Substanzen natürliche
oder künstliche (Kreide, …), Wasser aus dem Wasserhahn, wenn es eine besonders
grosse Härte hat oder noch besser mit Hilfe von KH+-Produkten aus dem Handel die
speziell für diesen Zweck hergestellt wurden (bessere Löslichkeit, schnellere
Wirkung, präzisere Dosierung, Mittel mit grösserer Sicherheit, besser angepasst
und billiger).
Zu hohe KH-Werte (>15°d) sind selten. Sie können
vorkommen beim Starten eines neuen Teiches wenn
das Füllwasser reich an Karbonaten (Kohlensäuresalzen)
und Bikarbonaten ist, jedoch stellt sich sehr schnell ein Gleichgewicht her
(Verbrauch der alkalischen Reserve; siehe Teil 2 dieses Artikels). Wenn das
Problem bestehen bleibt oder es stellt sich bei einer bereits ausgeglichenen
Wasserfläche ein, so muss die Ursache erforscht werden (Hinzufügen von zuviel
KH+, zuviel Steine oder anderer kalkhaltiger Substanzen, Zementwände,…) und
dann müssen entsprechende Massnahmen ergriffen werden.
Die Wasserhärte
Die Karbonathärte (früher temporäre Wasserhärte) wird durch
Hydrogenkarbonate der Erdalkalimetalle hervorgerufen; durch Kochen werden diese
als Karbonate ausgefällt.
Kalzium-
und Magnesiumsulfate verursachen die Nichtkarbonathärte
(früher permanente Wasserhärte). Karbonathärte
und Nichtkarbonathärte ergeben die Gesamtwasserhärte.
Die Wasserhärte wird meist in Härtegraden angegeben. Die in Deutschland
verwendete Maßeinheit wird als deutscher
Härtegrad (Einheitenzeichen ºd, früher auch ºdH) bezeichnet; dieser
entspricht einem Gehalt von 10,00 mg Kalziumoxid (CaO) je Liter Wasser oder der
äquivalenten Menge eines anderen Erdalkalioxids.
*
Die GH
(Gesamtwasserhärte: Carbonathärte und Nichtcarbonathärte ergeben die Gesamtwasserhärte)
stellt die
Gesamtmenge an Kalzium und Magnesium im Wasser dar. Der Wert liegt idealerweise
zwischen 15 und 20°d. Ist dies nicht der Fall, so ist es notwendig ihn zu
korrigieren in dem man die hierfür vorgesehenen Produkte (GH+) hinzufügt. Der obere
Grenzwert liegt bei 25°d, er daft nicht überschritten werden.
*
Der pH-Wert (Wasserstoffionenkonzentration)
hängt direkt von
der KH ab, so stark, dass wenn die KH stimmt, dann stimmt der pH-Wert mit
grosser Wahrscheinlichkeit auch. Der ideale pH-Wert ist mit Sicherheit ein
stabiler pH-Wert. Tatsächlich bedeuten Veränderungen des pH-Wertes, selbst
innerhalb der Toleranzwerte, mehr Unheil als ungeeignete jedoch konstante
pH-Werte.
Vorzugsweise
sollte der pH-Wert zwischen 8 und 8,3 liegen, aber schwächere Werte (>7,5)
sind akzeptabel solange die KH hoch genug ist. Die Korrektur des pH-Wertes
hängt also von den anderen Wasserwerten ab (siehe weiter unten).
Was tun wenn … |
¨
die KH zu gering ist (<6°d): man
muss sie erhöhen, vorzugsweise mit handelsüblichen Produkten, ausser wenn man
eine Zuleitung besitzt mit relativ hartem Wasser (das kann relativ teuer zu
stehen kommen). |
¨
die KH ist zu hoch (>12°d): wenn
der Teich neu angelegt wurde, geduldet man sich ein wenig. Ist dies nicht der
Fall oder die Werte fallen nicht, muss man die kalkhaltigen Substanzen aus
dem Teich entfernen, falls welche vorhanden sind und das Wasser weicher
machen indem man Regenwasser hinzugibt. Vorsicht mit Wasser aus Zisternen, es
ist manchmal mit giftigen Schwermetallen belastet (Metallbehälter, Rinnen aus
Zink und v.a. Kupfer) oder mit schädlichen organischen Stoffen (Blätter,
Kadaver kleiner toter Tiere, …). |
¨
Die GH ist zu schwach (<8°d): man
fügt dann die handelsüblichen Puder (GH+) hinzu um sie zwischen 15-20°d zu
stabilisieren. |
¨
Die GH liegt über 25°d: dann gelangten
wahrscheinlich chemische Substanzen ins Wasser (alle Salze, Oxyde und
Hydroxyde von Kalzium und Magnesium erhöhen die gemessene GH). Es kann auch
sein, dass das Leitungswasser nicht angepasst ist (in dem Fall ist die KH wahrscheinlich
auch zu hoch) |
¨
der pH-Wert befindet sich zwischen 7,5
und 8: man kontrolliert den KH und passt ihn an falls er unter 8°d liegt. Ist
die KH höher als 8, verändert man gar nichts. Der ph-Wert ist ein wenig
niedrig jedoch stabil. Diese Bedingungen sind gut und brauchen keine Anpassung. |
¨
der pH-Wert ist <7,5: dann kann man
mit 2 Fällen konfrontiert sein. Entweder ist die KH zu tief, dann muss man
sie erhöhen; oder die KH stimmt, dann wird eine Sauerstoffgehaltsmessung
wahrscheinlich bestätigen, dass der im Wasser gelöste Sauerstoffgehalt zu
niedrig ist und, dass umgekehrt der CO2Gehalt hoch ist. Wenn trotz
korrekter KH, O2 und CO2 Werte, bei genügender
Belüftung die Probleme bleiben, dann müssen weitere Untersuchungen
vorgenommen werden. |
¨
der pH-Wert liegt über 8,5: dann muss
man die KH messen. Sie ist entweder zu hoch (siehe oben was dann zu tun ist)
oder zu tief was bedeutet, es gibt bedeutende Schwankungen des pH-Wertes nach
oben oder nach unten und das an einem einzigen Tag. |
Die hier
aufgezählten Fälle sind Fallbeispiele der am häufigsten auftretenden Probleme.
Es kann durchaus vorkommen, dass man in eine Lage kommt, aus der ein Ausweg
weitaus schwieriger ist. Dann ist eine viel weitreichendere Wasseranalyse von
Nöten um präzise den Ursprung der Gleichgewichtsstörung oder der Verschmutzung
zu bestimmen.
Teil 2: Nähere Einzelheiten.
Alle Zierteiche enthalten Pflanzen. Manchmal sind es
wirklich zuviel. Um sich davon zu überzeugen braucht man nur den Leuten
zuzuhören, die sich über grünes Wasser und Fadenalgen beklagen. Diese Algen
atmen. Am Tag, dank der Photosynthese, setzen sie Sauerstoff im Wasser frei und
verbrauchen das vorhandene Kohlendioxyd (CO2). Während der Nacht
hingegen, verbrauchen die Wasserpflanzen den im Wasser vorhandenen Sauerstoff (dessen
Konzentration nimmt ab) und setzen das CO2 frei (giftig für die
Fische).
Man kann dieses Phänomen vergleichen mit dem was in
Krankenhauszimmern geschieht wo man rät nachts die Blumen aus den Zimmern zu
entfernen um den Sauerstoffgehalt in der Luft nicht zu verringern. Gleiches
geschieht in unserem Teich.
Im Frühjahr wenn das Wasser noch kalt ist, fressen die
Fische noch nicht so viel, der Teich ist nicht allzu verschmutzt, die Vermehrung
der Algen ist begrenzt (wenig Nährstoffe, ziemlich niedrige Temperatur, …). Die
Schwankungen in puncto Sauerstoff und CO2 bleiben schwach, jedoch
wie jede Veränderung bringen sie Stress für die Fische.
Nehmen wir zum Beispiel das Kohlenstoffdioxid, das von
allen luftverbrauchenden Organismen produziert wird (Fische, Bakterien die das
Wasser filtern … und Pflanzen) während der Nacht. Es wird sich ans Wasser
binden um Kohlensäure herzustellen (H2O + CO2 → H2CO3),
eine Säure, die den pH-Wert über Nacht absenkt. Am Tag geschieht dann das
umgekehrte Phänomen und man beobachtet dann Veränderungen des pH-Wertes von
mehreren Zehnteleinheiten in 24 Stunden. Es gibt nichts Unheilvolleres für die
Fische!
Schlimmer noch, der Sommer kommt, die Temperaturen
steigen: es gibt also weniger im Wasser gelösten Sauerstoff. Die Fische
verlangen nach mehr Nahrung und produzieren mehr Abfälle. Fische, die viel
fressen brauchen mehr Sauerstoff zum Verdauen. Die Zersetzung ihrer Abfälle
betonen noch diese Phänomene des Sauerstoffverbrauchs und der Kohlenstoffdioxidproduktion.
Die Algen profitieren von den günstigen Bedingungen
die durch warme Temperaturen geschaffen werden und durch die Anwesenheit von
organischen Abfällen und entwickeln sich. Während der Nacht verbrauchen sie den
wenigen vorhandenen Sauerstoff. Die Fische sterben dann an Sauerstoffmangel
(oftmals gegen Ende der Nacht) und zwar sterben sie umso schneller je mehr sie
am Vortag gefressen haben.
Gewöhnlich bleibt der Sauerstoffgehalt hoch genug,
wenn man jedoch manchmal ein Sterben beobachtet, dann ziehen Veränderungen des
pH-Wertes und des CO2, wie oben beschrieben, eine grössere
Empfindlichkeit der Fische und ein unstabiles Milieu mit sich.
Glücklicherweise gibt es mehrere Methoden um dieser
Situation zu begegnen.
Die erste Verbesserung erreicht man durch Belüftung.
Das Durcheinanderwirbeln des Wassers erlaubt es den Austausch von Gasen mit der
Luft zu erleichtern, was eine Zufuhr an gelöstem Sauerstoff mit sich bringt und
auch ein Ausscheiden von überschüssigem CO2. Ist dieser Giftstoff
weg, so tendiert der pH-Wert dazu wieder zu steigen und die allgemeine Lage
wird dadurch besser (jedoch noch immer nicht genügend).
Die zweite Lösung bringt uns die sogenannte alkalische
Reserve. Zu Beginn des Artikels haben wir gesehen, dass Wasser nicht rein ist.
Unter den vielen Substanzen, die es enthält, befinden sich alkalische Elemente,
die eine Reaktion mit der Kohlensäure haben können. Man könnte sagen, dass
diese Elemente aus der alkalischen Reserve die Kohlensäure fesseln und so die
Schwankungen des pH-Wertes abfedern, die durch das Entstehen dieser Säure
aufkommen. Diese Reserve an Elementen besteht hauptsächlich aus Karbonaten und
Bikarbonaten. Anhand von CaCO3 Kalziumkarbonat (Kreide) wollen wir
sehen wie dies funktioniert.
a) falls keine Karbonate vorhanden sind:
H2O + CO2 ↔ H2CO3
↔HCO3 + H+ (Säurebildung und Absturz des pH-Wertes)
b) in Präsenz von Kalziumkarbonat:
H2O + CO2 ↔ H2CO3
H2CO3 + CaCO3 (unlöslich)
↔ Ca(HCO3)2 (löslich)
Hier werden die unlöslichen Karbonate in lösliche
Bikarbonate umgewandelt: das CO2 wurde ˝gefangen genommen˝
und der pH-Wert sinkt nicht.
Wenn dagegen CO2 fehlen würde (ein
Überschuss an Algen kann am Tag die CO2–Konzentration senken), beobachtet
man eine Veränderung des Gleichgewichts nach links mit der Produktion von
Karbonaten, die die Kalkbildung beschleunigen und CO2 freisetzen:
Ca(HCO3)2 (löslich) → CaCO3 (unlöslich)
+ H2O + CO2 bis ein neues Gelichgewicht entsteht. Der
pH-Wert und das CO2 sind im Gleichgewicht gehalten. Wasser das reich
an Karbonaten und Bikarbonaten ist, stellt also ein stabiles Milieu dar, wie es
von der Fauna und Flora gebraucht wird.
Regenwasser ist entmineralisiert und kann nicht als
Puffer wirken. Beim Durchqueren der Atmosphäre wird es mit CO2
aufgeladen und wird sauer, da es keine alkalische Reserve hat.
¨
Der
Regen fällt oder läuft über kalkhaltiges Gestein: das saure Wasser löst das
Karbonat und lädt sich mit Bikarbonat auf. Es wird so «kalkreicher». Dieses
Wasser entspricht unserem Leitungswasser (wir bemerken, dass es eine gewisse
Pufferwirkung hat!).
¨
Das
Regenwasser fällt sofort in einen schwach gepufferten Teich, dann befinden wir
uns in der gleichen Lage wie unter a) mit Abfall des pH-Wertes.
¨
Wenn
es dagegen in einen gut gepufferten Teich fällt befinden wir uns in der
Situation wie unter b) beschrieben und das Gelichgewicht bleibt bestehen.
Trotzdem sollte man beachten, dass die alkalische Reserve eines Teiches
permanent Tendenz hat abzunehmen. Man muss diese Reserve also überwachen und
ergänzen.
Teil 3: Von der Theorie zur Praxis.
Befassen wir uns mit den Verbindungen zwischen der
alkalischen Reserve, der Härte und den Ergebnissen aus unseren Routinetests.
Wir werden sehen, dass es in der Praxis einige Unterschiede gibt.
Die Härte gibt Aufschluss über den Gehalt von
Magnesium (Mg++) und vor allem von Kalzium (Ca++). Man
findet diese beiden hauptsächlich in Form von Karbonaten (CO3--)
und Bikarbonaten (HCO3-) vor, weniger als Sulfate (SO4--)
und Chloride (Cl-). Man kann diese Komponenten in 2 Teile aufteilen:
¨
Die
Karbonate und Bikarbonate die sich beim Kochen absetzen (das ist der Kalk, der
sich am Gefässboden oder an Hitzewiderständen der Aquarien absetzt); man
spricht von temporärer Wasserhärte
(sie verschwindet wieder) oder Karbonathärte
oder KH.
¨
Der
Rest befindet sich nach dem Kochen noch immer in Lösung; das ist die Nichtkarbonathärte (P) oder permanente Wasserhärte. Die Kalzium-
und Magnesiumsulfate und Chloride bilden die Nichtkarbonathärte.
Die Gesamtwasserhärte (GH) ist also die Summe der Karbonathärte (KH) und der Nichtkarbonathärte (P). Das angewandte Maß ist von Land zu Land verschieden. Das deutsche Maß wird am meisten verwendet. Die meisten Tests sind nach deutschem Maß geeicht. 1°d = 10 mg/l CaO (Kalziumoxid) während
1°f (Frankreich) = 10 mg/l CaCO3 (Kalziumkarbonat).
¨ Die Wasserhärte informiert über den Kalzium- und Magnesiumgehalt. Nicht über die anderen Mineralien wie Natrium oder Kalium zum Beispiel.
¨ Die KH ist also lediglich die Summe der Kalzium- und Magnesiumkarbonate und Bikarbonate.
¨ Die GH stellt die Summe von KH und etwas anderem (P) dar.
¨ Es ist also unmöglich eine GH zu erhalten, die kleiner als die KH ist, selbst wenn P gleich 0 ist hat man GH = KH da P nicht negativ sein kann. Trotzdem zeigt die Praxis des öfteren Werte der GH die kleiner sind als die der KH.
Die flüssigen Teststoffe die man im Handel bekommt messen die Wasserhärte nicht laut der hier erwähnten Theorien. In Wirklichkeit misst der KH-Test den kompletten alkalischen Gehalt. Das heisst er misst den globalen Gehalt aller alkalischen und erdalkalischen Karbonate, Bikarbonate und Hydroxide, nicht nur die von Kalzium und Magnesium!
Der GH-Test misst die Gesamtheit der Kalzium- und Magnesiumionen. Er misst also das Ca++ und Mg++ in Form von Karbonaten und Bikarbonaten (die theoretische KH), in Form von Sulfaten und Chloriden (die theoretische P) aber auch in Form von Oxiden, Nitraten und Hydroxiden.
Die Erklärungen in einem Beispiel:
Wenn man ein Karbonat oder Bikarbonat ohne Kalzium oder Magnesium hinzugibt (z.B. Kaliumkarbonat):
¨ wird die alkalische Reserve ansteigen, der pH-Wert auch;
¨ die getestete KH wird auch zunehmen (der Test begreift ja alle Bikarbonate);
¨ der getestete GH-Wert wird nicht steigen da man ja kein Kalzium oder Magnesium hinzugefügt hat. In der Praxis ist es also durchaus möglich die KH zu verändern ohne die GH anzutasten, was theoretisch nicht funktioniert.